Umfrage zum Kreditgeschäft

Europäische Zentralbank, EZB
Foto: Europäische Zentralbank

Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Januar 2022 wurden die Kreditrichtlinien (das heißt die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Kreditgewährung) für Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien) im vierten Quartal 2021 minimal verschärft. Per saldo meldeten 2 Prozent der Banken eine Veränderung. Die Vergaberichtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte blieben indes unverändert (Nettoanteil von 0 Prozent der befragten Banken), während jene für Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte unter dem Strich geringfügig gelockert wurden (Nettoanteil von minus 4 Prozent). Die befragten Banken schätzten die Kreditrisiken der Unternehmen und privaten Haushalte insgesamt günstig ein. Ausschlaggebend hierfür war ihre positive Beurteilung der Wirtschaftsaussichten trotz der aktuellen Pandemielage und der Beeinträchtigung durch Lieferengpässe. Für das erste Quartal 2022 erwarten die Banken weitgehend gleichbleibende Richtlinien für die Vergabe von Unternehmenskrediten und etwas strengere Vergaberichtlinien für Wohnungsbaukredite. Bei den Konsumentenkrediten wird indes mit einer weiteren Lockerung gerechnet.

Die Bedingungen für die Neukreditvergabe der Banken insgesamt (das heißt die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Kreditbedingungen) blieben im Schlussquartal 2021 sowohl bei den Unternehmenskrediten als auch bei den Krediten an private Haushalte nahezu unverändert. Die Margen für durchschnittliche Unternehmens- und Wohnungsbaukredite wurden unter dem Strich weiter verengt, während die Margen für risikoreichere Ausleihungen in beiden Kreditkategorien ausgeweitet wurden. Bei Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte blieben die Margen indes sowohl für durchschnittliche als auch für risikoreichere Ausleihungen im Wesentlichen stabil.

Die befragten Banken meldeten für das vierte Quartal 2021 per saldo eine deutlich höhere Nachfrage nach Unternehmenskrediten und Inanspruchnahme von Kreditlinien. Zurückzuführen war dies auf einen gestiegenen Finanzierungsbedarf für Betriebsmittel und Anlageinvestitionen. Auch der sonstige Finanzierungsbedarf, zum Beispiel für Fusionen und Übernahmen sowie für Umfinanzierungen und Umschuldungen, leistete den Banken zufolge einen positiven Beitrag zur Kreditnachfrage. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten sowie nach Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte nahm im vierten Quartal 2021 per saldo zu. Gestützt wurde die Kreditnachfrage der privaten Haushalte in allen Kategorien durch das Verbrauchervertrauen sowie das niedrige allgemeine Zinsniveau. Die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt kurbelten die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten zusätzlich an, während Ausgaben für Gebrauchsgüter die Nachfrage nach Konsumentenkrediten leicht dämpften. Für das erste Quartal 2022 rechnen die Banken per saldo mit einem weiteren Anstieg der Kreditnachfrage der Unternehmen wie auch der privaten Haushalte.

Der Zugang der Banken im Euroraum zur Finanzierung über Kundeneinlagen verbesserte sich den Angaben der Banken zufolge im letzten Jahresviertel 2021 weiter. Zudem gaben die Banken an, dass sich regulatorische und aufsichtliche Aktivitäten im Jahr 2021 positiv auf ihre Eigenkapitalposition ausgewirkt hätten. Zu den Auswirkungen notleidender Kredite (NPL) teilten sie mit, dass die NPL-Quoten in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu einer moderaten Straffung ihrer Richtlinien für Unternehmenskredite sowie für Konsumentenkredite geführt hätten, während der Effekt bei den Wohnungsbaukrediten weitgehend neutral ausfiel.

Für Unternehmenskredite wurden in allen wichtigen Wirtschaftssektoren per saldo moderat verschärfte oder weitgehend gleichbleibende Richtlinien gemeldet. Außerdem berichteten die befragten Banken, dass staatliche Garantien, die aufgrund der Corona-Pandemie gewährt wurden, die Kreditrichtlinien für Unternehmen auch in der zweiten Jahreshälfte 2021 weiterhin stützten. Indes schwächte sich die Nachfrage nach Krediten mit staatlichen Garantien per saldo ab, während die Nachfrage nach Krediten ohne solche Garantien zunahm. Die viermal im Jahr durchgeführte Umfrage zum Kreditgeschäft wurde vom Eurosystem entwickelt, um einen besseren Einblick in das Kreditvergabeverhalten der Banken im Euroraum zu gewinnen. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Ergebnisse der Umfrage vom Januar 2022 auf Veränderungen im vierten Quartal 2021 sowie auf Veränderungen, die für das erste Quartal 2022 erwartet werden. Die Befragung wurde vom 13. Dezember 2021 bis zum 11. Januar 2022 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 152 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 Prozent.

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