Der Pfandbrief... wird nie langweilig

Er ist das Vorzeigeprodukt des deutschen Kapitalmarktes. Es ergeht kaum eine gesetzliche oder aufsichtsrechtliche Regelung, die keine Sonderbehandlung für ihn vorsieht. Die hat er sich aufgrund der Sicherungsmaßnahmen - die zum Schutze der Investoren geschaffen wurden und regelmäßig verbessert werden - auch verdient. Einen großen Anteil, dass dies so ist, hat der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Auch mit Blick auf die Harmonisierung der Pfandbriefgesetzgebung in Europa scheint es wiederum zu gelingen, größte Teile der deutschen Standards und Qualitätsstandards zu verteidigen und als allgemeines Recht zu etablieren. Einer von der europäischen Bankenaufsicht EBA im Auftrag der EU-Kommission erstellten Studie mit "Best Practise Empfehlungen" zufolge sind rund 90 Prozent der Vorschläge den deutschen Regelungen sehr ähnlich.

Hinsichtlich der möglichen Varianten eines einheitlichen europäischen gesetzlichen Rahmens bevorzugen die vdp-Verantwortlichen die "Minimum-Version" und sehen diese auch als die wahrscheinlich in der Praxis umgesetzte an. Hierbei würde es relativ hohe Mindeststandards geben, weitergehende (nationale) Regelungen blieben aber erlaubt. Demgegenüber steht die "Maximum-Version", nach der es eine Begrenzung der Qualitäts-Standards nach oben geben würde. Je nachdem, wie diese Standards ausfallen, müsste der deutsche Pfandbrief eventuell sogar "abrüsten". Aus Sicht des vdp ist diese Variante aufgrund der je nach Land unterschiedlichen Insolvenzregelungen allerdings kaum durchsetzbar.

Neben dem Dauerbrenner Regulierung zeichnet auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld die ein oder andere Sorgenfalte auf die Stirn der Pfandbriefvorkämpfer. Die Europäische Zentralbank habe mit ihrer Geldpolitik den Zinsmarkt abgeschafft. Vor allem einlagenlastige Institute würden dadurch "platt gemacht", so vdp-Präsident und Hypothekenbank-Berlin-Chef Jan Bettink. Zudem habe sich die Europäische Zentralbank mit ihrem Kaufprogramm unter enormen Druck gesetzt und verzerre dabei den Markt für Covered Bonds erheblich. Eine Risikodifferenzierung sei nicht mehr da und Investoren beklagen die geringe

Zuteilung bei Neuemissionen, da die EZB möglichst viele Bonds kaufen möchte. So fasst Bettink einige der Probleme im Markt zusammen. Der deutsche Pfandbrief zeigt sich davon immer noch weitgehend unberührt.

Bei allem Lob für den Pfandbrief darf aber nicht vergessen werden, dass einige der Emittenten alles andere als gut dastehen. Manche Häuser befinden sich in Abwicklung, andere suchen einen neuen Eigentümer und wiederum andere wurden mithilfe der übrigen Banken vor dem Untergang bewahrt - wie jüngst die Düsseldorfer Hypothekenbank, die durch den Einlagensicherungsfonds des privaten Bankenverbands übernommen wurde. Dass ist aber kein Pfandbriefproblem, sondern der übermäßig starken Zuneigung dieser Häuser zum Geschäftsmodell der Staatsfinanzierung geschuldet, das sich bereits vor dem Ausbruch der Staatsschulden- und Finanzmarktkrise als nicht nachhaltig erwiesen hat. Dadurch ist auch das Volumen umlaufender Pfandbriefe weiter rückläufig, denn das stabile Hypothekengeschäft kann die massiven Tilgungen bei den öffentlichen Pfandbriefen in keinster Weise kompensieren. Muss es das aber überhaupt? Immerhin steigt die Zahl der Pfandbriefemittenten kontinuierlich an, da mittlerweile auch immer mehr kleinere Banken wie Sparkassen den Pfandbrief nutzen, um die langfristigen Ausleihungen fristenkongruent zu refinanzieren. Mit den zwar üppig vorhandenen, aber mittlerweile hauptsächlich täglich fälligen Einlagen geht das nicht.

Wenn demnächst auch die Bausparkassen das Pfandbriefprivileg per Gesetz zugesprochen bekommen, steigt die Emittentenzahl weiter. Das freut natürlich auch den Hauptgeschäftsführer des vdp, Jens Tolckmitt, wobei da bestimmt auch eine Stück weit das Herz des Kaufmanns schlägt, der sich auf neue und zahlende Mitglieder freut. ber

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