Helaba

Kontinuität

Wenn demnächst in Stuttgart der designierte Vorsitzende Rainer Neske zunächst in den Vorstand eintritt, um dann im Herbst als Nachfolger von Hans-Jörg Vetter an die Spitze zu rücken, wird man ihn in der Bank und von außen erst einmal beäugen und darauf achten, welche neuen Akzente er wohl setzen wird. In Frankfurt war eine 100-Tage-Schonfrist für den Neuen nicht notwendig, denn Herbert Hans Grüntker kennt die Bank schon seit vielen Jahren und hat - beispielsweise im institutionellen Asset Management - die heute noch gültige strategische Ausrichtung ganz maßgeblich mitgestaltet. Insofern sind es weder eine große Überarbeitung des Geschäftsmodells noch eine mögliche Konsolidierung des Landesbankensektors, die den seit 1. Oktober vergangenen Jahres amtierenden Vorstandsvorsitzenden derzeit am dringlichsten beschäftigen. Sondern er verweist auf eine "harte Arbeit im Tagesgeschäft ohne Glamoureffekt", mit der er sein Haus durch die neue Realität des Veränderungsdrucks durch Niedrigzinsen, Regulierung und Digitalisierung steuern und dabei die Position im Markt möglichst halten und ausbauen will (siehe auch Interview in diesem Heft auf Seite 368).

Mit Blick auf die Landesbankenkonsolidierung sieht er die Strukturen im Wesentlichen schon heute auf vier große Häuser bereinigt und damit gar nicht mehr so weit von diversen früheren Zielbildern entfernt. Eine mittelfristige Lösung für die HSH Nordbank, sei es im Zuge einer Privatisierung oder einer anderen Variante, hat er dabei schon antizipiert, hält sich aber mit Planspielen um Einzelheiten völlig zurück. Die Frage, ob es dabei oder darüber hinaus weitere Schritte zur Landesbankenkonsolidierung geben könnte, verweist er in den Verantwortungsbereich der Träger und vermeidet es, die Interessenlage seines Hauses festzulegen. Gleichwohl lässt er keinen Zweifel daran, dass die Helaba im künftigen Reigen der deutschen Landesbanken eine maßgebliche Rolle spielen will.

Offen zeigt sich der Helaba-Chef schon heute für konstruktive pragmatische Schritte zur Intensivierung der Arbeitsteilung unter den Landesbanken auf all jenen Feldern, die nicht unmittelbar das sichtbare Leistungsprofil seiner Bank gegenüber den Kunden prägen. Als gelungenes Beispiel für solche Projekte nennt er Paydirekt als möglichen Ansatzpunkt für weitere Überlegungen in Richtung einer Vertiefung der Arbeitsteilung sowie die angesichts der regulatorischen Änderungen notwendige Weiterentwicklung von IT-Systemen und/oder des Meldewesens.

Im eigenen Haus geht es indessen nicht um Großbaustellen, sondern um die Feinjustierung am seit Jahren grundsätzlich beibehaltenen Geschäftsmodell im Lichte der Regulierungsanforderungen. Dazu zählt Grüntker den pfleglichen Umgang mit Eigenkapital sowie die Ressourcenbindung von IT und Personal. Anhand dieser Kriterien soll durchforstet werden, welche Geschäftsfelder den gewünschten Erfolgsbeitrag bringen und damit beibehalten oder modifiziert werden sollen. Durchaus noch Wachstumschancen verspricht sich die Helaba in ihrer Funktion als Verbundbank der Sparkassen und allgemein im Markt Nordrhein-Westfalen. Dass die Frankfurter Landesbank gerade in der Zusammenarbeit mit den Sparkassen vor Ort eine Win-win-Situation für beide Partner anstrebt, wird übrigens nicht nur im eigenen Haus als Anspruch herausgestellt, sondern vielfach auch von Sparkassen als gelebte Praxis bestätigt.

Das Konzernergebnis vor Steuern 2015 von 596 Millionen Euro als sehr gut einzustufen, passt auf den ersten Blick nicht zu dem eher bedachtsam wirkenden und nicht zur Euphorie neigenden Helaba-Chef. Aber er hat mit diesem besonderen Prädikat auch schon ein wenig seinen gedämpften Erwartungen für das laufende Jahr und die Folgeperioden vorgebeugt und spürbare Abstriche beim Konzernergebnis in den Raum gestellt. Als Reaktion auf diese Art der Ertragswarnung hat die Landesbank bereits eine Anpassung der Zielvorgabe für die Verzinsung des Eigenkapitals vorgenommen. Waren das bisher 8 Prozent, so will sich die Helaba in den kommenden Jahren mit einer Spanne von 6,5 bis 8 Prozent zufriedengeben, hält diese allerdings auch für realistisch.

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