INSOLVENZEN

Acht Prozent mehr Firmenpleiten in diesem Jahr?

Spätestens ab dem Herbst dieses Jahres erwartet Euler Hermes das Einsetzen einer weltweiten Welle von Firmenpleiten. Derzeit befindet sich die USA im Epizentrum der Insolvenzwelle, während in einigen anderen Ländern, darunter Deutschland, noch die Ruhe vor dem Sturm herrscht. Die für den Herbst auch in Deutschland erwartete Pleitewelle, so die Prognose, dürfte sich über das gesamte erste Halbjahr 2021 fortsetzen. Euler Hermes erwartet aktuell für die beiden Jahre 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent auf einen neuen Rekord (17 Prozent im Jahr 2020, 16 Prozent im Jahr 2021). Wenn die jeweiligen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu früh beendet werden, dürfte der Anstieg sogar noch um 5 bis 10 Prozentpunkte höher ausfallen, so Maxime Lemerle, Chef der Insolvenz- und Branchenanalysen bei der Euler Hermes Gruppe.

Deutschland könnte der Analyse des Kreditversicherers zufolge im Vergleich zu vielen anderen Ländern mit einem blauen Auge davonkommen. Als Gründe dafür werden neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der Regierung genannt. Insgesamt dürften die Insolvenzen hierzulande im Zuge der Covid-19-Pandemie in den zwei Jahren bis 2021 um insgesamt 12 Prozent auf dann etwa 21 000 Fälle ansteigen. Der Löwenanteil dürfte mit einem Anstieg um 8 Prozent auf 2021 entfallen. Für 2020 wird ein Zuwachs der Fallzahlen um 4 Prozent auf rund 19 500 Fälle erwartet.

Damit gehört Deutschland wie auch Großbritannien, Frankreich, Belgien, die Schweiz oder Indien zu dem Drittel derjenigen Länder, die die Negativeffekte zeitverzögert erreicht. Neben den staatlichen Sofortmaßnahmen ist einer der Hauptgründe dafür die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Deutschland bis zum Herbst.

Die USA führen das Negativranking derjenigen Länder an, die bereits 2020 unter einem massiven Anstieg der Insolvenzen leiden (plus 47 Prozent 2020). Sie teilen ihr Schicksal mit zwei von drei Ländern weltweit. Darunter befinden sich neben den USA, Brasilien (plus 32 Prozent im Jahr 2020) und China (plus 21 Prozent) auch viele europäische Staaten wie beispielsweise Portugal (plus 30 Prozent), die Niederlande (plus 29 Prozent), Spanien (plus 20 Prozent) oder Italien (plus 18 Prozent). Red.

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