Auch wenn in den vergangenen Jahren öffentliche Golfplätze und Driving Ranges einen Boom erlebt haben und sich die Eintrittsbedingungen für Anfänger vergünstigten: Der Golfsport ist und bleibt eine der exklusivsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Wer Driver, Holz und Eisen schwingt, tritt mittelfristig meist in einen der knapp 700 deutschen Golfclubs ein und zahlt dafür eine nicht unerhebliche Aufnahmegebühr sowie für die Dauer der aktiven Mitgliedschaft einen Jahresbeitrag.
Der deutsche Golfverband zählte Ende des vergangenen Jahres etwa 550 000 solcher registrierten Mitglieder. Ihre Zahl ist zwischen 2006 und 2007 um rund 20 000 bis 30 000 Spieler gewachsen. Und eine Befragung der Prüfungsgesellschaft Deloitte Ende des vergangenen Jahres hat ergeben, dass 84 Prozent der Betreiber von Golfanlagen glauben, der Sport habe das Potenzial, zum Massenphänomen zu werden. Nicht ganz so dynamisch sehen Finanzinvestoren die Situation: Rund 35 Prozent erwarten ein steigendes Marktwachstum, 60 Prozent rechnen mit Stagnation.
Fraglich bleibt, ob eine Öffnung des Sports für weitere Zielgruppen, wie sie sich seit einiger Zeit andeutet, überhaupt im Interesse der Golfer selbst ist - und im Sinne der Sponsoren. Nicht umsonst wird der Sport von Letzteren weniger als Plattform für die ganz große Öffentlichkeitswirkung gesehen, sondern vielmehr für das Knüpfen und Stärken persönlicher Kontakte insbesondere zu mittelständischen Firmen- und vermögenden Privatkunden genutzt.
Das Klischee vom Vertragsabschluss im Clubhaus mag dem kritischen Betrachter überholt erscheinen, zu einem besseren persönlichen Kontakt und so mancher Geschäftsanbahnung führt das gemeinsame Spiel mit anschließender Feier dennoch. Und so fürchten auch die Betreiber von Golfanlagen neben allen Chancen einer Professionalisierung des Sports, dass das Clubleben unter den aktuellen Entwicklungen leiden könnte.
Da sich in Zeiten sinkender Erträge Banken und auch Sparkassen vermehrt um die wohlhabende Klientel bemühen, steht der Golfsport im Fokus der Verantwortlichen. Insbesondere Einladungsturniere im Amateurbereich, sogenannte Invitationals, erfreuen sich großer Beliebtheit. Hierfür werden Kunden der Bank zu Veranstaltungen eingeladen, die das Geldinstitut sponsert oder sogar selbst veranstaltet - je nach Budget.
Deka-Bank und Sparkassen organisieren nationale Turnierserie
Im Rahmen des Möglichen liegt es, eine Serie von bis zu 400 Clubturnieren in ganz Deutschland zu sponsern, die dann optional in Regionalfinals plus einem nationalen Finale ausgetragen wird. Die Kosten für eine solche Serie variieren je nach Ausstattung der Turniere, zum Beispiel der Bewirtung und der Art der Preise. Bei einer Austragung in 100 Clubs bewegen sie sich etwa um 150 000 Euro, bei 250 bis 400 Turnieren in den Clubs müssen rund 200 000 bis 300 000 Euro investiert werden.
Die größte Clubturnierserie solcher Art ist der Deka Golf Cup. Getreu dem dezentralen System der S-Finanzgruppe sponsern Sparkassen und Landesbanken bundesweit jährlich rund 150 regionale Clubturniere. Etwa 110 dieser Veranstaltungen sind Teil des Deka Golf Cup: Die Teilnehmer - im vergangenen Jahr waren es rund 12 000 - können sich für eines der acht Regionalfinals beziehungsweise für das nationale Finale qualifizieren, die allesamt von der Investmentgesellschaft Deka gesponsert werden. Das nationale Finale wird seit einigen Jahren im Golf & Country Club Fleesensee ausgetragen.
Doch die Deka verbindet ihre Aktivitäten im Golfsport zusätzlich mit einem weiteren gesellschaftlichen Engagement: Sie setzt sich für Golf-Wettspiele zugunsten der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Kinderkrebshilfe ein und stellt für jedes dieser 150 Turniere die Teegeschenke sowie Sach- und Erinnerungspreise zur Verfügung. Im zurückliegenden Jahr spielte die Turnierserie rund 330 000 Euro zur Bekämpfung der Krebskrankheit ein.
