Corona verschlechtert die Zahlungsmoral

Quelle: Creditreform

Die große Pleitewelle ist dank der staatlichen Hilfen bislang ausgeblieben. Und selbst ernsthafte Kreditausfälle sind bislang kaum zu beobachten. Doch: Die Pandemie habe der Wirtschaft erheblichen Schaden zugefügt und beispielsweise internationale Lieferketten unterbrochen sowie Kapitalreserven vernichtet, warnt die Creditreform in ihrem „Zahlungsindikator Deutschland“ Sommer 2021. Darauf müssten sich Kreditgeber und Lieferanten einstellen.

Die Warnsignale mehren sich: So verzeichneten die Lieferanten und Kreditgeber in Deutschland der Umfrage zufolge im 1. Halbjahr 2021 eine Zunahme von Zahlungsverzögerungen. Auf Basis von mehr als 3,9 Millionen Rechnungsbelegen aus dem Creditreform Debitorenregister Deutschland (DRD) wurde ein durchschnittlicher Zahlungsverzug im B2B-Geschäft von 10,23 Tagen ermittelt (2. Halbjahr 2020: 9,79 Tage). Deutlich gestiegen ist der Zahlungsverzug insbesondere bei Geschäften mit Industriekunden aus Bereichen wie Chemie und Kunststoffe, Konsumgüter, aber auch Verkehr und Logistik.

1._zahlungsziele_so-21_350dpi_0_vxl.jpg

Und das, obwohl die Zahlungsziele für die Kunden in den zurückliegenden Monaten bereits tendenziell auf durchschnittlich 31,89 Tage gekürzt wurden. (2. Halbjahr 2020: 31,98 Tage). „Offenbar wollten Lieferanten und Kreditgeber damit auch Befürchtungen von steigenden Zahlungsausfällen und Insolvenzen entgegenwirken“, sagt Creditreform Sprecher Hantzsch. Um den Zahlungseingang zu beschleunigen, können die Zahlungsfristen herabgesetzt werden. Die durchschnittliche Forderungslaufzeit nahm dennoch im 1. Halbjahr 2021 auf 42,12 Tage zu (2. Halbjahr 2020: 41,77 Tage).

Auf 9,23 Tage gestiegen ist der Zahlungsverzug bei Geschäftstransaktionen mit Großunternehmen (mehr als 250 Arbeitnehmer). Damit mussten Lieferanten und Kreditgeber längere Forderungslaufzeiten einplanen – 44,24 Tage waren es im 1. Halbjahr 2021 (2. Halbjahr 2020: 44,05 Tage). Auch kleine Unternehmen (bis 50 Mitarbeiter) ließen ihre Gläubiger länger auf den Geldeingang warten. Auf 12,10 Tage war deren Zahlungsverzug gestiegen (+ 0,41 Tage). Die gesamte Außenstandsdauer war mit 38,91 Tagen aber deutlich geringer als bei Großkunden.

2._rechnungswert_so-21_350dpi_0_vxl.jpg

Kleiner Hoffnungsschimmer: Der durchschnittliche Wert von verspätet bezahlten Rechnungen blieb geringer als vor der Corona-Krise. Im 1. Halbjahr 2021 lag der Rechnungsbetrag im Durchschnitt bei 1.992 Euro (2. Halbjahr 2020: 1.970 Euro). Das sind rund sieben Prozent weniger als vor der Corona-Krise (2.137 Euro). Der Grund ist, dass sich die Zahl größerer Geschäftstransaktionen in der Krise verringert hat. Dieser Rückgang ist immer noch nicht aufgeholt.

All das ist noch nicht dramatisch. Doch der beginnende Konjunkturaufschwung könnte dadurch Gegenwind bekommen, so die Creditreform.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X