MÄRKTE

Rücklagen der Deutschen im europäischen Mittelfeld

Die Folgen der Corona-Krise haben das Sparverhalten der Europäer verändert. 44 Prozent der Menschen geben jetzt weniger aus, 30 Prozent sparen mehr als zuvor. Das geht aus einer Studie der ING hervor, für die 12 824 Verbraucher in 13 europäischen Ländern befragt wurden. Am stärksten halten demnach die Luxemburger ihr Geld zusammen. Von ihnen geben 55 Prozent weniger Geld aus, 41 Prozent sparen mehr als vor der Krise.

Die Deutschen erweisen sich in Sachen Sparsamkeit keineswegs als Europameister: Lediglich 37 Prozent von ihnen haben der Umfrage zufolge ihre Ausgaben reduziert, 24 Prozent ihre Sparleistung erhöht. Das ist jeweils der zweitniedrigste Wert hinter Tschechien. Generell zeigen sich die Deutschen der Umfrage zufolge als Gewohnheitstiere - Krise hin oder her. Bei allen Fragen, die sich auf eine eventuelle Änderung des Ausgabe- und Sparverhaltens aufgrund der Corona-Pandemie beziehen, liegt hierzulande der Anteil derer, die angeben, nichts geändert zu haben, deutlich über dem Durchschnitt. Das gilt auch für das Bezahlverhalten: Zwar geben 44 Prozent der befragten deutschen Konsumenten an, ihre Bargeldnutzung verringert zu haben. Das ist allerdings der niedrigste Wert aller abgefragten Länder. Im europäischen Durchschnitt verwenden 57 der Befragten weniger Bargeld als vor der Corona-Pandemie.

s-28_grafik_tschechen_und_deutsche_bum_07-2020_vxl.jpg

Ein jährlich wiederkehrender Befund der ING-Studie ist die Erkenntniss, dass die Deutschen nicht nur keine Spareuropameister sind, sondern dass in Deutschland der Anteil der Menschen ohne jegliche Ersparnisse regelmäßig mit am höchsten ist. Im Dezember 2019 betrug er in Deutschland 31 Prozent, im Mai 2020 immer noch 29 Prozent - das sind jeweils drei Prozentpunkte mehr als im europäischen Durchschnitt. Nur in Rumänien gab und gibt es noch mehr Menschen, die über keinerlei Ersparnisse verfügen.

Mit der Höhe ihrer Rücklagen liegen die Deutschen dagegen im Mittelfeld. Knapp die Hälfte der Menschen hierzulande gibt an, über Rücklagen von mehr als drei Monatsnettoeinkommen zu verfügen. Rechnet man diejenigen heraus, die zu dieser Frage keine Angaben machen konnten oder wollten, steigt der Wert auf rund 59 Prozent. Nur in Großbritannien und Luxemburg liegt er deutlich höher als in Deutschland, in fast allen Ländern jedoch im Mai 2020 spürbar niedriger als im Dezember 2019.

Eine weitere - wenn auch nicht überraschende - Erkenntnis der Studie: Sparen muss man sich auch leisten können. Je höher die angesparten Rücklagen, desto wahrscheinlicher ist es, dass in der Corona-Krise mehr gespart wird als zuvor - und umgekehrt. Das belegt, dass die Krise vor allem für diejenigen eine finanzielle Belastung darstellt, die schon zuvor nicht so gut dastanden. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X