Commerzbank

Strategietreue versus Kostendisziplin

Quelle: Commerzbank

Mit einem operativen Ergebnis von 389 Millionen Euro im zweiten Quartal 2018 und 689 (505) Millionen Euro ersten Halbjahr dieses Jahres hat die Commerzbank die Erwartungen der Analysten übertroffen. Und dennoch erlebte die Aktie der Frankfurter Großbank am Tag der Veröffentlichung gegen den allgemeinen Trend im Dax zunächst einen kleinen, aber sichtbaren Rückschlag. Bei allen Fortschritten bei den Neukundenzahlen, dem erfolgreichen Verkauf der Sparte Equity Markets & Commodities (EMC), dem schnelleren Abbau von Risikopositionen und dem vorzeitigen Erreichen des Jahresziels der Assets under Control im Segment Privat- und Unternehmerkunden musste Finanzvorstand Stephan Engels bei der Erläuterung der Geschäftsentwicklung eben auch Abweichungen von bisherigen Zielvorgaben erklären. Und da reagierten die Märkte derzeit eben empfindlich. Erst im Februar 2018 wurde die Deutsche Bank nicht zuletzt für eine deutliche Aufstockung ihres Kostenziels um 1 Milliarde Euro mit einem heftigen Kurseinbruch bestraft.

Dass nun die Commerzbank in ihrer unterjährigen Berichterstattung das Kostenziel für das laufende Jahr von bisher 7 auf 7,1 Milliarden Euro leicht nach oben korrigiert hat, klingt in der erklärten Investitionsphase hin zu der angestrebten Digitalisierung von 80 Prozent der Prozesse überschaubar und sicher nicht dramatisch, zumal sich das Institut für 2020 noch einmal ausdrücklich zu dem Kostenziel von 6,5 Milliarden Euro bekannt hat. Gerade bei den erfahrungsgemäß oft steigenden und teils sogar ausartenden Kosten von IT-Projekten tut die Bank allerdings gut daran, das IT-Kostenbudget in der Praxis wie in der Finanzkommunikation genau unter Kontrolle zu halten. In dem aktuellen Ausmaß darf die Bank dem Festhalten an den notwendigen Digitalisierungsinvestitionen für ihren erklärten strategischen Kurs aber sicher einen gewissen Vorrang einräumen. Nicht zuletzt will die Comdirect einen Großteil ihres Erlöses aus dem Verkauf der Tochter Ebase in die eigene IT investieren. Für die Commerzbank insgesamt wird die Digitalisierungsquote nach Umsetzung der digitalen Kundenakte auf mittlerweile 56 Prozent beziffert, 65 Prozent sollen es am Jahresende sein.

Wesentlich ernster als die leichte Revision des Kostenziels 2018 erscheint denn auch die Korrektur der Ertragsziele im Firmenkundengeschäft. Denn das lässt bei einem Wachstum der Kundenkredite auf das ebenfalls erst zum Jahresende 2018 angepeilte Niveau von 80 Milliarden Euro befürchten, dass ein Volumenwachstum sich eben doch nicht so schnell in Ertragswachstum überführen lässt wie erhofft. Beim Blick auf das erste Halbjahr insgesamt haben sich im gesamten Segment (1914 nach 2043 Millionen Euro) wie auch im so gewichtigen Mittelstandsgeschäft (857 nach 929 Millionen Euro) die Erträge der Bank gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres verringert. Die Frankfurter Großbank selbst verweist an dieser Stelle auf einen enormen Margendruck, für den sie von vielen Wettbewerbern allerdings maßgeblich selbst verantwortlich gemacht wird.

Wenn sich in dem traditionell stark umkämpften Firmenkundengeschäft über den traditionellen stationären Vertriebsweg die Verbundorganisationen zusammen mit den Landesbanken beziehungsweise der DZ Bank erfolgreich gegen die Commerzbank behaupten, die ING-Diba ihr mit ihren Ambitionen im digitalen Vertrieb das Leben schwer macht und die Deutsche Bank wie auch viele ausländische Institute den Wettbewerb bei Kapitalmarktprodukten verschärfen, könnte sich das Firmenkundengeschäft für die Commerzbank noch auf einige Zeit als mühsam erweisen.

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