Landesbanken

Konzentration auf das Wesentliche

Die Helaba hat ihre Sache in den vergangenen Jahren zweifelsohne gut gemacht. Sie ist ohne größere Blessuren durch die Finanzkrise gekommen. Sie hat weder Eigentümer noch Staat um Hilfe bitten müssen. Sie hat mit der Übernahme des Verbundgeschäfts der früheren WestLB aktiv zur Landesbankenkonsolidierung beigetragen. Sie verfügt ganz offensichtlich über ein gutes Geschäftsmodell, denn sie hat in den vergangenen Jahren Ergebnisse auf Rekordniveau in Serie präsentiert. So konnte dank einer umsichtigen Ausschüttungspolitik das Eigenkapital durch einbehaltene Gewinne aus eigener Kraft gestärkt werden. Sie ist Verbundbank für mehr als 40 Prozent der deutschen Sparkassen. All das versetzt die hessisch-thüringisch-nordrhein-westfälische Landesbank in die glückliche Lage, aus sich selbst heraus noch ordentliches Wachstum generieren zu können.

Dabei liegt der Fokus vor allem auf Nordrhein-Westfalen. Hier soll der Standort Düsseldorf nach den Worten von Helaba-Chef Herbert Hans Grüntker ausgebaut werden, um nicht zuletzt die öffentliche Wahrnehmung der Helaba als Landesbank für NRW zu stärken. "Wir werden unsere marktbezogenen Aktivitäten in Düsseldorf stärken", sagte Grüntker vor dem International Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Hiervon erhoffen sich die Verantwortlichen mehr Geschäft mit Firmenkunden direkt ebenso wie in Kooperation mit den ansässigen Sparkassen. Von denen, auch den großen Primärbanken in Köln beispielsweise, kommt übrigens viel Lob für die Zusammenarbeit mit der Helaba. Mit derzeit gut 400 Mitarbeitern ist Düsseldorf nach Frankfurt der zweitgrößte Standort im Konzern. Das wird er auch bleiben, trotz des Ausbaus, betonte Grüntker, dem nach eigenen Angaben in Kürze zwei sehr unterschiedliche Mitarbeiterversammlungen bevorstehen - euphorisch in Düsseldorf, eher verunsichert und bedrückt in Frankfurt.

Weiteres Wachstumspotenzial für den Helaba-Konzern sieht der Vorstandsvorsitzende im Zahlungsverkehr - unter anderem bei dem Onlinebezahlsystem Paydirekt oder der Einführung von Instant Payments, also Geldtransfers in Echtzeit, der besseren Betreuung deutscher Firmenkunden bei deren Auslandsengagements, dem Asset Management oder der Immobilienfinanzierung auch als Konsortialgeschäft mit den Sparkassen, die auf der Suche nach renditebringenden, langfristigen Anlagemöglichkeiten sind.

Selbst all diese guten Möglichkeiten schützen die Helaba aber nicht vor den immer unwirtlich werdenden Rahmenbedingungen. Vor allem der Kostendruck steigt: "Für den gleichen Bankbetrieb wie heute braucht es in fünf Jahren deutlich bessere IT und deutlich mehr Personal als heute", so Grüntker. Und das gleiche Geschäftsvolumen erfordert eine spürbar höhere Eigenkapitalunterlegung, was die Bestandsausweitung natürlich einschränken wird. Doch ohne Bestandsausweitung wird es keine vergleichbaren Zinserträge geben, denn die Durchschnittsmarge sinkt weiter und weiter. Das heißt, die Zinsergebnisse werden sinken, die Kosten steigen und auch die historisch niedrigen Risikokosten tendenziell eher zunehmen, auch wenn Institute wie die Helaba nicht an den Kreditbedingungen drehen. Ein wenig bedenklich muss es da schon stimmen, wenn der - zugegebenermaßen stets vor- und umsichtige - Vorstandsvorsitzende trotz dieser durchaus respektablen Ausgangslage warnt, dass die Verantwortlichen "mit einem spürbaren Rückgang beim Konzernergebnis" im laufenden Jahr rechnen.

Die Helaba wird mit einer Überprüfung des Geschäftsmodells und des Angebots reagieren. "Wir werden sehr sorgfältig mit dem Thema Eigenkapital umgehen. Je komplexer ein Geschäftsmodell ist, desto mehr Regulierung droht. Wir müssen überall die Kapitalkosten von sechs bis acht Prozent verdienen", sagte Grüntker. Von daher stelle sich die Frage, ob man weiterhin alles für alle anbieten solle oder sich auf das konzentriere, was man besser könne als andere und die Chance habe, ertragsorientiert zu wachsen. "Wir werden kein Problem damit haben, wenn andere Häuser in Bereichen, die wir nicht oder nur opportunistisch anbieten, Positionen besetzen", so der Helaba-Chef. Und fügte noch hinzu, dass die Erkenntnis, dass man den Sparkassen keinen Rundumservice auf höchstem Niveau und niedrigen Preisen anbieten könne, nicht nur in der Helaba reife. Das kann ebenso als Appell für mehr Arbeitsteilung unter den Landesbanken verstanden werden wie als sanfter Versuch gegenüber der Primärstufe, die Preiselastizität zu testen.

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