Sparkassen

Kölner Dilemma

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"Wir bereiten uns mit Hochdruck darauf vor, die Anforderungen einer EZB-Bankenaufsicht erfüllen zu können!" Diese Worte vom Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst, zeigen die ganze Problematik, mit der sich die erfolgreichen und weniger erfolgreichen Banken und Sparkassen dieser Republik auseinandersetzen müssen. Die extrem niedrig gehaltenen Zinsen führen zu einer Erosion der Zinserträge, da einerseits die Eigenanlagen immer weniger Ertrag abwerfen und andererseits auslaufendes Geschäft nur mit schlechter bepreistem Neugeschäft ersetzt werden kann. Das muss über Volumensteigerungen im Neugeschäft ausgeglichen werden. Entsprechend ist die Bilanzsumme der Kreissparkasse Köln in den vergangenen Jahren von 24,62 Milliarden Euro Ende 2015 auf 28,6 Milliarden Euro Ende 2020 angestiegen. Damit nähert sie sich mit großen Schritten der magischen Schwelle von 30 Milliarden Euro, ab der Institute aus Deutschland der direkten Aufsicht der EZB unterstellt werden. Die Kölner wären damit die erste richtig öffentlich-rechtliche Sparkasse, der diese Ehre zuteilwird, denn die deutlich größere Hamburger Sparkasse ist eine sogenannte Freie Sparkasse.

2020 kam aber noch ein Sondereffekt hinzu: Aufgrund der mit der Corona-Krise verbundene Unsicherheit haben sich die Verbraucher beim Konsum spürbar zurückgehalten und mehr gespart. Als Folge stiegen die Einlagen bei der Kreissparkasse Köln um satte 1,63 Milliarden Euro auf 22,23 Milliarden Euro. Das ist der mit Abstand größte Zuwachs der vergangenen Jahre. Entsprechend sagt auch Wüerst: "Das schnelle Wachstum im vergangenen Jahr war von uns nicht forciert, sondern eine Folge des Einlagenwachstums." Der Vorstandschef, der seine 16. (!) Bilanzpressekonferenz als Vorsitzender absolvierte, geht aber davon aus, dass sich das in den kommenden Monaten wieder etwas relativieren werde, wenn Menschen wieder konsumieren und reisen können.

Mit 4,3 Milliarden Euro wurden noch einmal spürbar mehr Kredite ausgelegt als ein Jahr zuvor. Und trotzdem ist es nicht gelungen, die Zinsrückgänge auszugleichen. Der Zinsüberschuss sank um 21 Millionen Euro auf 365 Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss legte zwar um 5 Millionen Euro auf 183 Millionen Euro zu, was aber natürlich nicht reichte. Allerdings machte sich Corona auch hier bemerkbar: Zum einen war das Versicherungsvermittlungsgeschäft, das sehr stark von persönlicher Beratung lebt, spürbar rückläufig, zum anderen verzeichnete auch das Konsumentenkreditgeschäft Rückgänge. Da die Verantwortlichen 2020 dazu nutzten, Vorsorge in Form von pauschalen Wertberichtigungen auf das Kreditportfolio in Höhe von 26 Millionen Euro zu betreiben, rutschte das Ergebnis vor Steuern unter die psychologisch so wichtige Marke von 100 Millionen Euro.

Doch Alexander Wüerst gibt sich kämpferisch: Die Kreissparkasse Köln habe entsprechende Maßnahmen eingeleitet, das auch in den kommenden Jahren rückläufige Ergebnis aus dem Zinsgeschäft "mehr und mehr abfedern zu können". Es gebe keinen Anlass, an den 100 Millionen Euro als Ziel für das Ergebnis vor Steuern etwas zu ändern. Denn mit einer Normalisierung nach Bewältigung von Corona werden auch das Versicherungsgeschäft und das Konsumentenkreditgeschäft wieder anspringen, ist sich Wüerst sicher. Dabei hofft er auch nicht auf "Unterstützung" aus dem Verbund. Die großen Themen in Sachen Konsolidierung wie FI, DWP Bank und Deka seien geschafft, das Spitzeninstitut habe keine Priorität und eine Bereinigung auf Ebene der zahlreichen kleinen Verbunddienstleister sei "nicht kriegsentscheidend". Alles in allem klingt das sehr überzeugend. Nur der Wunsch nach "einer klitzekleinen Zinserhöhung am langen Ende" wird wohl leider nicht in Erfüllung gehen. Aber das haben die Kölner auch nicht in der eigenen Hand.

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