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Spezialbanken - Autobanken punkten mit Mobilitätspaketen

Noch nie war der Anteil der Barzahler im deutschen Autohandel so niedrig wie im Jahr 2014: Nur 22 Prozent der Kunden zahlten ihr Fahrzeug in bar. Das sind zehn Prozentpunkte weniger als noch im Jahr 2010. 78 Prozent der Kunden griffen auf Leasing- oder Finanzierungsprodukte zurück; davon wiederum kamen in rund zwei Dritteln der Fälle die Mitgliedsinstitute des Arbeitskreises der Banken und Leasinggesellschaften der Automobilwirtschaft (AKA) zum Zuge. Die "Factives" sind also nach wie vor unangefochtener Marktführer bei der Kfz-Finanzierung.

In einem zum dritten Mal in Folge rückläufigen Automobilmarkt haben sie sich damit für ihre Mutterkonzerne einmal mehr als Stabilisatoren bewährt. Im gewerblichen Segment konnten sie die Rückgänge zumindest abfedern. Und im Privatkundenmarkt konnten die Autobanken selbst 2013 um ein Prozent zulegen, während der Gesamtmarkt ein Minus von fünf Prozent verzeichnete.

Ihr Augenmerk richten sie dabei immer mehr auf die sogenannten Mobilitätspakete, die Kfz-Versicherungen, Kreditversicherungen und vor allem autonahe Dienstleistungen wie Garantie- und Reparaturversicherungen, Services für Wartung und Verschleiß oder Reifendienstleistungen umfassen.

Insgesamt haben die AKA-Mitgliedsbanken 2013 über 2,5 Millionen solcher Verträge abgeschlossen, davon fast zwei Drittel (1,6 Millionen) im Bereich der autonahen Dienstleistungen. Heute kommen auf jeden Leasing- beziehungsweise Finanzierungsvertrag mehr als zwei zusätzliche Dienstleistungen für Kunden.

Diese Entwicklung ist für die Finanzdienstleister der Automobilkonzerne aus zweierlei Gründen positiv: Zum einen gewinnt das mit den Service- und Dienstleistungsverträgen verbundene Provisionsgeschäft angesichts der mit Basel III verschärften Eigenkapitalrichtlinien an Bedeutung. Zum anderen wird gerade durch die Verträge im Bereich autonaher Dienstleistungen der Fachhandel gestärkt: Kunden, in deren monatlicher Rate Werkstattbesuche, Reparaturen oder Reifenservice inbegriffen sind, bleiben der Werkstatt ihres Händlers treu. Auch bei künftigen Fahrzeugkäufen wird damit die Markentreue gefördert.

Last, but not least könnte sich der Trend zum Dienstleistungsgeschäft auch dann positiv auswirken, wenn sich die Befürchtungen des Bankenfachverbandes bewahrheiten sollten, dass der deutsche Gesetzgeber die Umsetzung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie in nationales Recht in eine einheitliche Regulierung jeglichen Kreditgeschäfts ausweiten und damit auch die Kfz-Finanzierung mit einbeziehen könnte. Zweifellos würden sich die Kredite damit verteuern. Das Angebot einer festen "Mobilitätsrate", die neben der Finanzierung auch die laufenden Fahrzeugkosten beinhaltet, bliebe dann aber immer noch ein Wettbewerbsvorteil der Autobanken. Denn an dieser Stelle dürfte es den nicht herstellergebundenen Anbietern ohne den Bezug zum Handel schwerfallen, mit entsprechenden Angeboten gleichzuziehen. Red.

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