Frankfurter Sparkasse

Im Zeichen des Einlagenüberhangs

Quelle: Frankfurter Sparkasse

Wie schnell eine eigentlich kluge strategische Entscheidung zu einer gewissen Belastung werden kann, musste in den vergangenen Jahren die Frankfurter Sparkasse erfahren. Denn die im Herbst 1996 gegründete Tochter 1822 Direkt ist mit ihrem hohen Tagesgeldbestand in den heutigen Zeiten der Niedrigzinsen ganz maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Bilanzstruktur der Fraspa durch einen enormen Einlagenüberschuss geprägt ist. Galt die Direktbanktochter der Sparkasse lange Zeit als ein Beispiel für ein mutiges und zukunftsweisendes Projekt und zeitweilig auch als möglicher Nukleus für eine gemeinsame S-Direktbanklösung, ist es um dieses Thema in der Niedrigzinsphase sehr ruhig geworden. Bei einer Bilanzsumme von 18,14 (17,99) Milliarden Euro werden das Kundenkreditvolumen der Fraspa zum Bilanzstichtag 2016 mit 7,85 (7,54) und die Kundengelder mit 16,0 (15,55) Milliarden Euro ausgewiesen. Von Letzteren wiederum fallen laut Bundesanzeiger gut 14 Milliarden Euro unter die täglich fälligen Gelder. Einen Einlagenüberschuss in dieser Größenordnung weisen derzeit im Sparkassenlager nicht einmal die Mitgliedsinstitute des Ostdeutschen Sparkassenverbandes auf. Dort wird das aggregierte Einlagenvolumen aller Sparkassen auf 96,33 Milliarden veranschlagt und das Kreditvolumen auf 50,05 Milliarden Euro. Solch hohe Überschüsse lassen sich in Zeiten der Niedrigzinsen hier wie dort schwerer verarbeiten. Die Anlage freier Mittel bei der EZB kostet Geld.

Auch wenn die Fraspa als Muttergesellschaft der Helaba konsolidiert wird, stehen Institute mit solchen Relationen zudem mit Blick auf mögliche Zinsänderungsrisiken unter einer besonderen Beobachtung der Bankenaufsicht und können im SREP-Prozess mit einem Eigenkapitalzuschlag belegt werden. Für die Sparkassen in Hessen und Thüringen insgesamt ist dieser Aufschlag kürzlich von SGVHT auf 1,1 Prozentpunkte beziffert worden. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken hat für die betroffenen Institute seiner Bankengruppe als durchschnittliches Ergebnis der Bescheide einen Aufschlag für Zinsänderungsrisiken sowie weiteren wesentlichen Risiken von 1,4 Prozentpunkte genannt und für die Zinsänderungsrisiken alleine 1,09 Prozentpunkte.

Die Frankfurter Sparkasse verweist mit Blick auf die Risikosteuerung als 100-prozentige Tochtergesellschaft auf die Integration dieser Funktionen in die Helaba auf Gruppenebene. Zur Steuerung des gesamtbankbezogenen Marktpreisrisikos werden laut Bundesanzeiger in der Sparkasse derivative Finanzinstrumente eingesetzt. Eindeutig im Vordergrund stehen dabei die Zinsänderungsrisiken, die insbesondere durch Zinsswaps (Payer- und Receiverswaps) und Swaptions gesteuert werden. Die Nominalwerte der Payerswaps werden zum 31. Dezember 2016 auf 7,0 Milliarden Euro beziffert, die der Receiverswaps auf 2,0 Milliarden Euro und die der Swaptions auf 385,0 Millionen Euro.

Auch durch eine noch so starke Forcierung des Kundenkreditgeschäftes lassen sich solche Ungleichgewichte der Bilanzstruktur nicht ausgleichen. Trotz eines Plus von 4,1 Prozent beim Kundenkreditvolumen gegenüber plus 2,9 Prozent bei den Kundengeldern hat sich 2016 der Abstand in absoluten Werten gemessen sogar noch vergrößert. Stark im Zeichen des hohen Einlagenüberhangs stehen deshalb die Aktivitäten der Fraspa zur Kosteneffizienz. Ging es in den ersten drei Abschnitten des Projektes seit Herbst vergangenen Jahres insbesondere um Kostensenkungen durch Verschlankung der Strukturen und Beschleunigung der Prozesse, soll künftig verstärktes Augenmerk auf den Auf- und Ausbau neuer Ertragsfelder gelegt werden. Auf der Personalkostenseite soll zwischen 2015 und 2020 der Mitarbeiterbestand um rund 200 Stellen abgebaut werden, von derzeit 1 600 Vollzeitstellen bedeutet das einen weiteren Rückgang um rund 100. Parallel dazu will die Sparkasse aber keineswegs wichtige technische Entwicklungen verschlafen und gerade am Standort Frankfurt eine gute und offene Zusammenarbeit mit der Fintech-Branche pflegen. Ertragschancen will sie unter anderem durch eine Kooperation mit dem Immobilienmakler der Landesbausparkasse, durch einen Ausbau des Private Banking und Stiftungsaktivitäten oder auch durch Kooperationen mit traditionellen Geschäftspartnern wie dem Versorgungsunternehmen Mainova erschließen.

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