Sparkassen

Kölner Prädikatsjahrgang

Da sag noch einer, die Sparkassen würden zunehmend Probleme bekommen, die niedrigen Zinsen zu bewältigen. Das mag manchmal der Fall sein, wobei doch meist eher Fehlentscheidungen des Managements zu unglücklichen Entwicklungen wie beispielsweise in Dinslaken führen. Genau das Gegenteil, nämlich die positiven Effekte aus richtig guten Entscheidungen, kann man Jahr für Jahr bei der Kreissparkasse Köln beobachten. Der Abschluss 2014 bekam nun von Vorstandschef Alexander Wüerst sogar die Auszeichnung "Prädikatsjahrgang". Das zeigt: Man kann den widrigen Umständen aus immer niedrigeren Zinsen einerseits und wachsendem Regulierungsaufwand andererseits durchaus erfolgreich begegnen.

Wüerst erwähnte zur Begründung des Erfolgs zum einen das günstige Umfeld: der boomende Export, die sinkende Arbeitslosigkeit, spürbare Lohnsteigerungen und der daraus resultierende rege private Konsum, ein Dax-Rekord nach dem anderen und insgesamt ein robustes Wirtschaftswachstum sind ein guter Boden für eine regional verankerte Sparkasse. Das allein reicht aber nicht. Nicht unerwähnt blieben deshalb die frühzeitige Umsetzung von Mobile-Banking-Ansätzen und Veränderungen in der Geschäftsfeldstruktur, die die Herausforderungen 2014 bewältigbar machten.

Unter dem Strich steht für 2014 ein Ergebnis vor Steuern von knapp 120 Millionen Euro zu Buche. Der Zinsüberschuss konnte getragen vom Kundengeschäft um fast zehn Millionen Euro auf 455 Millionen Euro erhöht werden. Hier hilft natürlich, dass die Kreissparkasse immer schon ausgesprochen aktivlastig ist: Von der gesamten Bilanzsumme in Höhe von rund 24 Milliarden Euro sind knapp 20 Milliarden Euro an Krediten an Kunden ausgereicht. 17,2 Milliarden Euro davon sind durch Einlagen refinanziert, die restliche Lücke wird beispielsweise durch die Emission von Pfandbriefen gedeckt. Insgesamt wurden neue Kredite im Volumen von drei Milliarden Euro vergeben, wobei das Bild divergiert: Während sowohl die privaten Kunden als auch die mittelständische Wirtschaft mehr Darlehen in Anspruch nahmen, nutzten Großunternehmen die hohe Liquidität zur vorzeitigen Tilgung. Aus der sehr guten Ertragslage heraus stärkte die Kreissparkasse Köln die Reserven um knapp 100 Millionen Euro, was die kommenden, vermutlich härteren Jahre erträglicher macht.

Wüerst schob denn auch gleich übertriebenen Erwartungen einen Riegel vor: Eine Wiederholung des Prädikatsjahrgangs werde es sicher nicht geben, dafür seien zu viele positive Faktoren zusammengekommen. Ziel der Kreissparkasse Köln bleibt ein Ergebnis von um die 100 Millionen Euro. Kritik äußerte der Sparkassen-Vorstand, der gleichzeitig Landesobmann der rheinischen Institute ist, an der Geldpolitik der EZB. Denn die Kreditwirtschaft werde dauerhaft mit Zinssätzen unter zwei Prozent nicht leben können. Es könne nicht angehen, dass man derzeit am Kapitalmarkt für europäische Staatsanleihen höhere Zinssätze bekomme, als für einen deutschen Unternehmenskredit. Das sei eine klare Fehlallokation von Kapital und gehe zulasten der künftigen Entwicklung der Volkswirtschaften.

Wohl wahr. Ändern werden wir alle das aber nicht können, solange die Zerreißprobe um die Zukunft Europas und vor allem der Griechen weitergeht. Doch vielleicht ist Köln ja das gallische Dorf aus den bekannten Comics, das auch weiterhin "Widerstand" leistet und 2015 wieder mit tollen Ergebnissen trotzt.

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