Konjunktur

Ausblick auf 2022

Zum Ende eines jeden Kalenderjahres haben allerlei Rückblicke und Ausblicke regelmäßig Hochkonjunktur. Auch zum Thema Konjunktur will kein Asset Manager verpassen, seine Volkswirte zu Wort kommen zu lassen. So auch das französische Unternehmen Carmignac. Die wichtigsten Kernaussagen: Das globale Wachstum wird sich 2022 etwas abschwächen, doch die USA werden sich mal wieder ökonomisch vom Rest der Welt abkoppeln können. Dabei haben die Experten vier Faktoren ausgemacht, die das Wachstum belasten. Zuvorderst ist da natürlich die aktuell wütende neue Corona-Welle. Doch auch hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise bedrücken die Entwicklung. Das wiederum führe in vielen Ländern, insbesondere Schwellenländern und dem angelsächsischen Raum als drittem Belastungsfaktor dazu, dass die Geldpolitik gestrafft werde. Die Kehrseite der Medaille: Das Wachstum wird in den betroffenen Regionen gebremst. Als vierten Belastungsfaktor identifizieren die Franzosen China. Die Probleme des Immobiliensektors im Reich der Mitte dürften die mit diesem Sektor zusammenhängenden chinesischen Importe bremsen. Aber nicht nur, auch die vom Staat forcierte Entschuldung könnte laut Carmignac das Wachstum reduzieren.

Was heißt das nun für Anlagestrategie und Asset Allocation? Carmignac schlussfolgert, dass Wachstumsunternehmen mit guter "Sichtbarkeit" und einer gewissen Preisfestsetzungsmacht bevorzugt werden sollten und der US-Dollar als eine Art "save haven" diene. Zudem rechnen die Fachleute mit einem Comeback der "Covid-Gewinner"-Aktien. Mit Blick auf die Geldpolitik erwartet Carmignac vor allem für die USA, dass die Inflation gekommen ist, um zu bleiben. Im Unterschied zu Europa sei in den USA der Arbeitsmarkt sehr angespannt und leergefegt. Gergely Majoros, Portfolio Advisor bei Carmignac, wies darauf hin, dass in Europa die Arbeitsmarktdaten zuletzt noch gut waren, doch hält er diese Statistiken von Maßnahmen wie der Kurzarbeit verzerrt und positiv überzeichnet. Entsprechend waren zuletzt schon auf eine Straffung vorbereitende Töne bei der Fed eindeutig zu vernehmen. So hat deren Chef Jerome Powell in einer Kongressanhörung gesagt, dass ein früherer Ausstieg aus den Wertpapierkaufprogrammen geprüft werde. Dies wurde mit einer Neubewertung des Inflationsrisikos begründet.

Die für deutsche Banken spannende Frage ist nun, was bedeutet das für die Geldpolitik in Europa? Kurzfristig - und daran hat man sich als Banker hierzulande ja leider schon fast gewöhnt - dürfte sich aufgrund des geringeren beziehungsweise schneller wieder nachlassenden Inflationsdrucks, insbesondere auch in Anbetracht der aktuell wütenden Corona-Welle, nichts ändern. Auch Carmignac rechnet bei der EZB mit einer langen Vorbereitungszeit einer geldpolitischen Wende. Doch wenn es in den USA tatsächlich zu einem echten Wechsel der Geldpolitik kommt, dann dürfte auch der Druck auf die EZB wachsen. Steigende Zinsen würden die Kapitalströme in Richtung USA umlenken und somit für einen geschwächten Euro sorgen. Neben wackelnden Aktienmärkten insbesondere auch in Deutschland mit der hohen Quote US-amerikanischen Kapitals dürfte ein schwacher Euro für eine importierte Inflation in der Eurozone sorgen. Dann könnte es auch für die EZB alternativlos werden, eine Zinswende einzuleiten. Darauf warten deutsche Banken schon lange - doch auch im nahenden Jahr 2022 wird es vermutlich noch nicht so weit sein. Spannend wird es aber werden, die Fed als Vorreiter zu beobachten.

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