Kreissparkasse Köln

Ein Herz für Sparer

Alexander Wüerst, Vorsitzender des Vorstands, Kreissparkasse Köln

Quelle: Kreissparkasse Köln

Plötzlich brach es aus Alexander Wüerst heraus. Der Vorstandsvorsitzende nahm die Bilanzpressekonferenz seines Hauses, in der es üblicherweise eher um die nüchternen Zahlen geht, zum Anlass, einen emotionalen und dringlichen Appell an all die politisch Verantwortlichen dieses Landes zu richten. Auslöser ist die anhaltende Niedrigzinsphase, die Wüerst als zunehmende Bedrohung für die Sparer in Deutschland empfindet. Damit steht er keineswegs alleine dar, aber der Kölner Bankchef hat auch gleich klare Forderungen formuliert. Der Staat spare durch die Niedrigzinsphase etliche Milliarden - von 2008 bis 2016 rund 240 Milliarden Euro. Anstatt sich für die (geschenkte) schwarze Null feiern zu lassen, müsste dieses Geld zurück in die Bürger, eben in erhöhte Anreize zum Sparen, investiert werden. Die Einkommensgrenzen bei der Sparförderung insgesamt seien zu unübersichtlich, Wüerst schlägt vor, bei allen Produkten die gleichen Grenzen einzuführen und diese in diesem Zusammenhang gleich auf 50 000 für Alleinstehende und 100000 Euro für Verheiratete anzuheben.

Die Wohnungsbauprämie will Wüerst ebenfalls angehoben haben, hier sei seit 20 Jahren nichts passiert. Die Bausparförderung ist mit "krummen" 8,8 Prozent viel zu niedrig und Riester viel zu kompliziert. Die Arbeitnehmersparzulage könnte endlich von 20 Prozent auf 25 Prozent erhöht werden, der Sparerfreibetrag ordentlich aufgestockt und die 2012 abgeschafften Bundesschatzbriefe wieder eingeführt werden. Wahlen lassen sich mit solchen Forderungen sicherlich gewinnen, ob sich aber auch der eiserne Finanzminister überzeugen lässt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber der Versuch ist aller Ehren wert, auch weil Wüerst in diesem Zusammenhang die sehr intransparente Gebührenstruktur der Kreditwirtschaft bemängelte und für einfache und überschaubare Modelle plädierte.

Der Blick auf die Ertragslage der Kreissparkasse Köln lässt zudem leicht glauben, dass dies wirklich ein persönliches Anliegen von Alexander Wüerst war, und nicht als absatzfördernde Maßnahme verstanden werden sollte. Denn die Kreissparkasse Köln ist heute schon ausgesprochen erfolgreich bei der Bildung von Erspartem für ihre Kunden: Die Ein lagenbestände von Privatkunden stiegen auch 2016 wieder kräftig an, um 665 Millionen Euro auf nunmehr 12,48 Milliarden Euro. Die gesamte Geldvermögensbildung einschließlich der Wertpapiergeschäfte legte um fast eine Milliarde Euro auf 17,71 Milliarden Euro zu. Die Kreissparkasse sieht es zudem als ihren Auftrag an, die Kosten für die überschüssige Liquidität den Privatkunden vorerst nicht weiterzubelasten. Dabei machen sich nicht nur die Zahlungen an die EZB in Höhe von rund 8 Millionen Euro in der Gewinn- und Verlustrechnung bemerkbar, sondern natürlich die Konsequenzen der Niedrigzinsphase insgesamt. Der Zinsüberschuss sank um 18 Millionen Euro auf 422 Millionen Euro. Das wahrlich gute Kreditneugeschäft von 3,2 Milliarden Euro wurde zu einem guten Teil von den Tilgungen (Unternehmen 1,8 Milliarden Euro, Privatkunden 1 Milliarde Euro) aufgefressen. Dass unter dem Strich nur ein geringer Rückgang des Betriebsergebnisses auf 105 Millionen Euro steht, ist in erster Linie dem Wachstum des Provisionsüberschusses und der Kostendisziplin geschuldet. Die Zuführungen zum § 340 g betrugen wie im Vorjahr 30 Millionen Euro, die Ausschüttung soll von 12,5 auf 15 Millionen Euro erhöht werden. Wachsen will Wüerst weiterhin vor allem organisch, er sieht sein Haus, sicherlich eine der größten Flächensparkassen, mittlerweile in einer Größenordnung angekommen, bei der die Gefahr steige, dass Sparkassen ihren Charakter verlören.

Eine kleine Randnotiz: 2017 ereignet sich Historisches. Mit Jutta Weidenfeller zieht in der 164-jährigen Unternehmensgeschichte erstmals eine Frau in den Vorstand der Kreissparkasse Köln ein.

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