Auslandsbanken

Regulierungund Aufsichtspürbar verbessert

Die ausländische Financial Community konnte im abgelaufenen Jahr ihre starke Position in Deutschland weiter festigen. Nach den Ergebnissen einer Umfrage des Verbandes der Auslandsbanken unter seinen Mitgliedern zu Trends im Geschäftsverlauf 2007 haben trotz der im zweiten Halbjahr spürbar werdenden Finanzkrise viele ausländische Institute erneut kräftige, teilweise zweistellige Zuwächse von Geschäftsvolumina und Erträgen in ihrem Deutschlandgeschäft verzeichnet.

Auch die Beschäftigtenzahl, die bereits in den Vorjahren deutlich gewachsen war, stieg als Folge nochmals merklich. Inzwischen beschäftigt die ausländische Finanzindustrie in Deutschland schätzungsweise rund 30 000 Mitarbeiter.

Marktanteile unterstreichen die Etablierung der Auslandsbanken

Wichtige Hinweise auf die Rolle, die Auslandsbanken in Deutschland mittlerweile spielen, liefern auch die Marktpositionen, die sie sich in wichtigen Geschäftsfeldern in den vergangenen Jahren erarbeitet haben. Einzelne Institute gehören zu den Marktführern in ihren Kerngeschäftsfeldern. Verlässliche Daten liegen leider nur für das Kapitalmarkt geschäft und das Investmentbanking vor. Sie aber unterstreichen nachdrücklich, wie etabliert die Ausländer heute hierzulande sind:

An der Eurex vereinigen ausländische Marktteilnehmer seit Jahren rund 85 Prozent der Umsätze (gemessen an der Anzahl der Kontrakte) auf sich. Das war auch 2007 so - mit 84 Prozent. Betrachtet man die Zahl der Handelsteilnehmer verfügen sie über einen Marktanteil von 80 Prozent.

Von den Top 15-Banken in der Bietergruppe für Bundesemissionen im Jahr 2007 waren lediglich zwei Institute deutscher Herkunft.

Auch bei der Begleitung von Euro-Anleihen dominierten Auslandsbanken die Rennlisten. Außer einer deutschen Großbank war kein Institut auf den ersten zehn Plätzen der Liste vertreten.

Ein ähnliches Bild ergibt sich im M&A-Geschäft. Gemessen an der Anzahl der Mandate waren auf den ersten zehn Plätzen der Rennliste sieben Ausländer zu finden. Betrachtet man die betreuten M&A-Volumina waren es sogar acht.

Unter den zehn größten Emittenten von derivativen Wertpapieren (nach Marktanteilen) waren sechs ausländischer Herkunft, ebenso im Markt für Optionsscheine.

Zahlreiche neue Marktteilnehmer

Die in Deutschland ansässige ausländische Financial Community ist also gut positioniert. Aber nicht nur das: Es kommen auch weiterhin zahlreiche Marktteilnehmer neu nach Deutschland und entscheiden sich damit erstmals für ein aktives Engagement im hiesigen Markt. Erfreulich ist dabei, dass der bereits seit 2005 zu beobachtende Wachstumstrend im Jahr 2007 noch an Fahrt gewann.

So stieg die Zahl ausländischer Banken mit operativen Einheiten in Deutschland im vergangenen Jahr geradezu sprunghaft, von 176 auf den neuen Rekord von 205 Instituten. Und die Zahl der hierzulande operativen Finanzdienstleistungsinstitute stieg ebenfalls merklich von 121 auf 133 - auch dies ein neuer Höchststand.

Dieses starke Bekenntnis der Ausländer unterstreicht auch die Bedeutung und das Ansehen, das der deutsche Finanzplatz heute international genießt. Zwar gab es bislang noch nie größere Abwanderungstendenzen der ausländischen Finanzindustrie aus Deutschland. Selbst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts einer Phase intensiver Konsolidierung in der internationalen Kreditwirtschaft - war nur ein vergleichsweise geringer Rückgang der Zahl ausländischer Kreditinstitute zu verzeichnen (siehe Abbildung 1).

Innovative Unternehmen mit schlanken Strukturen

Dass nun aber seit einigen Jahren ein stabiler gegenläufiger Trend zu beobachten ist, darf als positives Signal für den Finanzplatz Deutschland gewertet werden. Denn woran ließe sich die Attraktivität eines Finanzplatzes, der selbst den Anspruch erhebt, im internationalen Wettbewerb führend zu sein, besser ablesen als an den Entscheidungen ausländischer Unternehmen, sich dort mit eigenen Einheiten niederzulassen?

