KOOPERATIONEN

Open Banking wird zum Wettbewerbsfaktor

Als erste Bank hat die PSD Bank München eine Vertriebskooperation mit Fairr abgeschlossen, der Altersvorsorge-Tochter des Berliner Fintechs Raisin (Weltsparen). Das Besondere an dieser Meldung ist nicht, dass die Münchner der erste Bankpartner des Fintechs sind. Das lässt sich schließlich von vielen Fintech-Kooperationen sagen, die Kreditinstitute eingehen. Und die Zusammenarbeit erhebt auch keinen Anspruch auf Exklusivität.

Die Vereinbarung zeigt allerdings in aller Deutlichkeit, wohin die Reise geht und wie sehr sich das Verhältnis zwischen Kreditinstituten und Finanz-Startups gewandelt hat: Die Angebote der Letzteren werden nicht mehr länger nur genutzt, Kunden innovative Angebote bieten zu können, ohne in großem Stil Ressourcen in deren Entwicklung investieren zu müssen. Sondern die Kooperationen verhelfen Banken auch dazu, echte Lücken in ihrem Angebotsportfolio schließen zu können.

Am Beispiel der PSD Bank München heißt das: Bislang verfügte die Bank über kein Online-Angebot an Altersvorsorgeprodukten. Für eine Bank, die sich einerseits als Hausbank ihrer Kunden und zugleich als Direktbank versteht, ist das ein echter Nachteil. Denn gerade weil die PSD Banken zwar Beratung anbieten, gleichzeitig jedoch in starkem Maße auf die digitalen Medien setzen, erwarten Kunden vermutlich in allen Bereichen ein digitales Angebot. Wer das nicht vorfindet, der schaut sich mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit anderswo um. Mit dem dürren Verweis auf die persönliche Beratung, den viele Genossenschaftsbanken und Sparkassen beim Thema Altersvorsorge immer noch bieten, können Kreditinstitute heute nicht mehr punkten. Kooperationen werden somit immer mehr zum Wettbewerbsfaktor.

Gleichzeitig machen solche Vereinbarungen auch den bisherigen Partnern Druck. Dass eine Genossenschaftsbank ein Online-Altersvorsorgeangebot in Kooperation mit einem Fintech-Unternehmen und nicht mit einem Partner aus dem genossenschaftlichen Verbund umsetzt, ist ein Signal dafür, dass es in der eigenen Gruppe zu langsam vorangeht. Das haben die PSD-Banken schon an anderen Stellen moniert.

Die Partnerschaft mit Fairr bedeutet sicher nicht, dass R+V und Union an dieser Stelle endgültig aus dem Geschäft sind. Denn das ist ja das Schöne an Open-Banking-Konzepten - dass man das eine tun kann, ohne das andere lassen zu müssen. Im Gegenteil: Eine größere Auswahl für den Kunden rundet das Ökosystem ab und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde über die eigene Website abschließt und nicht zum Wettbewerber wechselt. Nicht umsonst hat auch die DKB kurz vor Weihnachten ein klares Bekenntnis zu Open Banking und einem Innovations-Ökosystem ausgesprochen. Je nach Kundenbedarf will sie im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie das Partnernetzwerk mit Fintechs schrittweise erweitern.

Irgendwann wird dabei vermutlich eine Grenze erreicht sein, von der an weitere Angebote und Partner von den Kunden als verwirrend wahrgenommen werden und die Komplexität zu groß wird. Zum beliebigen Bauchladen werden darf ein digitales Ökosystem von Banken nicht. Bis es dazu kommt, dass aus diesem Grund Angebote auch wieder abgeschnitten oder keine neuen Partner mehr angedockt werden, ist es aber vermutlich noch ein weiter Weg. Dafür halten Fintechs das Innovationstempo viel zu hoch. Red.

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