Payment-Aktien

Dr. Ewald Judt, Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien

Quelle: Wirtschaftsuniversität Wien

Im Fokus der publizierten Anlageinformationen stand in den letzten Jahren zumeist die Entwicklung der sogenannten globalen Technologie-Aktien wie Google, Apple, Facebook und Amazon (GAFA) und die teilweise rasch verglühenden Highflyer wie Kryptowährungen und deren ICOs. Payment-Aktien wurden eher selten erwähnt. Eine Ausnahme war die in letzter Zeit beobachtbare Wertsteigerung der Wirecard-Aktie, die sogar in den Dax aufgenommen wurde.

Geringer Informationsstand

Die geringe Information zu den Payment-Aktien wie Mastercard, Visa und Paypal ist überraschend, da eine überwiegende Mehrheit der Europäer diese Produkte/Dienstleistungen besitzt und zumeist regelmäßig nutzt. Dazu kommt, dass sich diese drei Payment-Aktien in der relativ kurzen Zeit, seit diese an der Börse notiert sind, hervorragend entwickelt haben. Exemplarisch für die Gruppe der Payment-Aktien wird auf die Mastercard-Inc.-, die Visa-Inc.- und die Paypal-Inc.-Aktien eingegangen.

Der Kartentrend begann in den fünfziger und sechziger Jahren in den USA durch die Banken-Ausgabe von Kreditkarten mit Revolving Credit. Vertragsunternehmen gab es zunächst nur im lokalen und regionalen Einzugsbereich der kartenausgebenden Banken. Eine Ausdehnung der Gültigkeit der Bankkreditkarten wurde durch zahlreiche Abkommen erreicht, aus denen sich schließlich die Mastercard- und die Visa-Organisation entwickelten. Seit den 1970er-Jahren werden sie auch weltweit von Banken emittiert und am PoS akzeptiert.

Heute emittieren nahezu alle US-Banken Mastercard- und/oder Visa-Karten. Sowohl Mastercard als auch Visa sind bereits seit längerer Zeit nicht mehr auf Kreditkarten allein fokussiert, sondern auch bei Debitkarten und einer Fülle anderer Payment-Produkte/ Dienstleistungen in der realen und der virtuellen Welt aktiv.

Die heutige Mastercard-Organisation ist 1966 durch einen Zusammenschluss mehrerer regionaler Bankkreditkartenvereinigungen entstanden. Diese damals "Interbank Card Association" genannte Gesellschaft vergab Lizenzen für die Kartenausgabe und Vertragsunternehmensakquisition. In der Folge schlossen sich rasch eine große Anzahl von US-Banken aus allen Teilen des Landes an. Kurze Zeit später wurden Lizenzen an Banken in der ganzen Welt vergeben.

Mastercard-Aktie mit 4 800 Prozent Wertsteigerung

Ab 1979 firmierte die Gesellschaft als Mastercard Card Association. Sie kooperierte in Europa viele Jahre mit Europay International S.A., fusionierte 2002 mit dieser Gesellschaft und wurde eine Aktiengesellschaft. Firmensitz ist in Purchase/Westchester County, New York. 2006 erfolgt der Börsengang zu Mastercard Inc. Die ehemaligen Eigentümer (großteils US-Banken und europäische Banken) verkauften in der Folge ihre Anteile. Heute sind über 70 Prozent der Aktien Streubesitz, etwa 10 Prozent gehören der Mastercard Foundation, rund 6 Prozent Vanguard und etwa 4 Prozent Blackrock.

Die Entwicklung der Aktie seit dem IPO kann als sensationell bezeichnet werden. Von 3,90 US-Dollar (durch 1 -> 10 Aktiensplit ursprünglich 39,00 US-Dollar) über 4,19 US-Dollar Erstnotiz auf rund 190,00 Dollar (Ende 2018) entspricht einer Wertsteigerung von über 4 800 Prozent.