In welchem Ausmaß es Deutschland auch zukünftig gelingen wird, neue ausländische Finanzunternehmen anzuziehen und - noch wichtiger - dauerhaft zu halten, wird letztlich sehr stark davon abhängen, wie groß der Reformwille und die Bereitschaft der politisch Verantwortlichen sind, auf die Bedürfnisse der Betroffenen in der Gestaltung der Rahmenbedingungen einzugehen.

Es sind einige wenige spezifische Faktoren, die ausländische Finanzunternehmen typischerweise kennzeichnen und aus denen sich ihre spezifischen Bedürfnisse ableiten:

Hohe Innovationskraft: Die Wettbewerbsposition der internationalen Finanzindustrie in Deutschland ist ganz wesentlich in ihrer Innovationskraft begründet. Sie etabliert neue Produkte in Deutschland, die sie aus anderen Märkten importiert. Dies muss ausdrücklich im Interesse des deutschen Finanzplatzes sein. Gelingen kann dieser Import aber nur, wenn der Gesetzgeber für ein regulatorisches und steuerliches Umfeld sorgt, das die zeitnahe Entwicklung und Markteinführung derartiger Produkte auch tatsächlich zulässt.

Schlanke Strukturen: Obwohl weltweit zu den größten Finanzkonzernen gehörend, sind die deutschen Einheiten typischerweise sehr schlank organisiert. Und sie sind gleichzeitig mit den deutschen Rahmenbedingungen nicht so vertraut wie ihre deutschen Mitbewerber. Entsprechend zählen mögliche administrative Belastungen zu den wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Ausländer. Entschlossener Bürokratieabbau und pragmatischer Umgang mit bestehenden Vorschriften muss deshalb eine der Prioritäten der Politik sein.

Internationale Organisationsstruktur: Ein konstituierendes Merkmal global tätiger Finanzunternehmen ist ihre stark international diversifizierte Organisationsstruktur. Berichtslinien weisen vielfach direkt ins Ausland, Kompetenz-Center für bestimmte Produkte und Entscheidungsbefugnisse liegen nicht selten jenseits der deutschen Grenzen. Nur wenn deshalb der Zugang in das jeweilige Gastland einfach gestaltbar ist und insbesondere divergierende regulatorische und steuerliche Rahmenbedingungen kein Hindernis darstellen, wird eine positive Standortentscheidung getroffen.

Verband verschafft den ausländischen Banken Gehör in der Politik

Der Auslandsbankenverband vermittelt seit seiner Gründung im Jahr 1982 diese spezifischen Bedürfnisse der Ausländer im politischen Bereich und verschafft Ihnen im Gesetzgebungsprozess angemessenes Gehör. Gleichzeitig bietet er seinen Mitgliedern Unterstützung bei Verständnis und Implementierung der hierzulande geltenden regulatorischen und steuerlichen Vorschriften an - immer fokussiert auf die besonderen Bedürfnisse dieser Unternehmen. Beides scheint gut zu gelingen: Die in den letzten Jahren stark gewachsene Mitgliedschaft nutzt das Informationsangebot des Verbandes intensiv. Und in Politik, Aufsicht und Finanzverwaltung stoßen wir mit unseren Anliegen inzwischen auf große Aufgeschlossenheit.

Diese gestiegene Wahrnehmung in der Politik ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

Zuallererst ist sie sicherlich der in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Bedeutung der ausländischen Finanzindustrie selbst hierzulande zu danken, die in nicht wenigen Geschäftsbereichen heute Marktführerschaft in Deutschland für sich beanspruchen kann. Man hat auch in der Politik erkannt, dass die Ausländer heute ein integraler Bestandteil und ein Aushängeschild des hiesigen Finanzplatzes sind.

Aber auch der Verband ist gut positioniert. Die Anzahl seiner Mitglieder ist allein in den vergangenen fünf Jahren um über 70 Prozent auf heute 172 gestiegen. Der VAB vertritt damit inzwischen rund 85 Prozent der operativen ausländischen Finanzindustrie in Deutschland und zählt gemessen in Mitgliedern - zu den größeren kreditwirtschaftlichen Verbänden in Deutschland. Dies hat zweifelsohne seine Wahrnehmbarkeit im politischen Bereich gestärkt und ihn zu der Stimme des internationalen Finanzplatzes Deutschland gemacht.

