Marktforschung

Zunehmender Frust bei Sparern

40 Prozent der Sparer in Deutschland haben angesichts des Niedrigstzinsniveaus keine Lust, die Rendite verschiedener Geldanlagen zu vergleichen, 37 Prozent ist es gleichgültig, wie lange sie ihr Geld anlegen, weil sie ohnehin keine attraktiven Zinsen bekommen, 35 Prozent ist aus dem gleichen Grund auch die Anlageform gleichgültig. Das geht aus dem Anlegerbarometer von Union Investment für das erste Quartal 2018 hervor, für das das Marktforschungsunternehmen Forsa im Mai 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten befragt hat. Diese Ergebnisse sind ein Zeichen dafür, dass die Sparer allmählich frustriert sind. Das "Aussitzen" der Niedrigzinsen scheint immer aussichtsloser.

Grundsätzlich schlummern hier also Potenziale für das Wertpapiergeschäft. Nach wie vor muss aber Überzeugungsarbeit geleistet werden. Denn nur knapp jedem Zweiten ist bekannt, dass Aktienanlagen auf lange Sicht die höchsten Erträge bieten. Und unter denjenigen, die selbst noch keine Aktien und Aktienfonds besitzen (60 Prozent) sind die Vorbehalte gegenüber Wertpapieren hoch. Die meistgenannten Gründe, weshalb sie ihre Ersparnisse nicht auf diese Weise anlegen, sind Bedenken wegen möglicher Kursschwankungen (58 Prozent), fehlender finanzieller Mittel (56 Prozent) und des Zeitaufwands, regelmäßig die Aktienkurse zu verfolgen (53 Prozent).

Hier schlägt zumindest der Umfrage zufolge die Stunde der Berater: 67 Prozent der Sparer suchen demnach Rat bei ihrem Berater und erwarten von ihm, dass er interessante Anlagealternativen vorschlägt und erläutert. 44 Prozent der Befragten ziehen dabei in Erwägung, Geld aus bestehenden Anlagen in Investmentfonds umzuschichten. Auch der Vermögensstreuung stehen die Anleger relativ offen gegenüber: Etwa die Hälfte (52 Prozent) gibt an, das eigene Geld auf unterschiedliche Anlageformen zu verteilen, um die Risiken zu verringern. Als sinnvoll erachten die Befragten eine Vermögensaufteilung jedoch erst ab einem Anlagebetrag von durchschnittlich 28 500 Euro. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) glaubt sogar, dafür nicht genügend Geld zu haben.

Wenn es zu Kursschwankungen kommt zeigen sich die Besitzer von Aktien und Aktienfonds (40 Prozent) hingegen relativ entspannt und zuversichtlich: 62 Prozent betrachten Rückgänge an den Aktienmärkten gleichzeitig als Chance, günstig nachzukaufen. Mit 96 Prozent tendieren fast alle Aktien- und Aktienfondsbesitzer dazu, bei fallenden Notierungen erst einmal nichts zu unternehmen.

Das wiederum zeigt, dass Bemühungen, die Kundschaft vom Wertpapiersparen zu überzeugen, sich auszahlen können. Viele Anleger müssen sich dafür zwar überwinden. Ist diese Hürde aber erst einmal genommen, scheint die Zufriedenheit mit der Anlage vergleichsweise hoch zu sein. Doch bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist Vorsicht angesagt. Wenn es erst einmal zu deutlichen Korrekturen an den Märkten kommt, könnte dies ganz anders aussehen. Vor allem solche Anleger, die erst vor kurzem ins Wertpapiergeschäft eingestiegen sind, verlieren dann erfahrungsgemäß leicht die Nerven und fühlen sich schlecht beraten. Allerdings können Fondsparpläne dieses Risiko abmildern und dazu beitragen, die Wertpapiersparer "bei der Stange zu halten". In der Beratung ist es aber wichtig zu erklären, dass das Aussitzen ungünstiger Börsenphasen sehr viel sinnvoller ist als das Aussitzen der Niedrigzinsphase. Red.

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