Altersvorsorge

Anleger weltweit sparen zu wenig für die Vorsorge

Anteil der Anleger im Ruhestand, die sich wünschen, sie hätten mehr fürs Alter vorgesorgt (Angaben in Prozent) Quelle: Schroders Global Investor Study 2017

Deutsche Altersvorsorge-Muffel befinden sich in guter Gesellschaft: Anleger auf der ganzen Welt sorgen nicht ausreichend fürs Alter vor. Das ergab eine Umfrage unter mehr als 22 000 Investoren in 30 Ländern. Diejenigen, die den Ruhestand noch vor sich haben, sparen demnach 11,4 Prozent ihres Jahreseinkommens, glauben aber, dass sie 13,7 Prozent auf die Seite legen sollten. In Europa sparen Anleger sogar nur durchschnittlich 9,9 Prozent ihres Einkommens. Um im Alter angenehm leben zu können, halten die Europäer jedoch eine Sparquote von 12,0 Prozent für erforderlich. Das zu geringe Vorsorgeniveau bestätigt sich beim Blick auf die Ruheständler. Denn von ihnen wünschen sich im weltweiten Durchschnitt 66 Prozent, sie hätten während des Erwerbslebens mehr fürs Alter gespart. 22 Prozent denken sogar, sie hätten wesentlich mehr zurücklegen sollen. Dieser Trend ist in allen Ländern, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, weit verbreitet, ganz besonders in Asien.

Paradoxe Einstellungen bei den Deutschen führen zu Versorgungslücken

Deutsche Anleger, die sich noch nicht im Ruhestand befinden, sparen durchschnittlich 10,5 Prozent ihres Einkommens und liegen damit zwar knapp über dem europäischen Durchschnitt, aber unterhalb des weltweiten Durchschnitts. Obwohl sie glauben, eigentlich eine Sparquote von 12,0 Prozent zu benötigen, um später auskömmlich leben zu können, rechnen dennoch 71 Prozent damit, dass ihre Ruhestandsbezüge für ein angenehmes Leben im Alter ausreichen werden. Dieser Widerspruch reflektiert eine gewisse Zementierung der bestehenden Versorgungslücke. Bedenkt man dann noch, dass für die Studie nur Anleger befragt wurden, also solche Personen, die sich überdurchschnittlich stark mit Finanzthemen auseinandersetzen, dann dürften die Umfrageergebnisse darauf schließen lassen, dass die genannten Schwierigkeiten bezogen auf die Gesamtbevölkerung noch deutlich stärker ausgeprägt sein dürften - zumal die geringe Wertpapieraffinität der Deutschen, gepaart mit dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, bewährte Vorsorgekonzepte immer schwieriger machen.

Risikoaversion der Deutschen gestiegen

Wenn in der Studie 46 Prozent der befragten deutschen Anleger als Priorität für das verfügbare Einkommen im Jahr 2018 angaben "Investieren", dann ist das eben nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung der bestehenden Versorgungslücke. Teilt man diese 46 Prozent nach Art der Investitionen auf, dann bleiben 19 Prozent in Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Ähnliches, 14 Prozent, die in die Altersvorsorge investieren wollen und 13 Prozent, die auf Immobilien setzen. Das Ziel "Sparen" gaben insgesamt 16 Prozent der deutschen Befragten an - gegenüber 20 Prozent, für die das Ausgeben Priorität hat. Und gespart werden soll dabei in etwa hälftig auf dem Bankkonto (9 Prozent) und mit Bargeld zuhause (7 Prozent). Fast jeder Zweite (49 Prozent) gab zu Protokoll, heute mehr Bargeld vorzuhalten als sonst. 60 Prozent wollen jetzt keine hohen Risiken bei Investments eingehen. Die Risikoaversion der Deutschen ist damit eher gestiegen als gesunken.

Von denjenigen deutschen Anlegern, die sich bereits im Ruhestand befinden, geben 80 Prozent an, dass ihre Bezüge für einen angemessenen Lebensstandard ausreichen. Demzufolge wünschen sich nur 43 Prozent der Befragten, sie hätten zuvor mehr angespart, darunter lediglich 10 Prozent, die sich wünschten, sie hätten wesentlich mehr zurückgelegt.

Erwarteter Rentenbeginn in Deutschland später als im Durchschnitt

Dass dieser Wert so deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt liegt, ist allerdings sicher kein Grund zur Beruhigung, erhalten doch die heutigen Ruheständler ein weitaus höheres Rentenniveau als es die künftigen Rentnerjahrgänge zu erwarten haben. Der geringe Anteil jener, die ihre private Vorsorge rückwirkend als zu gering einstufen, ist insofern lediglich ein Beweis für das bisher gute Versorgungsniveau durch die gesetzliche Rentenversicherung.