Visa zu 85 Prozent im Streubesitz

Eine ähnliche Entwicklung ist bei der Visa-Organisation zu beobachten, die ihren Ursprung in der erstmals 1958 ausgegebenen Bank Americard, der Kreditkarte der Bank of America, hatte. Seit 1966 vergibt diese Lizenzverträge an andere Banken in den USA und in anderen Ländern der Welt. 1970 wurden die Kreditkartenoperationen national und 1974 international unter dem Namen Ibanco als Association der Member ausgegliedert und 1977 in Visa International umbenannt. Das Headquarter befindet sich in Foster City/San Mateo County, Kalifornien.

Seit Anbeginn hat sich das System weltweit, sowohl hinsichtlich der Karteninhaber als auch der Vertragsunternehmen, rasch verbreitet.

Nach der Ankündigung der Änderung der Unternehmensstruktur und des Börsengangs (vergleichbar mit Mastercard) wurde Visa Inc. gegründet. Visa Europe blieb eine separate Gesellschaft im Besitz der europäischen Visa-Memberbanken. 2008 erfolgte der Börsengang zu Visa Inc. und die ehemaligen Eigentümer (außer die europäischen Memberbanken) verkauften ihre Anteile.

Heute befinden sich über 85 Prozent der Aktien im Streubesitz, etwa 6 Prozent gehören Vanguard, rund 4 Prozent Blackrock und 3 Prozent Fidelity.

Die Entwicklung der Aktie seit dem IPO war hervorragend. Von 11,00 US-Dollar (durch 1 -> 4 Aktiensplit ursprünglich 44,00 US-Dollar ) über 14,13 US-Dollar Erstnotiz auf rund 120,00 Dollar (Ende 2018), was einer Wertsteigerung von über 1 000 Prozent entspricht.

Paypal seit 2015 an der Börse

Bei Paypal handelt es sich, um einen speziellen Payment Service Provider (PSP), der ein Zahlungssystem betreibt, das Online-Zahlungen von Zahlungspflichtigen, in der Regel Käufer, an die Zahlungsempfänger, in der Regel Verkäufer, ermöglicht.

Das Online-Bezahlsystem ist bis heute die wichtigste Dienstleistung von Paypal, obwohl Paypal mittlerweile weltweit eine Reihe weiterer Dienstleistungen wie Paypal Credit, die Bezahl-App Venmo und die Zahlungsplattform Braintree gemäß dem Motto "helping people and businesses to receive and to make payments" in mehr als 200 Ländern anbietet.

Paypal wurde 1998 gegründet und 2002 von Ebay zur Abwicklung der Zahlungstransaktionen dieses Online-Marktplatzes gekauft. Im Juli 2015 wurde Paypal erneut ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen an der Börse gebracht. Die Paypal-Firmenzentrale liegt in San José, Kalifornien. Der Paypal-Service wird in Europa von der Paypal (Europe) S.à.r.l. et Cie S.C.A. angeboten, die eine luxemburgische Banklizenz hat. Der Börsengang verlief erfolgreich. Heute befinden sich etwa 80 Prozent der Aktien im Streubesitz, jeweils rund 7 Prozent gehören Fidelity und Vanguard und 6 Prozent Blackrock.

Die Entwicklung der Aktie war bereits kurze Zeit nach dem Börsengang vielversprechend. Beim IPO wurde eine Paypal-Aktie nach der Abspaltung vom Mutterkonzern Ebay mit 38,39 US-Dollar bewertet. Am Ende des ersten Handelstags lag ihr Kurs bei 40,48 und Ende 2018 bei etwa 80,00 US-Dollar, was einer Wertsteigerung von über 100 Prozent entspricht.

Die Entwicklungen dieser drei Payment-Aktien, die auf dem Geschäftserfolg hinsichtlich Absatz, Umsatz und Gewinn basieren, zeigen, dass auch der im deutschen Sprachraum vielfach unter seinem Wert geschlagene Zahlungsverkehr erfolgreiche Geschäftsmodelle hat.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien, ewald.judt[at]wu.ac[dot]at. Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien, claudia.klausegger[at]wu.ac[dot]at.

Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien

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