Gespräch des Tages

Kreissparkasse Köln - Große Ziele

Natürlich mögen es die Kreissparkassen in Zeiten harten Wettbewerbs ein klein wenig einfacher haben. Während in den größeren Städten das Gedränge groß und die Margen knapp sind, sichert das Ausweichen in die Fläche der Regionen doch ein gewiss besseres Auskommen. Doch selbst unter Berücksichtigung dieses kleinen Vorteils ist die Ankündigung der Kreissparkasse Köln bemerkenswert: Ein dreistelliges Ergebnis wollen der Vorstandsvorsitzende, Alexander Wüerst, und seine Kollegen für 2012 aus eigener Kraft erreichen. Eigentlich wäre es für 2011 schon so weit gewesen. Doch die Belastungen aus der Staatsschuldenkrise (Abschreibungen auf die PIIGS-Staaten in Höhe von 20 Millionen Euro), die Landesbank Berlin (30 Millionen Euro) und die Vorsorge für die WestLB (zehn Millionen Euro) machten den Verantwortlichen hier noch einen Strich durch die Rechnung, auch wenn man manchen Teil der Vorsorge sicherlich auch ein Stück weit als "Reserve" betrachten kann. Es blieben unter dem Strich ein Gewinn vor Steuern in Höhe von 74,2 Millionen Euro.

Bemerkenswert ist dieses Ziel deshalb, weil die Sparkassen zwar insgesamt sicherlich nicht als Verlierer der Finanzkrise gelten können, doch in den vergangenen Jahren keinem der großen Häuser der Sprung in die "Dreistelligkeit" gelang. Zum Vergleich: 2010 lag die Kreissparkasse Köln gemessen am Gewinn vor Steuern mit 54,55 Millionen Euro noch auf Platz vier der Bestenliste. Vor ihr rangierten mit der Stadtsparkasse München (95,73 Millionen Euro) und der Frankfurter Sparkasse (82,24 Millionen Euro) zwei Stadtsparkassen und der Hamburger Sparkasse (83,35 Millionen Euro) eine freie Sparkasse.

Die Kreissparkasse Köln, die 3 871 Menschen beschäftigt, ist in vier Landkreisen und 42 Kommunen des Köln/Bonner-Umlandes aktiv, hat allein 2011 Kredite in Höhe von über drei Milliarden Euro vergeben, 5000 neue Girokonten eröffnet, hat also große, aber realistische Ziele. Da darf nichts schiefgehen. Von daher ist es nicht überraschend, dass der Vorstandsvorsitzende, der gleichzeitig Landesobmann der rheinischen Sparkassen ist, vor vielen Dinge zu warnen hat. Die Regulierung und vor allem Basel III ist eines der Hauptthemenfelder. Bis zu 3,5 Milliarden Euro an Kreditvergabepotenzial kostet die Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung von acht auf zehn Prozent die Kreissparkasse nach eigenen Berechnungen. Das geht zulasten der Realwirtschaft und schmälert die Ertragsmöglichkeiten.

Darüber hinaus wirbt Wüerst für weitere Erleichterungen für Mittelstandskredite und schärfere Regelungen für undurchsichtige Handelsgeschäfte. Empirisch belegt ist, dass 2009 das für Kreditrisiken geforderte Kapital etwa zwanzig Mal so groß war wie der tatsächliche, durch Verluste bedingte Kapitalverzehr. Bei Marktpreisrisiken, deren Absicherung durch regulatorisch gefordertes Kapital weniger als die Hälfte beträgt, wurde immerhin ein Drittel durch Verluste aufgebraucht.

Doch nicht nur von den Aufsehern, auch von der eigenen Organisation hat Wüerst klare Vorstellungen. Von einer Übernahme der Verbundbankaktivitäten der WestLB durch die Helaba, die er auf gutem Wege sieht, erwartet er sich "eine Verbesserung der Leistungen als Verbundbank". Lob für die WestLB sieht anders aus. Dann die Vermeidung von Doppelarbeit: Da sowohl die Landesbank Berlin als auch die Deka den Sparkassen gehörten, wäre es "töricht, nicht zu überprüfen, wo es Überlappungen gibt und wie diese zu beseitigen sind". Damit spielt der Vorstandsvorsitzende indirekt auch auf die Konkurrenz von Zertifikaten und Fonds an.

Denn Wüerst weiß auch, dass "die Sparkassenorganisation in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Zertifikate emittiert hat und diese hohe Emissionstätigkeit zu geringeren Absätzen im Fondsgeschäft beigetragen hat". Das geht auch zulasten der Banken vor Ort. Die Kreissparkasse Köln verzeichnete 2011 beim Nettoerwerb von Wertpapieren durch die Kunden sowohl bei Aktien als auch bei Festverzinslichen ein leichtes Plus, während im Fondsgeschäft ein Minus von 100 Millionen Euro zu Buche steht. Da spielten natürlich auch die umfangreichen Beratungs- und Dokumentationspflichten eine Rolle, die die Kunden verunsicherten.

Und schließlich auch noch das Kommunalgeschäft: Natürlich seien Sparkassen der geborene Finanzier für die Kommunen. 8,7 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme der Kreissparkasse Köln sind Kommunaldarlehen. Der Durchschnitt aller rheinischen Sparkassen liegt bei 4,6 Prozent. Das sind natürlich Risikofaktoren, die vor einer keineswegs gesunden Haushaltslage der Kreise und Gemeinden nicht einfach abgetan werden können. Kommunen werden sich auf schwierigere Bedingungen einstellen müssen, so Wüerst.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X