Was aber sind die Gründe für das Interesse der Ausländer am deutschen Finanzplatz? Was macht hier ein Engagement attraktiv? Eine ganz zentrale Rolle spielt zweifellos die Größe der deutschen Volkswirtschaft und damit das wahrgenommene Marktpotenzial, das nach Meinung vieler am besten über eine eigene Präsenz vor Ort erschlossen werden kann.

Daneben sind aber auch die steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen von großer Relevanz - und hier hat Deutschland in den vergangenen Jahren viel getan. Einige wichtige Standortfaktoren seien genannt:

Größe der deutschen Volkswirtschaft macht den Markt interessant

Das liberale Marktzugangsregime: Deutschland kennt keine nennenswerten Beschränkungen des Marktzugangs für ausländische Unternehmen - weder im Produktvertrieb noch beim Aufbau einer physischen Präsenz. Der deutsche Finanzplatz profitiert stark von diesen offenen Grenzen. Sie sind Voraussetzung dafür, dass er seine Stellung als international führendes Finanzzentrum auf Dauer halten und festigen kann.

Die Innovationsbereitschaft des Gesetzgebers: Es war ein sehr positives Signal, dass die derzeitige Bundesregierung erstmals die Stärkung des deutschen Finanzplatzes als Ziel im Koalitionsvertrag formuliert hat. Und tatsächlich ist in diesem Bereich ja viel erreicht worden.

Zwar wird so manches innovative und deshalb für den Finanzplatz wichtige Projekt in aufreibenden politischen Diskussionen verwässert - es sei hier nur an die Debatten über die Behandlung von Hedgefonds, REITs oder Private-Equity-Fonds erinnert. Aber dennoch: Der Verband der Auslandsbanken weiß es zu schätzen, dass es viele progressive Stimmen in Bundesregierung und Parlament gibt, die nichts unversucht lassen, um die Ansiedlung neuer Industrien im Interesse des Finanzplatzes mit Engagement voranzutreiben.

Minimalumsetzung der EU-Richtlinien sichert Standortattraktivität

Die wettbewerbsfähige Umsetzung europäischer Vorgaben: Das Bemühen des deutschen Gesetzgebers, "Gold-Plating" bei der Umsetzung der zahlreichen europäischen Vorgaben in der Finanzmarkt- und Bankenregulierung zu vermeiden, ist begrüßenswert.

Egal ob zuletzt bei Basel II, der Wertpapierdienstleistungsrichtlinie MiFID, der Prospektrichtlinie, der Marktmissbrauchsrichtlinie oder im Bereich des Asset Managements: Immer war eine Minimalumsetzung erklärtes Ziel. Im Wettbewerb mit wichtigen Konkurrenzstandorten ist dies unerlässlich.

Eine zunehmend pragmatische Finanzaufsicht: Über die Effizienz der deutschen Finanzaufsicht und die regulatorische Belastung der Kreditwirtschaft ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Die Auslandsbanken haben diese Diskussion nie richtig verstanden. Unter ihnen wird die Arbeit der Bundesbank seit jeher und die der BaFin seit ihrer Gründung im Jahre 2002 als zunehmend pragmatisch und standortorientiert wahrgenommen. Aus Sicht der Ausländer ist die hiesige Aufsichtskultur inzwischen ein Standortvorteil für Deutschland.

Steuerliches Umfeld vorhersehbar

Das Bemühen um eine planbare Steuerpolitik: Die fehlende Planbarkeit des steuerlichen Umfeldes war über Jahre einer der größten Standortnachteile Deutschlands. Die jetzige Regierung hat es erfreulicherweise überzeugend geschafft, das steuerliche Umfeld in kurzer Zeit wieder vorhersehbar zu machen. Und nicht nur das: Mit der Unternehmenssteuerreform 2008 wurde die Attraktivität des Standortes zusätzlich gestärkt! Beides sind ganz wichtige Signale an internationale Investoren.

Von politischer Seite ist also in den vergangenen Jahren gute Arbeit für den Finanzplatz geleistet worden. Allerdings: Dies sollte nicht Anlass geben, sich nunmehr entspannt zurücklehnen. Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen verlangen im internationalen Wettbewerb mit anderen Standorten ständige Pflege und Weiterentwicklung. Dies gilt naturgemäß für das besonders innovative Umfeld der Finanzindustrie in besonderer Weise.

