Zielgruppe Studenten

Bildungskredit: Was wollen die Studenten?

Betteln für die Bildung - ganz so schlimm steht es noch nicht um Studenten an deutschen Universitäten. Doch die Finanzierung ihres Studiums bereitet vielen Studenten momentan Kopfzerbrechen. Neben den Kosten für die persönliche Lebenshaltung kommen seit diesem Wintersemester für Studienanfänger in den Bundesländern Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erstmals Studiengebühren hinzu.

Ab 2007 werden schließlich alle Studenten in diesen drei Bundesländern sowie in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland zur Kasse gebeten. Weitere Bundesländer werden angesichts drohender "Gebührenflüchtlinge" und aufgrund von Engpässen in den Landeshaushalten nachziehen.

Bildungskredit ist hilfreiche Zusatzoption

Die gestiegenen Ausgaben für ein Studium erleichtern vielen Abiturienten nicht gerade die Entscheidung für eine akademische Ausbildung. Schon bisher konnten viele Studenten zur Finanzierung ihres Studiums nicht auf eine ausreichende Unterstützung durch Eltern oder Bafög zurückgreifen. Studiengebühren verstärken den finanziellen Druck zusätzlich. Eine Ausweitung der Jobaktivitäten ist mit der hohen Lernbelastung und der Forderung der Personalchefs nach einer kurzen Studiendauer oft kaum vereinbar. Bleibt eine weitere Option, die immer mehr ins Bewusstsein der Studentenschaft rückt: der Bildungskredit.

Informationen zu privaten Bildungskrediten, die von Banken - oft in Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen wie der KfW - angeboten werden, sprießen seit einiger Zeit wie Pilze aus dem Boden. Sämtliche großen Banken bieten mittlerweile Bildungskredite an und diese werden von vielen unabhängigen Institutionen bewertet. Doch was halten Studenten eigentlich von der Option einen Bildungskredit aufzunehmen und vom derzeitigen Angebot der Banken?

Die Möglichkeit der kreditfinanzierten Bildung empfinden viele Studenten als hilfreiche Zusatzoption, um ein Studium aufnehmen zu können - die Ausgestaltung der Bank-Angebote sehen sie jedoch durchaus kritisch. Dies zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie der Mannheimer Unternehmensberatung Prof. Homburg & Partner.

Preissensibilität: Zinssatz als wichtigstes Kriterium bei Vertragsabschluss

Im Rahmen dieser Studie haben die Unternehmensberater über 200 Studenten verschiedener Fachrichtungen und Universitäten befragt.

Dabei gab rund ein Fünftel der Studenten an, mit der Option zur Aufnahme eines privaten Bildungskredits zu liebäugeln (Siehe Abbildung 1).

Dennoch ist auch ein Großteil der Studenten unzufrieden mit den Angeboten, die sich zurzeit auf dem Markt tummeln:

Sowohl die Informationsdarbietung als auch die Ausgestaltung der privaten Bildungskredite erreichten nur geringe Zufriedenheitswerte in der Untersuchung.

Worauf legen Studenten bei der Wahl eines privaten Bildungskredits also wirklich Wert? Dieser Frage sind die Mannheimer Berater mit Hilfe einer Conjoint-Analyse nachgegangen, bei der die Wichtigkeit einzelner Ausgestaltungsmerkmale indirekt berechnet (statt direkt erfragt) wird. Es stellte sich heraus, dass für die Studenten folgende sechs zentrale Merkmale relevant sind:

Zinssatz,

Rückzahlungsbeginn,

Rückzahlungsdauer,

Kredithöhe und Auszahlungsperiode,

monatliche Inanspruchnahme,

Name der Bank.

Bedürfnis nach spätem Rückzahlungsbeginn und langer- dauer

Die Studenten nachgesagte Preissensibilität äußert sich bei der Höhe des effektiven Zinssatzes. Mit einem Anteil von 30 Prozent stellt der Preis das wichtigste Kriterium für die Abschlussentscheidung dar.

Hinsichtlich des Rückzahlungsbeginns legen Studenten Wert auf eine möglichst späte Rückzahlung. Eine Tilgung des Betrages direkt nach dem Studium wurde von allen Befragten abgelehnt. Das Bedürfnis nach einen möglichst langen Zahlungsaufschub erscheint bei Jobunsicherheit auf dem Arbeitsmarkt verständlich. Darüber hinaus zeigt sich, dass der Großteil der ersten Gehälter meist in Umzug, neue Wohnung oder ein Auto fließen. Eng damit zusammen hängt der Wunsch nach einer langen Rückzahlungsdauer und niedrigeren Zins- und Tilgungsraten. Gerade zu Beginn der Berufszeit kommt den verdienten Euro-Beträgen eine deutlich höhere Gewichtung zu, da noch keine oder nur geringe Ersparnisse vorhanden sind. Angebote von Banken liegen hier meist im Bereich von fünf bis zehn Jahren, wobei eine Rückzahlungsdauer von fünf Jahren nach Meinung der Befragten deutlich zu kurz ist.

Zusätzlich sieht ein Großteil der interessierten Studenten einen hohen Wert darin, den Kreditbetrag während der Laufzeit zu einem beliebigen Zeitpunkt und in beliebiger Höhe vorzeitig tilgen zu können. Läuft es im Job erst einmal richtig rund, sind also viele Studenten bereit, der Rückzahlung ein schnelleres Ende zu setzen.

Sparkassen und Deutsche Bank genießen das Vertrauen der Zielgruppe

Hinsichtlich der Kredithöhe und der damit verbundenen Auszahlungsperiode präferieren Studenten vor allem ein hohes Ausmaß an Flexibilität. So erfreuen sich Angebote mit einer variablen Auszahlungssumme und flexibler Laufzeit einer hohen Beliebtheit bei den Studenten. Schließlich ist in den Semesterferien bei bezahlten Praktika oder Ferienjobs die Geldbörse oftmals voller als in Prüfungsphasen oder bei einem Auslandsstudium.

Hinsichtlich der monatlichen Inanspruchnahme gilt ganz eindeutig: Je höher der monatliche Auszahlungsbetrag, desto eher hilft er den Studenten. Dies deutet auf eine zunehmende Bereitschaft hin, nicht nur die Studiengebühren, sondern auch einen Großteil der Lebenshaltungskosten über einen Kredit zu finanzieren. Das Studium wird zunehmend als Investition in die berufliche Zukunft, nicht als Ausgabe gesehen.

Schließlich spielt auch der Name des Kreditinstitutes eine Rolle, wenn auch mit einigem Abstand zu den anderen relevanten Merkmalen für Studentenkredite. Hier liegen vom Image her insbesondere die Sparkassen und die Deutsche Bank in der Gunst weit vorne. Sie genießen das größte Vertrauen bei den Studenten, ohne jedoch mit guten Zufriedenheitswerten zu glänzen.

Inwieweit sich alle Wünsche der Studenten in einem Kredit bündeln lassen, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Ergebnisse der Studie bei der Gestaltung von Bildungskrediten zu berücksichtigen. Banken sollten bei der Gestaltung ihrer Bildungskredite nicht unterschätzen, dass sie damit die Akademiker von morgen als Kunden gewinnen können.

Dass es sich für die Banken lohnt zu investieren, dafür wird nicht zuletzt auch die Politik sorgen. Die Debatte über Studiengebühren in Deutschland hat gerade erst begonnen. So peilen Politiker wie Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger Werte um 2500 Euro pro Jahr als "guten zukünftigen Richtwert" an. Das bietet viel Potenzial für Deutschlands Banken.

Dr. Peter Klenk , Partner, zeb, München
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