Zwei Golfanlagen im Besitz der Deutschen Bank
Auch die Deutsche Bank lädt seit 1999 alljährlich Kunden und Interessenten ein. Rund 45 regionale Turniere mit insgesamt etwa 4 000 Teilnehmern werden im laufenden Jahr in einem Finale münden, das auf der bankeigenen Anlage Gut Kaden stattfindet. Die Gewinner des Finales werden dann als Zuschauer zu einem - von der Bank gesponserten - Profiturnier der Damen in der Schweiz im Mai 2009 eingeladen.
Neben dem Gut Kaden Golf und Land Club befindet sich auch der Margarethenhof am Tegernsee im Besitz des Instituts. Das Logo der Großbank nimmt demzufolge auf den Internetseiten dieser Anlagen einen prominenten Platz ein.
Auch die Sparkasse Köln-Bonn ist Eigentümerin einer Golfanlage: Seit der Gründung des Gut Lärchenhof im Jahr 1997 ist das Institut - zum damaligen Zeitpunkt als Stadtsparkasse Köln - an dem Golfclub beteiligt. 2002 hat die Bank die absolute Mehrheit an der Anlage übernommen. Im Jahr 2007 musste die Sparkasse gut zehn Millionen Euro auf das Engagement abschreiben. Die Anlage soll baldmöglichst veräußert werden. Das Institut geht mit dem Thema dementsprechend weniger offensiv um als die Deutsche Bank. Zumindest im Online-Auftritt der Anlage ist die Zugehörigkeit zur Sparkasse nicht erkennbar.
Kleinere Serien bei Dresdner, Postbank und Hypovereinsbank
Auch die Dresdner Bank hat in den Jahren 1990 bis 2007 eine Clubturnierserie, den Dresdner Bank Golf Cup organisiert. Der Cup gehörte unter Golfern zu den beliebteren Reihen, unter anderem deshalb, weil das Finale regelmäßig auf ausländischen Plätzen ausgetragen wurde. Das Engagement der Großbank wird derzeit jedoch zurückgefahren. Im Jahr 2007 fanden 14 Turniere mit rund 1 200 Teilnehmern statt. Im laufenden Jahr bietet das Kreditinstitut einzelne Turniere als Kundenveranstaltungen an. Konkrete Pläne stehen noch aus.
Neben ihrem prominenten Engagement im Fußball zeigt auch die Postbank moderat im Golfsport Präsenz. Denn während man mit dem runden Leder zwar die breite Masse erreicht, ist der Sport rund um den kleineren und deutlich festeren Ball für Incentives und Gäste besser geeignet. Bei der Postbank werden mit einem kleinen Einladungsturnier, das 2008 stattfinden soll, vor allem Firmenkunden und vermögende Privatkunden adressiert. Die Bank plant zehn bis zwölf regionale Turniere.
Die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank (HVB) organisiert ebenfalls Einladungsturniere in einem gemäßigten Rahmen: Im Wealth Management werden drei Kundenturniere veranstaltet, bei denen die Eingeladenen mit jungen Kaderspielern des bayrischen Golfverbandes über den Platz gehen. Mit der HVB Corporate Tour werden Firmenkunden angesprochen. Auf zwölf Turnieren können sich die Teilnehmer für ein nationales Finale qualifizieren, das auf der großen Anlage in München-Eichenried ausgetragen wird.
Seit dem laufenden Jahr nutzt die HVB eine weitere Möglichkeit im Amateursport. Als Partner des Deutschen Golfverbandes findet sich ihr Logo auf den Ausweisen, die an alle 550 000 registrierten Mitglieder vergeben werden. Laut einer Umfrage tragen 95 Prozent der Golfer dieses Plastik in der
Geldbörse bei sich, denn es muss vorgezeigt werden, wenn ein Golfer auf einem anderen als dem heimatlichen Platz spielen möchte. Bis zum vergangenen Jahr befand sich das Logo der Deka neben Audi und Vodafone auf der Mitgliedskarte. Der Preis für diese Präsenz entspricht ungefähr den Kosten für ein Direktmailing an die 550 000 registrierten deutschen Golfer.
Während im Amateurbereich kleinere Engagements durchaus noch mit moderatem Mitteleinsatz Aufmerksamkeit erzeugen können, gilt für den Profisport anderes. Wer als Sponsor auf der nationalen und internationalen Ebene auffallen will, muss hohe Budgets bereitstellen. Turniere der Profis, bei denen ein öffentlichkeitswirksamer Auftritt möglich ist, werden vor allem von der PGA of America beziehungsweise der PGA European Tour organisiert. Die europäische Meisterschaft der Herren (European Tour) wird beispielsweise auf 53 Stationen ausgetragen - nicht nur in Europa, sondern auch in China, Hongkong, Australien, Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA.
