Bankmanagement-Glossar

Was ist JCB?

Wenn man an internationale Kartenorganisationen, "international card schemes", denkt, fällt den meisten spontan Mastercard International und Visa International beziehungsweise American Express und Diners Club ein. Häufig wird dabei vergessen, dass es eine weitere internationale Kartenorganisation gibt, die weltweite Präsenz zeigt und noch vor Diners Club die Nummer vier im Ranking der weltweiten Kartenorganisationen einnimmt. Es handelt sich dabei um die japanische JCB Group.

JCB wurde 1961 als Japan Credit Bureau mit dem Ziel gegründet, ein nationales Kreditkartengeschäft aufzuziehen, wobei als Gesellschafter von Anfang an vor allem Geldinstitute (zum Beispiel die Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ und die Sumitomo Mitsui Bank) und Versicherungen (wie die Dai-ichi Mutual Life Insurance und die Taiyo Life Insurance), aber auch Industriebetriebe (unter anderem Hitachi, Toshiba und Toyota) und Handelsunternehmen (so die Hankyu Department Stores) fungierten. Bereits 1972 war die erste Million Kreditkarten ausgegeben, 1983 wurde die Fünf-Millionen-Kartenanzahl überschritten.

Seit 1981 international

1978 wurde der Name der Gesellschaft auf JCB Co. Ltd. geändert. Dies war die Vorstufe für die Internationalisierung der Gesellschaft. 1981 wurde JCB International Co. Ltd. als Tochtergesellschaft von JCB Co. Ltd gegründet. Ihr Ziel war es, JCB - auch durch Franchiseverträge - durch Kartenausgabe und Händlerakquisition auch außerhalb Japans zu einer multinationalen Kartenorganisation zu machen. Zu diesem Zweck wurden sukzessive JCB-Gesellschaften in den für JCB wichtigsten Märkten wie den USA (1987), Großbritannien (1988), Deutschland und Italien (1990), Kanada (1991) und Österreich (1997) gegründet.

Die Händlerakquisition durch JCB selbst oder Partnerbanken lief sehr erfolgreich an. Bereits 1987 wurden JCB-Karten in mehr als 100 Ländern akzeptiert, 1996 in 130 Ländern und 2002 in 189 - das heißt in beinahe allen - Ländern. Die Händleranzahl entwickelte sich durchaus erfreulich: die fünfte Million wurde Mitte der neunziger Jahre überschritten, mehr als zehn Millionen JCB-Händler gab es 2002.

Die Ausgabe von JCB-Karten erfolgt in 25 Ländern, die sich überwiegend in Asien befinden. Aber auch außerhalb Asiens werden JCB-Karten mittlerweile emittiert: zum einen an die in den jeweiligen Ländern lebende asiatische/japanische Community und zum anderen an Asien/Japan-Reisende. Dabei stellte sich die Kartenausgabe in Ländern außerhalb Japans als nicht ganz leicht heraus. Erst 1985 wurde die erste JCB-Karte außerhalb Japans in Hongkong ausgegeben. 1989 folgten die USA, 1990 Großbritannien und Thailand, 1993 Korea, 1994 Taiwan, 1995 Singapur und Australien, 1996 Indonesien und die Philippinen. Die JCB-Kartenexpansion verlief weiter dynamisch: 1993 wurde die Kartenanzahl von 30 Millionen und 2003 die Kartenanzahl von 50 Millionen überschritten.

JCB-Karten werden mittlerweile in der ganzen Welt akzeptiert. In vielen Ländern ist die Akzeptanzdichte deutlich geringer als die von Mastercard und Visa. Das ist vor allem dort der Fall, wo keine JCB-Karten ausgegeben werden und die Priorität der Kartenakzeptanz auf jene Händler gelegt wird, die asiatische und insbesondere japanische Kunden haben.

Sonderfall JCB-Plazas

Wenngleich die JCB-Karte in Südostasien vorwiegend als Shoppingkarte mit Revolving Credit dient, ist sie bei grenzüberschreitendem Einsatz eine Karte, die sehr intensiv im T&E-Bereich eingesetzt wird. Um diese T&E-Bedürfnisse ihrer Karteninhaber zu befriedigen, gibt es JCB-Plazas in über 30 Großstädten. Dort erhalten die Karteninhaber jede Unterstützung - sei es bei einer Hotelreservierung, einer Ersatzkartenausstellung, durch einen Hinweis auf entsprechende ärztliche Versorgung oder mit einer schlichten touristischen Auskunft.

JCB ist seit 2004 Gesellschafter der EMV-Co und hat zwischenzeitlich nahezu alle Karten mit dem EMV-Chip versehen. Der Magnetstreifen wird nur mehr dann herangezogen, wenn ein PoS-Terminal oder ein ATM noch nicht EMV-fähig ist. 2005 wurde JCB Gründungsgesellschafter von PCI und dokumentiert damit das große Interesse an einem hohen Sicherheitsstandard im Kartengeschäft.

Heute hat JCB weltweit mehr als 65 Millionen Karten ausgegeben und über 14 Millionen Händler als Akzeptanzpartner gewonnen. Der JCB-Kartenumsatz betrug 2006 rund 70 Milliarden US-Dollar. Für die Zukunft ist eine dynamische Expansion im Issuing und Acquiring geplant - vor allem außerhalb Japans.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien und Geschäftsführer der Europay Austria Zahlungsverkehrsgesellschaft mbH; ewald.judt[at]europay[dot]at/www.europay. at. Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu-wien.ac[dot]at.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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