Zwischen Freud und Leid

Als Verantwortlicher für das Immobiliengeschäft ebenso wie für immobiliennahe Produkte wie Pfandbriefe hat man es dieser Tage gar nicht so leicht, wobei die Zeiten, in denen man es als Hypothekenbanker noch wirklich leicht hatte, ohnehin schon lange zurückliegen. Einerseits betrachtet man die Geldpolitik der EZB mit großer Skepsis, andererseits befördern hohe Liquidität und niedrige Zinsen verbunden mit einem Anlagenotstand natürlich das eigene Geschäft. Immobilien sind als Investitionsobjekte gefragt wie selten zuvor, der Pfandbrief mit seinem hohen Qualitätsanspruch ist ohnehin erste Wahl für Investoren, auch wenn die Negativrenditen natürlich ein bisschen dämpfend wirken. Aber solange es kaum positiv rentierende Alternativen gibt, ist ein bisschen weniger negativ schon wieder besser.

So konnte der in diesem Jahr ausscheidende vdp-Präsident Jan Bettink denn auch einerseits von einem besonders starken Wachstum bei der Finanzierung von Wohnimmobilien, einem etwas schwächeren Plus bei Gewerbeimmobilien und einem Schrumpfen der Staatsfinanzierung berichten. Zur Refinanzierung wurden 2015 Pfandbriefe im Volumen von 58,1 Milliarden Euro begeben, fast 13 Milliarden mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Emissionen im Benchmarkvolumen stieg dabei von 30 auf 45, das Volumen von 19,6 auf 26,75 Milliarden Euro. Bemerkenswertes gibt es vom Pfandbriefumlauf zu berichten. Dieser war zwar wiederum rückläufig, zum 14. Mal in Folge, dabei waren erstmals mehr Hypothekenpfandbriefe (204 Milliarden Euro) im Umlauf als öffentliche Pfandbriefe (181 Milliarden Euro).

Andererseits musste er sich viele Fragen zur Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells Pfandbriefbank gefallen lassen, die EZB-Politik und Regulatorik stellen es zumindest infrage. Natürlich glaubt der überzeugte Immobilienbanker Bettink auch weiterhin an eine Daseinsberechtigung der Spezialbanken, räumte aber durchaus ein, dass es zu Anpassungen am Geschäftsmodell kommen müsse und werde. Vor allem Basel IV mit seinem Angriff auf die Langfristkultur ist den vdp-Verantwortlichen ein Dorn im Auge. Ob sich jedoch noch Abschwächungen der Vorschriften aushandeln lassen, gilt keineswegs als ausgemacht. Dabei sei ein fokussiertes Geschäftsmodell nicht von Nachteil, denn dadurch seien die Risiken besser beherrschbar. Und in unsicheren Zeiten war bislang immer Sicherheit gefragt, auch das will Bettink als Bestätigung gewertet wissen. Dabei wird aber auch eine Rolle spielen, ob sich der Markt von den massiven Eingriffen, sprich Käufen der Notenbanken wieder erholt, und wenn ja, wie schnell?

Es bleibt also auch künftig wahrlich noch genug zu tun für den Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt und seinen designierten neuen Präsidenten, Louis Hagen, seinen Vorgänger im Amt und derzeitigen Vorstandsvorsitzenden der genossenschaftlichen Münchener Hypothekenbank. Dieser kennt immerhin Markt und Verband, das mag sicherlich helfen. P.O.

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