Optimismus statt Trump-Beben

Realkredite: Stand 28. November 2016 Quelle: Dr. Klein & Co. AG

Am Tag, als das angeblich Unmögliche geschah und Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewann, war weltweit ein großes Beben an den Finanzmärkten befürchtet worden. Aber dieses blieb nach anfänglichen Turbulenzen aus. Was aber geschah, war etwas ganz anderes: Vor allem in den USA selbst machte sich spekulativer Optimismus breit. Eine höhere Inflationsrate wird nun für möglich gehalten. Auch halten es viele Investoren für denkbar, dass der neue Präsident einen Infrastruktur-Boom auslösen könnte. Er hatte im Wahlkampf versprochen, viele Straßen und Brücken erneuern zu lassen. Und, so zynisch das klingt, auch eine mögliche Mauer zu Mexiko wäre ein kleines Konjunkturprogramm. Das deutsche Unternehmen Heidelberg Cement macht sich bereits nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden Bernd Scheifele große Hoffnungen, den Beton zuzuliefern. Aber was für ein Pech für die Kurpfälzer: Trump will "nur noch" an einigen Stellen der 3 000 Kilometer langen Grenze einen Zaun bauen, tat er in einem Interview kund. Und genauso unklar ist die Einhaltung aller anderen Wahlversprechen. Egal, denken sich die risikofreudigen Spekulanten und flüchten aus dem Anleihenmarkt hinein in den Aktienmarkt. Der Ausverkauf bei beispielsweise auch deutschen Bundesanleihen führt zu sinkenden Kursen und steigenden Zinsen. Im Oktober zog die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihe leicht an. Und die Zinsen für Baufinanzierungen orientieren sich bekanntlich zu einem großen Teil an den Renditen langfristiger Anleihen. Steigen also die Zinsen der Staatsanleihen, verteuern sich die Zinsen für Pfandbriefe, mit denen Banken häufig ihre Baudarlehen finanzieren. Und diese teureren Finanzierungszinsen wiederum werden in Form von höheren Bauzinsen an die Kunden weitergegeben. Folge: Eine steigende Zinstendenz - freilich sehr zaghaft. Das historisch günstige Baugeld wird folglich wieder ein bisschen teurer. Der Wert dieser Teuerung lag in den vergangenen Wochen etwa bei knapp 0,2 Prozentpunkten.

Janet Yellen, die Chefin der amerikanischen Notenbank Fed, hat sich während des Wahlkampfes jedenfalls nicht vom Gepolter Trumps beeinflussen lassen und auf Ihrer jüngsten Sitzung die Leitzinsen zunächst nicht angehoben - vermutlich, um die Wahl nicht zu beeinflussen. Trump jedenfalls kündigte im Wahlkampf an, Yellen des Amtes zu entheben. Die USA seien bereit für höhere Zinsen, tönte er im Wahlkampf. Die kommende Fed-Sitzung ist bald, am 14. Dezember. Also zu einer Zeit, in der Trump noch nicht im Amt sein wird. Wird sie die Zinsen anheben? Leise Andeutungen hatte sie in der Vergangenheit gemacht.

Die EZB allerdings bleibt bei ihrer rigorosen Nullzinspolitik. Und Mario Draghi bleibt bei seinen vagen Andeutungen. Im Dezember könnte eine mögliche Weichenstellung anstehen, ließ er auf der vergangenen Sitzung verlauten. Experten rechnen jedoch mit einem weiteren strengen Blick vom Frankfurter Mainufer auf die Zielinflationsrate von zwei Prozent. Die expansive Geldpolitik wird also vermutlich fortgesetzt. Anleihekäufe werden bis März 2017 in vollem Umfang getätigt. Monatlich sind das Transaktionen von stattlichen 80 Milliarden Euro. Und die meisten Marktbeobachter gehen davon aus, dass dieses Anleiheankaufprogramm noch einmal um weitere sechs Monate verlängert wird. Die Inflation indes hat zuletzt nur leicht zugelegt, was zu weiten Teilen auf höhere Ölpreise zurückzuführen ist. Eine Entwicklung, die zukünftig noch weiter Fahrt aufnehmen könnte. Denn die Opec-Staaten - möglicherweise mit der Kooperation einiger Nicht-Opec-Staaten - planen in diesen Tagen. Ein Abkommen zur Stabilisierung von Förderquoten und Ölpreisen zu unterzeichnen.

Auch von einer Erholung des Arbeitsmarktes kann nur in wenigen Ländern der Eurozone gesprochen werden. Und: Konsumlaune kommt in den südeuropäischen Ländern mit ihren teils zweistelligen Arbeitslosenquoten nicht wirklich auf. Die Bürger der Konjunkturlokomotive Deutschland sind aktuell vor dem Weihnachtsgeschäft nicht gerade in Kauflaune. Vorsicht ist hierzulande immer ein Dauerberater. Gründe? Nicht immer nötig. Der Konsumklimaindex der GfK zeigt diese Entwicklung: Er sank um 0,3 auf 9,7 Punkte und liegt zum ersten Mal seit Juni unter der Marke von zehn Punkten. Immerhin kletterte die Konjunkturerwartung um 6,8 auf 13 Punkte. dro

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