Deutsche Bank: Rückzug aus der European Tour
Im Jahr 2008 befinden sich zwei Stationen dieser Meisterschaft in Deutschland, bei beiden haben große deutsche Automobilhersteller das Titelsponsoring übernommen. Die Mercedes-Benz-Championship, ausgetragen auf dem Gut Lärchenhof das sich wie oben beschrieben im Besitz der Sparkasse Köln-Bonn befindet - verzeichnet unter ihren großen Sponsoren keine Finanzdienstleister. Hingegen die BMW International Open, veranstaltet im Golfclub München-Eichenried, wird von Deka-Investmentsfonds unterstützt.
Bis zum vergangenen Jahr wurde eine dritte Station der Herren-Europameisterschaft hierzulande ausgetragen: die Deutsche Bank Players Championship. Die Frankfurter Großbank hat sich aus dem Engagement jedoch vor Vertragsende zurückgezogen. Die offizielle Begründung: Für die Marke sei alles erreicht, was man sich für den deutschen Golfsport vorgenommen habe. Dennoch werde Golf in der Bank positiv bewertet. Der Sport stehe für "Leistungsorientierung, Ausdauer und Präzision". Und so zog sich der Konzern zwar in Deutschland zurück, unterstützt werden aber weiterhin die Profi-Turniere Deutsche Bank Championship in Boston sowie Deutsche Bank Ladies Swiss Open in der Ladies European Tour.
Die Zurückhaltung in Deutschland dürfte auch mit den enormen Kosten für ein Titelsponsoring und der in Relation dazu großen Zahl weiterer Sponsoren zu tun haben. Schon alleine ein durchschnittliches Titelsponsoring für ein Herren-Turnier der PGA European Tour kostet zwischen drei und sechs Millionen Euro. Die Deutsche Bank Players Championship galt gar als das höchstdotierte Golfturnier auf deutschem Boden. Etwa 3,6 Millionen Euro wurden zuletzt als Preisgeld ausgezahlt.
Ein weiteres traditionsreiches deutsches Turnier wird schon seit dem Jahr 2000 mangels Titelsponsor nicht mehr ausgetragen: die German Open der Herren. Sie hatte den Stellenwert einer offenen deutschen Meisterschaft und wurde bereits seit dem Jahr 1911 veranstaltet. Mit einer Wiederauflage wäre das Turnier ebenfalls Teil der PGA European Tour.
Die Hypovereinsbank sponsert Ladies German Open
Dass die Kosten bei den Damenturnieren der internationalen Serien erheblich niedriger sind als bei den Herren, nutzt seit dem laufenden Jahr die Hypovereinsbank. Sie tritt als Titelsponsor der offenen Meisterschaft der Damen auf: der Hypovereinsbank Ladies German Open presented by Audi. Die Veranstaltung findet damit nach siebenjähriger Pause erneut statt. Die Ladies German Open sind Teil der Ladies European Tour, die auf 29 Stationen ausgetragen wird.
Die Postbank nutzte bereits im vergangenen Jahr einmalig die Chance, zwar im Profisport, aber dennoch abseits der teuren Herren-Serien vertreten zu sein. Sie sponserte eine Veranstaltung der European Challenge Tour, einer Serie für Nachwuchsspieler: die Postbank Challenge presented by Marcel Siem.
Postbank unterstützt Nachwuchssportler
Der 27-jährige Spieler Marcel Siem wird seit rund vier Jahren von dem Kreditinstitut unterstützt, dafür trägt er den Namen der Postbank auf seiner Kappe. Als einziges Kreditinstitut ist die Postbank damit Förderer eines einzelnen Spielers.
Während die genannten Großbanken im Profi- beziehungsweise Amateursport Golf vertreten sind, ist ein zentrales Sponsoring-Engagement bei der Commerzbank nicht vorhanden. Auch die dritte Säule der deutschen Kreditwirtschaft, die Genossenschaftsbanken, glänzt im Sponsoring des grünen Sports durch Ab wesenheit.
Kreditgenossenschaften: Active Fever Golf Fee Card
Der DG-Verlag, Wiesbaden, bietet für die Kreditgenossenschaften allerdings ein Kartenprodukt mit Bezug zum Golfsport an: die Active Fever Golf Fee Card. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Golf Tours St. Andrews GmbH emittiert. Mit der Kreditkarte erhält der Kunde Vergünstigungen der verschiedensten Art rund um seinen Sport, zum Beispiel Rabatte beim Spielen auf fremden Plätzen, bei Autovermietungen und beim Einkauf "edler Tropfen".
Im Jahr 2005 war die Hypovereinsbank die Co-Branding-Partnerschaft mit den Münchenern eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Jahresgebühr für die Karte 80 Euro. Da das Institut die Zusammenarbeit so schnell wieder aufgekündigt hat, sind die Erfolgsaussichten des Produktes - vor allem dank stark eingegrenzter Zielgruppe - jedoch wohl auch heute eher mager.