Commerzbank

Dividende in Sicht

Wer hätte das nach den vielen bescheidenen Quartals- und ernüchternden HGB-Ergebnissen der letzten Jahre gedacht: Der Commerzbank droht den Zahlen des ersten Halbjahres nach für das laufende Berichtsjahr 2015 ein schöner Gewinn. Das Zwischenergebnis nach Q2 ist sogar gut genug, um erstmals seit sieben Jahren wieder eine Dividende anzupeilen. Konkret ist bei einem auf 646 Millionen Euro mehr als verdoppelten Konzernergebnis und einer Kernkapitalquote von momentan 10,5 (9,4) Prozent bei voller Anwendung der Basel-III-Regeln eine Dividendenabgrenzung von 125 Millionen Euro möglich geworden, die für das laufende Berichtsjahr 10 Cent je Aktie in Aussicht stellt.

In der Halbjahresbilanz 2015 spiegelt sich deutlich wider, was sich schon länger abzeichnet. Die Bank arbeitet in allen Segmenten kontinuierlich und vergleichsweise ungestört an der Umsetzung ihrer Strategie 2016 und wird endlich auch auf der Ergebnisseite belohnt. Die schon in den vergangenen Quartalen gut laufende Mittelstandsbank hat im ersten Halbjahr ihr operatives Ergebnis um rund 5 Prozent auf 636 Millionen Euro steigern können. Corporates & Markets haben mit 398 Millionen Euro den Vorjahreswert in etwa halten können. Und die Abbaueinheit Non-Core Assets weist zwar mit minus 342 (minus 359) Millionen Euro ein dem Vorjahreswert vergleichbares Ergebnis aus. Gleichwohl sind in den Bereichen Commercial Real Estate und Schiffsfinanzierungen weitere 10 Milliarden Euro an Exposures at Default abgebaut worden. Gegenüber dem Jahre 2012 bedeuten die verbliebenen 27 Milliarden Euro eine Halbierung.

Bemerkenswert ist das Halbjahresergebnis 2015 allerdings nicht nur wegen der wiedererlangten Dividendenfähigkeit, sondern auch wegen des Ergebnisbeitrags des Privatkundensegmentes. Man muss die erreichten 332 Millionen Euro sicherlich noch nicht als volle Ausschöpfung des Potenzials deuten, von der Bank werden sie aber als Beleg für den lange erhofften Turnaround gewertet. Zu verdanken sind diese Erfolge im Privatkundengeschäft höheren Zinserträgen im Kreditgeschäft, einem anhaltend florierenden Neugeschäft mit Baufinanzierungen - hier wird der Marktanteil inzwischen auf über 11 Prozent veranschlagt - sowie gesteigerten wieder kehrenden Kundenanlagen im Bereich von Vermögensverwaltungsprodukten und einer erfreulichen Entwicklung bei sogenannten Premiumdepots. Zudem konnte mit insgesamt 68 000 Nettoneukunden in Q2 dieses Jahres die diesbezügliche Bilanz seit Jahresende 2012 auf 666000 geschraubt werden.

So eindrucksvoll dieses Zwischenresümee der Neukundenakquise isoliert betrachtet auch klingen mag: Die angestrebte 1 Million Neukunden in der verbleibenden Zeit noch zu realisieren wird ebenso als ambitioniert angesehen wie die Zielgröße einer Cost Income Ratio von 60 Prozent. Denn mit 68,3 Prozent liegt die Quote in der Kernbank aktuell noch deutlich darüber. Dabei können speziell im Segment Privatkunden die zum Q2 erzielten 79,0 Prozent sicherlich nicht das letzte Wort sein.

Ebenso wie es Martin Blessing im Februar dieses Jahres bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2014 gehalten hatte, mochte auch Finanzvorstand Stephan Engels bei der Bewertung der Halbjahreszahlen noch keineswegs von den Vorgaben der Strategie 2016 abrücken. Und das hat durchaus seine Berechtigung. Denn allen Widrigkeiten der Zinsentwicklung und Verschärfungen der regulatorischen Auflagen zum Trotz konnte man bei der Commerzbank seit der Formulierung und Umsetzung der strategischen Ziele in allen Geschäftsbereichen Fortschritte erkennen. Dieses Signal an die Märkte ist für die weitere Entwicklung der Bank wahrscheinlich wichtiger als die ständige Anpassung der möglichen Zielerreichungsgrade an sich verändernde Rahmenbedingungen. Zwar wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit zu gegebener Zeit erklären beziehungsweise die Märkte darauf vorbereiten müssen, dass ein Teil der Ziele nicht erreicht werden kann. Aber noch bleibt ein wenig Zeit - vielleicht sogar um weiter positiv zu überraschen.

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