Das gesunkene Vertrauen in die Absicherung durch die gesetzliche Rente geht aus den Antworten auf die Frage hervor, wann die Menschen in den Ruhestand gehen möchten. Deutsche Anleger, die noch nicht im Ruhestand sind, geben hier im Durchschnitt ein Alter von 61,3 Jahren als Wunsch an. Realistisch betrachtet erwarten sie ihren Eintritt in den Ruhestand allerdings erst mit 64,8 Jahren. Im globalen Mittel rechnen die Befragten mit einem Rentenbeginn schon mit 63 Jahren.

Deutsche setzen überdurchschnittlich auf staatliche Renten und Pensionen

Die wichtigsten Einnahmequellen im Ruhestand sind der Umfrage zufolge weltweit Ersparnisse und Geldanlagen (20 Prozent), staatliche Renten und Pensionen (19 Prozent), betriebliche Altersversorgung (18 Prozent), private Altersvorsorge (12 Prozent).

Hinzu kommen Immobilien (das heißt Miet- und Pachteinnahmen) mit 7 Prozent, finanzielle Unterstützung durch Angehörige (7 Prozent), Teilzeitbeschäftigung (6 Prozent), Erbschaften (5 Prozent) und Freisetzung von im Eigenheim gebundenem Kapital (4 Prozent).

Die deutschen Anleger setzen bei der Finanzierung des Ruhestands dagegen nach wie vor mit 34 Prozent stark auf staatliche Pensionen und Renten. Dahinter folgen Ersparnisse und Geldanlagen mit 17 Prozent und betriebliche Altersversorgung mit 13 Prozent.

Teilzeitarbeit im Ruhestand bei Deutschen unterdurchschnittlich beliebt

Ein Trend, der in der Umfrage deutlich wurde: Von denjenigen Anlegern weltweit, die den Ruhestand noch vor sich haben, hoffen 63 Prozent, noch durchschnittlich 3,4 Jahre in Teilzeit arbeiten zu können, bevor sie sich ganz zur Ruhe setzen. Zudem wollen 30 Prozent der Befragten im Ruhestand mit ihrem Hobby Geld verdienen. Von den deutschen Befragten möchten nur 56 Prozent noch in Teilzeit arbeiten und dies lediglich über einen Zeitraum von durchschnittlich 3,0 Jahren, beide Werte liegen unterhalb des globalen Durchschnitts. Und nur 24 Prozent möchten auch anschließend noch mit ihrem Hobby Einkünfte erzielen.

Das Gefühl, nicht genug fürs Alter vorzusorgen, ist bei Millennials (Personen zwischen 18 und 35 Jahren) weiter verbreitet. Im Vergleich zu älteren Anlegern, die noch nicht im Ruhestand sind, legen die Befragten aus dieser Zielgruppe einen geringeren Prozentsatz (11,2 Prozent gegenüber 11,6 Prozent) ihres Einkommens speziell für den Ruhestand auf die Seite. Und sie glauben, dass sie für ein angenehmes Leben im Alter durchschnittlich 13,2 Prozent sparen sollten - etwas weniger als ältere, noch nicht im Ruhestand befindliche Anleger, die von 14,1 Prozent ausgehen.

Millennials stützen sich weniger auf gesetzliche Rente und bAV

In der Frage, was Millennials bei der Altersvorsorge anders machen, rechnen diese im Ruhestand mit einer Kombination aus verschiedenen Einnahmequellen, werden sich dabei aber gegenüber älteren Anlegern wahrscheinlich weniger stützen auf: betriebliche Altersversorgung (15 Prozent gegenüber 20 Prozent); staatliche Renten und Pensionen (14 Prozent gegenüber 21 Prozent) und sonstige Ersparnisse (19 Prozent gegenüber 21 Prozent).

Im Gegenzug glauben die Millennials, dass sie im Alter stärker von anderen Einnahmequellen abhängig sein werden. Genannt werden Teilzeitbeschäftigung (7 Prozent gegenüber 5 Prozent), Einkommen aus Immobilienvermögen (9 Prozent gegenüber 6 Prozent), Freisetzung von im Eigenheim gebundenem Kapital (6 Prozent gegenüber 3 Prozent), finanzielle Unterstützung durch Angehörige (10 Prozent gegenüber 5 Prozent) und Erbschaften (6 Prozent gegenüber 4 Prozent). Red.

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