Nachhaltigkeit

Aus Überzeugung?

Egal, ob es um den Bioladen um die Ecke oder die Geldanlage geht - Nachhaltigkeit liegt derzeit voll im Trend. Vor allem institutionelle Investoren wie Kirchen oder Stiftungen haben in diesem Bereich schon früh eine führende Rolle eingenommen - und das aus Überzeugung. Die intensive Nachhaltigkeitsdebatte der vergangen Jahre hat aber auch bei den übrigen institutionellen Investoren zu einem Umdenken geführt: So verzichten heutzutage nur noch wenige Großanleger Deutschlands auf ESG-Anlagestrategien. Der Anteil der nachhaltig investierenden Institutionellen ist daher laut einer aktuellen Nachhaltigkeitsstudie der Union Investment auf einen neuen Rekordwert von 80 Prozent angestiegen. Nach ökologischen, sozialen, ethischen oder Governance-Kriterien sind mehr als die Hälfte (56 Prozent) aller Assets dieser Nachhaltigkeitsanwender angelegt. Besonders hoch ist dieser mit 75 Prozent erwartungsgemäß bei Kirchen und Stiftungen. Aber auch Versicherungen weisen mit 66 Prozent einen hohen Anteil auf.

Rekordwerte vermeldet auch das Forum Nachhaltige Geldanlagen in seinem neuen Marktbericht 2021: Die Gesamtsumme der Geldanlagen, die in Deutschland unter Berücksichtigung der sogenannten ESG-Kriterien angelegt sind, ist im Jahr 2020 um 25 Prozent angewachsen und erreichte zum Jahresende ein Rekordvolumen von etwa 335 Milliarden Euro. Insbesondere nachhaltige Investmentfonds verzeichneten deutliche Zuflüsse und lagen mit einem Volumen von 107 Milliarden Euro um rund 69 Prozent über dem Vorjahreswert. Berücksichtigt man zudem die Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, ergibt sich zum 31. Dezember 2020 eine Gesamtsumme von rund 1,93 Billionen Euro für verantwortliche Investments in Deutschland. Auch die Privatanleger legten in Sachen Nachhaltigkeit gut zu: Insgesamt 39,8 Milliarden Euro investierten sie in nachhaltige Fonds und Mandate - und damit 21,4 Milliarden Euro mehr als zum Jahresende 2019.

Auch wenn diese positive Entwicklung zu begrüßen ist: Wie ist das so rasant gestiegene Interesse zu erklären? Selbstverständlich gibt es diejenigen, die aus Überzeugung handeln. Jedoch kommt natürlich - wie bei eigentlich jedem Investment - auch der Performance eine hohe Bedeutung zu.

Lediglich zwei von 130 Befragten in der Studie der Union Investment gaben an, dass die Rendite ihrer nachhaltigen Kapitalanlage im Vergleich zu konventionellen Portfolios schlechter gewesen sei. Bei zwölf Prozent entwickelte sich die Rendite sogar deutlich besser. Mit Blick auf das Risiko sehen daher 25 Prozent der Teilnehmer hierbei deutliche Vorteile. Allerdings kann in gewisser Weise auch mit einer guten Performance gerechnet werden, denn wo viel Kapital reinfließt, da steigen in der Regel auch die Aktien kräftig. Deswegen legt die Nachfrage der institutionellen Anleger weiter zu, die ein wesentlicher Treiber für die grüne Transformation der Wirtschaft ist. Dazu kommt, dass 88 Prozent davon überzeugt sind, dass es weniger kosten würde, den Klimawandel zu verhindern, als für seine Folgen aufzukommen.

Weitere Treiber sind zudem die Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen: Die ESG-Berichtspflichten, die Integration von Nachhaltigkeit in Beratungsgespräche sowie die EU-Taxonomie lassen Zugzwang aufkommen. Und wenn dieser schon irgendwie herrscht, dann will man dabei wenigstens gut dastehen: So gehören Marketingaktivitäten sowie die steigende Reputation grüner Investments zu den Schlüsselfaktoren für die weitere Entwicklung des nachhaltigen Kapitalmarktes. Aber ungeachtet der jeweiligen Intention, der grüne Wandel ist auf dem Vormarsch und er braucht in der Wirtschaft auch keine Idealisten, um Investoren zu überzeugen, sondern bloß gute Argumente.

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