Gespräch des Tages

Sparkassen I - Prüfung lohnt

Bei wem landet die WestLB? Diese Frage hat sich in den vergangenen Jahren schon mehrfach gestellt. Schon im Dezember 2007 hatte die Helaba ausgelotet, ob und unter welchen Umständen eine Verbindung zur nordrhein-westfälischen Landesbank möglich ist. Doch die seinerzeit eingeleitete Gesprächsrunde über die mögliche "Struktur eines Zusammenschlusses" war ebenso schnell vom Tisch wie die Avancen der Bayern-LB in Richtung West-LB vor fast genau einem Jahr - Letztere bekanntlich mit spürbarem Imageverlust für das Düsseldorfer Institut an den Märkten. In beiden Fällen dufte man als außenstehender Beobachter den Eindruck haben, als ginge es den Beteiligten nicht zuletzt auch um ein wenig Zeitgewinn im Prozess der Landesbankenkonsolidierung unter dem Druck aus Brüssel.

Bei der derzeit laufenden Prüfung einer Andockung der geplanten Verbundbank der WestLB an die Helaba ist das anders. Zwar sind die EU-Beihilfeverfahren in Richtung Düsseldorf noch nicht beigelegt (siehe Kreditwesen 8-2011) und beinhalten damit Risiken für einen potenziellen Käufer. Doch die internen Sondierungsgespräche von Politik und Sparkassenorganisation mit Brüssel signalisieren auf informeller Ebene günstige Aussichten für eine berechenbare, gütliche Einigung. Aus Sicht der seinerzeit von Anfang an skeptischen hessischthüringischen Sparkassen als Mehrheitseigener der Helaba ist das Wagnis WestLB auf diesem abgespekten Niveau der Verbundbank weitaus sauberer kalkulierbar als vor knapp vier Jahren. Und auch Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner ruft bei aller Betonung einer vorsichtigen Linie, sprich einer gewohnt gründlichen Risikoprüfung des neuen Projektes, das strategische Ziel seines Hauses in Erinnerung, sich als "eine führende Verbundbank in der deutschen Sparkassenorganisation" positionieren und das eigene Geschäftsmodell "zum Kern einer zukunftsgerichteten Konsolidierung" machen zu wollen.

Es bleiben freilich noch eine Reihe von Fragen. Gibt es auf der Aktivseite hinreichend aussichtsreiches Volumen, das sich der Passivseite entgegenstellen lässt? Wie weit reichen die einzubringenden Assets im Firmenkundengeschäft? Sind nur die klassischen Mittelstandskunden im Blick der neuen Einheit, oder geht es auch in Richtung Großkundengeschäft? Kann die in Frankfurt ohnehin vorhandene Infrastruktur für das Verbundgeschäft 400 neue Mitarbeiter aus Düsseldorf verkraften? Welchen Weg geht der Vorstandsvorsitzende der WestLB? Und wie verändert eine neue Einheit die ausgewogenen Gewichte innerhalb der Geschäftseinheiten der Helaba? Neben allen Risiken, die diese ungelösten Fragen aufwerfen mögen, verbergen sich dahinter aber auch Chancen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Sparkassen im Ballungsraum Nordrhein-Westfalen. An der Bilanzsumme gemessen hätten dann Sparkassen, die immerhin gut 35 Prozent vom Gesamtvolumen auf sich vereinigen, ihre Zentralbank in Frankfurt. Angefangen vom Liquiditätsmanagement über das Währungsmanagement und die Mittelstandsfinanzierung bis hin zum Auslandsgeschäft bedeutet das ein erhebliches Potenzial für sparkassennahes Dienstleistungsgeschäft und damit letztlich eine zukunftsgerichtete strategische Weiterentwicklung der S-Gruppe. Ein solche Chance verdient eine wohlwollende Prüfung.

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