Privatkundengeschäft

Ein bisschen Loyalität

Mehr als die Hälfte der Verbraucher zwischen 18 und 69 Jahren (51,4 Prozent) ist inzwischen Kunde bei einer Direktbank. Weitere 20,8 Prozent können sich zumindest vorstellen, bei einer filiallosen Bank ein Konto zu eröffnen. Das geht aus einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung im Auftrag der Norisbank hervor. Von Mai bis Oktober 2017 ist dieser Anteil damit um 7,9 Prozentpunkte gestiegen - ein Wachstum um 18 Prozent. Und der Trend ebbt nicht ab. 67,3 Prozent derjenigen Befragten, die 2017 die Bank gewechselt haben (und das waren 9,6 Prozent aller Befragten) entschieden sich der Umfrage zufolge für eine Direktbank. Unter den Männern waren es sogar 77,6 Prozent. 44,9 Prozent dieser Bankwechsler hatten vorher lediglich ein Konto bei einer Filialbank.

Nicht jeder Direktbankkunde nennt die filiallose Bank seine Hauptbank. Doch der Anteil derjenigen, die ihr Haupt- beziehungsweise Gehaltsgirokonto bei einer Direktbank führen, hat mit 29,1 Prozent die Quote jener Kunden übertroffen, die dort nur ein Zweit- oder Drittkonto unterhalten (22,3 Prozent aller Befragten). Auch dies ist eine Klientel mit begrenzter Loyalität zur Filialbank. Hier dürfte der Anteil der potenziellen Bankwechsler am größten sein.

Die aus Sicht der Filialbanken am stärksten gefährdete Kundengruppe sind der Umfrage zufolge Männer zwischen 30 und 39 Jahre mit Hochschulabschluss. Denn die Ergebnisse zeigen: Der Anteil der Direktbankkunden ist unter Männern (56,2 Prozent) spürbar höher als unter Frauen (46,9 Prozent). Zwei Drittel (66,7 Prozent) verfügen über ein abgeschlossenes Studium. Außerdem ist die Direktbanknutzung im Osten (58,5 Prozent) oder Süden des Landes (56,6 Prozent) besonders ausgeprägt. In Ostdeutschland korrespondiert dies mit der sehr geringen oder geringen Filialdichte von maximal 3,2 Filialen je 1 000 Einwohner, wie sie KfW-Research im Oktober 2017 für das Jahr 2015 für den gesamten Osten ausgewiesen hat. Im Süden ist ein solcher Zusammenhang nicht herzustellen. Hier könnte eher die vom Digitalverband Bitkom wiederholt dokumentierte, im Vergleich zu anderen Regionen intensivere Internetnutzung eine Ursache darstellen.

Für die Filialbanken hieße das: Hohe Online-Affinität der Kunden gefährdet die Kundenbeziehung ebenso wie der Rückzug aus der Fläche. Gute digitale Angebote können den Trend aber offenbar nur bedingt stoppen - des Kostenvergleichs wegen. 44,9 Prozent derjenigen, die 2017 ihre Bank gewechselt haben, wollten damit die Kosten für Bankdienstleistungen und Geldabheben vermeiden oder reduzieren. Ein bisschen Loyalität gibt es aber offenbar doch noch: 28,5 Prozent der im Auftrag der Norisbank befragten Bankkunden in Deutschland, die ihre Bankverbindung nicht geändert haben, wollten ihrer Bank noch einmal eine Chance geben. Dabei zeigten sich Männer mit 32,8 Prozent sogar loyaler als Frauen (24,1 Prozent). Red.

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