Zeichen für Nachlassen der Reformbemühungen

Leider gibt es aktuell deutliche Anzeichen, dass der Reformeifer der Bundesregierung spürbar nachlässt - die Bundestagswahl 2009 wirft schon jetzt lange Schatten. Mit großen Reformen ist deshalb im beginnenden Vorwahlkampf kaum mehr zu rechnen. Dass damit reformpolitischer Stillstand im schlimmsten Fall bis 2010 herrscht, halten wir für nicht akzeptabel. Denn es gibt - auch kurzfristig - mehr als genug zu tun. Drei Bereiche seien hier nur kurz genannt:

Die begonnenen Reformprojekte sollten konsequent zu Ende geführt werden. Der Verband der Auslandsbanken hat sehr bedauert, was aus den Plänen der Bundesregierung zur Förderung der Private-Equi-ty-Industrie geworden ist. Übrig geblieben ist ein Gesetz, das nur für einen verschwindend geringen Teil dieser innovativen Industrie attraktive Standortbedingungen schafft.

Es sei die Prognose gewagt, dass sich wie in früheren Fällen auch - andere Finanzplätze in unmittelbarer Nachbarschaft dies zunutze machen und dieser Industrie einen attraktiven Standort bieten werden. Deutschland hat davon wenig. Investieren werden diese Unternehmen in Deutschland trotzdem. Nur als Steuerzahler und Arbeitgeber fallen sie hierzulande aus.

Regulierung bringt Markt für deutsche Verbriefungen in Gefahr Zusätzliche Regulierung sollte - wo nötig - mit Augenmaß gestaltet werden. Derzeit diskutiert die Bundesregierung über eine Regulierung von Kreditverkäufen. Damit sollen Kreditnehmer wirksamer vor Finanzinvestoren geschützt werden, die Einzelkredite im Rahmen von Portfoliotransaktionen von den kreditgebenden Banken erwerben und dann die Kreditnehmer unter Druck setzen - bis hin zur Kündigung selbst nicht notleidender Kredite. Auch die Auslandsbanken halten dies für regelungsbedürftig. Es wird jedoch dringend empfohlen, gesetzgeberisch punktgenau dieses wahrgenommene Problem zu adressieren und nicht - wie bisweilen gefordert, Kreditverkäufe generell über ein Sonderkündigungsrecht im Falle des Verkaufs in Frage zu stellen. Denn die Folgen wären einigermaßen verheerend: Der Verkauf von Kreditportfolios notleidender Banken wäre deutlich erschwert, ganze Geschäftsmodelle von Kreditinstituten, die wesentlich auf Refinanzierung über Verbriefung aufbauen, wären in Frage gestellt. Und, vielleicht am einschneidendsten: Der Markt für deutsche Verbriefungen - für dessen weitere Entwicklung in der Politik gerade ein "Verbriefungsgesetz" gefordert wird - würde verschwinden, ehe er richtig entstanden ist, weil ein Verkauf der Kredite an Verbriefungsgesellschaften praktisch unmöglich würde.

Weiteres Reformpotenzial ist gegeben

Steuerbürokratie muss abgebaut werden. Die durchaus gelungene Unternehmenssteuerreform sollte dadurch ergänzt werden, dass Steuerbürokratie, wo nicht erforderlich, abgebaut wird. Denn es ist nicht nur eine Frage des Steuersatzes, ob Unternehmen das steuerliche Umfeld als attraktiv wahrnehmen wird.

Auch die Einfachheit der Besteuerung trägt wesentlich hierzu bei. Nicht umsonst war Bürokratieabbau ein erklärtes Hauptziel der aktuellen Bundesregierung. Doch auch wer diese Entwicklung begrüßt, muss feststellen, dass hier noch erhebliches Reformpotenzial besteht - auch weit über den steuerlichen Bereich hinaus.

Das sind nur einige wenige wichtige Forderungen der Auslandsbanken an die aktuelle (Standort-)Politik in Deutschland. Der Verband hofft sehr, dass diese und andere Anregungen Gehör finden. Denn die Auslandsbanken haben ein vitales Interesse an einer gedeihlichen Entwicklung des hiesigen Finanzplatzes. Und deshalb werden sie auch zukünftig ihren Beitrag dazu leisten, dass der Finanzplatz im kontinentaleuropäischen Konzert ganz vorne mitspielen kann.

Jens Tolckmitt , Hauptgeschäftsführer , Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V., Berlin
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