MARKENFÜHRUNG

Farbenstreit: Gesunder Menschenverstand siegt

Quelle: Sparkassenverlag

Wenn das kein guter Start in die zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts ist: Endlich haben die Sparkassen und der Santander-Konzern ihren Farbenstreit beigelegt, der beide schon so lange beschäftigt hat. Es bleibt also dabei: Der Rotton HKS 13, der seit 2007 beim Deutschen Patent- und Markenamt für die Sparkassen-Finanzgruppe eingetragen ist, bleibt unangefochten. Dennoch kann auch der Santander-Konzern seinen internationalen Markenauftritt in Deutschland beibehalten.

Der Rechtsstreit darüber, ob das Sparkassen-Rot zu Recht als Markenfarbe geschützt ist, hat alle gerichtlichen Instanzen durchlaufen. Der Europäische Gerichtshof, das Bundespatentgericht und der Bundesgerichtshof haben dazu Entscheidungen getroffen. Doch auch nachdem zuletzt der BGH im Juli 2016 den Bestand der Sparkassen-Farbmarke höchstrichterlich bestätigt hatte, gab es keine Ruhe an der Farbenfront. So war zum Zeitpunkt des Urteilsspruchs beim OLG Hamburg noch ein Verfahren anhängig, bei dem es um die Verwendung der Farbe Rot durch Santander bei der Formel-1-Veranstaltung "Großer Preis Santander von Deutschland" und im Internetauftritt der Bank ging. Mit der Einigung der beiden Seiten ist die Causa HKS 13 aber nun endgültig abgeschlossen.

Dass beide Seiten über so viele Jahre so viel Energie in einen Rechtsstreit darüber investiert haben, ob wirklich kein anderes Kreditinstitut in Deutschland in Rot am Markt auftreten darf, ist für Außenstehende nur begrenzt verständlich. Zum einen ging es um die durchaus nachvollziehbare Frage, ob in einem zusammenwachsenden Europa, das an der Vollendung des europäischen Binnenmarktes arbeitet, nationale Bankmarken einen grenzüberschreitenden Auftritt anderer europäischer Anbieter behindern dürfen. Bei der Diskussion um eine mögliche Verwechslungsgefahr, ging es im Kern jedoch ebenso um die Frage, für wie dumm Bankkunden in Deutschland zu halten sind.

Keine Frage: Fast jeder Bankkunde in Deutschland assoziiert die Sparkassen mit der Farbe Rot - erst recht, seitdem auch diejenigen Institute, die früher noch in anderen Farben am Markt auftraten - wie beispielsweise die Frankfurter Sparkasse oder die Nassauische Sparkasse - auf das einheitliche Design der Gruppe umgeschwenkt haben. Ob das aber den Umkehrschluss zulässt, dass jede Bank, deren Außenauftritt die Farbe Rot beinhaltet, automatisch für eine Sparkasse gehalten wird, ist nicht wirklich empirisch untersucht worden. Es spricht jedoch einiges dafür, dass ein Großteil der Kunden durchaus in der Lage ist, die rote Flamme des Santander-Konzerns vom typischen gedrungenen S der Sparkassen zu unterscheiden und beide Anbieter auseinanderzuhalten, obwohl beide Namen mit S beginnen und in der Werbung auf beiden Seiten Rot zu finden ist.

Die jetzt erfolgte Einigung mit weniger roten Flächen bei Santander spricht also für gesunden Menschenverstand. Und auch mit Blick auf Europa ist sie eine gute Nachricht. Denn in Zeiten, in denen die Politik nach europäischen Champions ruft und in denen sich Kreditinstitute aller Farben und Größenordnungen mit der wachsenden Konkurrenz seitens der Bigtechs auseinandersetzen müssen, scheint es wenig zielführend, weiterhin Ressourcen in einen schon so lange währenden Farbenstreit zu investieren, die an anderer Stelle besser eingesetzt werden können. Red.

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