Verbundstrategie

Sparda-Banken im Selbstfindungsmodus

Sparda-Bank Filiale in Stuttgart am Hauptbahnhof, Quelle: Sparda-Bank

Genau einen Tag vor der Jahrespressekonferenz des Verbands der Sparda-Banken ging das Rechenzentrum der Gruppe, die Sparda Datenverarbeitung mit der Meldung über die Zusammenarbeit mit T-Systems an die Öffentlichkeit. Mit dem Verband war die Mitteilung weder vom Zeitpunkt noch inhaltlich abgesprochen. Das ist symptomatisch für das Bild der bröckelnden Geschlossenheit der einstmals so einheitlich auftretenden Gruppe. An allen Ecken, so scheint es, weicht die Einheitlichkeit auf, jeder hat primär die eigenen Interessen im Blick. Das gilt, wenn es um die IT-Strategie geht (siehe Seite 10), bei der Konditionenpolitik in Sachen Girokonto oder auch in der Frage, ob man am Regionalprinzip festhält oder Produkte und Dienstleistungen online auch bundesweit anbieten will.

- In der IT hat die Sparda-Bank Berlin die Diskussion um die Kosten losgetreten und auch die übrigen Banken in Zugzwang gebracht.

- Beim einstigen Markenzeichen "Kostenloses Girokonto" ist die Bandbreite der Ansätze mittlerweile so groß, dass die Gruppe dieses Angebot - lange Jahre dasjenige Produkt, mit dem die ehemaligen Eisenbahner kontinuierlich an Marktanteilen gewonnen haben - nicht mehr für die gemeinsame Werbung verwenden können. Die Spanne reicht vom weiterhin kostenlosen Konto ohne Wenn und Aber über ein Jahresentgelt für die Girocard oder Entgelten für beleghafte Transaktionen bis hin zu veritablen Kontoführungsgebühren. Die kleine Gruppe der Sparda-Banken tritt hier also mittlerweile genauso vielfältig auf wie die VR-Banken oder Sparkassen.

- Beim Regionalprinzip gibt der Verband unverändert die Devise aus, dass jede Bank sich auf ihre Region beschränken soll. Das sei in der Gruppe unwidersprochen. Und doch hat die Sparda-Bank Baden-Württemberg als erste kommuniziert, dass sie online bundesweit auftreten will. Auch andere Institute haben ihre Satzung entsprechend angepasst, sodass die Verbandsdevise im Grunde Makulatur ist.

Keine Frage: Es ist nur zu verständlich, wenn jedes Institut sich so aufstellt, wie es sich den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen am besten gewachsen sieht. Gerade deshalb ist die anscheinend immer größer werdende Divergenz der Gruppe, unter welch starkem Druck die einzelnen Banken stehen.

Die Forderung von Florian Rentsch, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbands der Sparda-Banken, an die Politik ist deshalb folgerichtig: Das im Mai 2017 vom Finanzausschuss des Deutschen Bundestags beschlossene Gutachten über die Auswirkungen der Bankenregulierung, das auch in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde, muss dringend angestoßen werden. Und bis zu seiner Fertigstellung muss es eine Regulierungspause geben. Außerdem soll die Regulierung das Thema "Small Banking Box" auf europäischer Ebene zu ihrem Thema machen und nicht als Floskel im Koalitionsvertrag belassen. Zu sehr haben die regulatorischen Themen gerade für kleinere Banken überhandgenommen. Die Suche nach einer gemeinsamen Strategie (die wieder eine gemeinsame Werbung ermöglichen würde), macht das nicht einfacher. Wonach man auch fragt: Immer lautet die Antwort des Verbands: Dazu soll im laufenden Jahr eine Lösung erarbeitet werden. Einstweilen scheinen sich die Spardas in einer Art Selbstfindungsmodus zu befinden. Details dazu im nächsten Heft im Interview mit Florian Rentsch. Red.

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