Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet

Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Juli 2018 wurden die Richtlinien für die Vergabe von Unternehmenskrediten im zweiten Quartal 2018 per saldo gelockert. Mit dieser Lockerung (minus 3 Prozent) der Kreditrichtlinien (das heißt der internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Kreditgewährung) setzte sich laut EZB der Trend vom Vorquartal (minus 8 Prozent) bei den Standards für Unternehmenskredite fort; die Entwicklung stand im Einklang mit den Erwartungen der Banken aus der vorherigen Erhebung. Bei den Richtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte wurde ebenfalls eine Lockerung gemeldet (per saldo minus 8 Prozent der teilnehmenden Banken nach minus 11 Prozent im Vorquartal), und auch die Richtlinien für die Vergabe von Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte wurden gesenkt (minus 3 Prozent, wie zuvor).

In allen drei Segmenten hatten der Umfrage zufolge Wettbewerbsdruck und die Risikoeinschätzung einen lockernden Einfluss auf die Kreditrichtlinien, während sich die Refinanzierungskosten und die bilanziellen Restriktionen der Banken sowie deren Risikotoleranz weitgehend neutral auswirkten. Für das dritte Jahresviertel 2018 erwarten die Banken per saldo eine weitere Lockerung der Kreditrichtlinien in den drei Segmenten.

Die Bedingungen für die Neukreditvergabe der Banken insgesamt (das heißt die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Kreditbedingungen) wurden im Berichtsquartal in allen Kreditkategorien gelockert; dies geschah vorwiegend über eine Verringerung der Margen für durchschnittliche Kredite, aber auch die Margen für risikoreichere Darlehen wurden in allen Kreditkategorien gelockert, wenn auch in geringerem Maße.

Die Kreditnachfrage zog im zweiten Quartal 2018 in allen Darlehenskategorien per saldo weiter an. Die steigende Nachfrage nach Unternehmenskrediten war in erster Linie auf das allgemeine Zinsniveau, die Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie auf Fusions- und Übernahmeaktivitäten zurückzuführen. Als Grün de für die stärkere Nettonachfrage nach Wohnungsbaukrediten wurden erneut vor allem das insgesamt niedrige Zinsniveau, die günstigen Aussichten am Wohnimmobilienmarkt sowie das Verbrauchervertrauen genannt. Das Verbrauchervertrauen, die Ausgaben für Gebrauchsgüter und das niedrige allgemeine Zinsniveau leisteten erneut einen positiven Beitrag zur Nettonachfrage nach Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte.

Mit Blick auf die Auswirkungen der notleidenden Kredite (NPL) der Banken auf deren Kreditvergabepolitik berichteten die Institute des Euro-Währungsgebiets, dass die notleidenden Kredite in den vergangenen sechs Monaten in allen Darlehenskategorien zu einer Verschärfung ihrer Kreditrichtlinien und -bedingungen geführt hätten. Diese verschärfende Wirkung hat jedoch verglichen mit dem von 2014 bis 2017 gemessenen Einfluss insgesamt nachgelassen und dürfte sich in den kommenden sechs Monaten weiter verringern. Die NPL-Quoten der Banken beeinflussten deren Kreditvergabepolitik in erster Linie über ihren Effekt auf die Risikoeinschätzung, die Risikotoleranz und die Kosten der Bilanzbereinigung. Was schließlich die Festlegung der Kreditmargen der Banken anbelangt, so wurden der Wettbewerb und Profitabilitätsziele in allen Darlehenskategorien als die bedeutendsten Einflussgrößen der vergangenen sechs Monate genannt; diese Faktoren hatten zwischen Anfang 2014 und Ende 2017 auch am stärksten an Bedeutung gewonnen.

Die viermal im Jahr durchgeführte Umfrage zum Kreditgeschäft wurde vom Eurosystem entwickelt, um einen besseren Einblick in das Kreditvergabeverhalten der Banken im Euroraum zu gewinnen. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Ergebnisse der Umfrage vom Juli 2018 auf Veränderungen im zweiten Quartal des laufenden Jahres und auf Veränderungen, die für das dritte Vierteljahr 2018 erwartet werden. Die Befragung wurde vom 18. Juni bis zum 3. Juli 2018 durchgeführt. Es nahmen 149 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 Prozent.

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