FINANZVERTRIEB

OVB: Heimatmarkt besser als erwartet

Regionale Diversifikation und Produktmix - das waren auch im Jahr 2018 einmal mehr die Erfolgsfaktoren der OVB Holding AG. Denn der deutsche Heimatmarkt bleibt weiterhin schwierig, ablesbar an der Anzahl der Kunden und der Vertriebsprovisionen. Die Kundenzahl wuchs konzernweit um 4,1 Prozent - in Deutschland sank sie um 1,0 Prozent. Die Gesamtvertriebsprovisionen stiegen im Konzern um 2,7 Prozent, in Deutschland nur um 0,5 Prozent. Dass hier überhaupt leichtes Wachstum zu verzeichnen war, lag vor allem daran, dass die Zahl der Vermittler in Deutschland um 2,9 Prozent gesteigert werden konnte, während sie in den anderen Regionen stabil blieb (Mittel- und Osteuropa) oder sank (Süd- und Westeuropa minus 3,5 Prozent). So fiel das operative Ergebnis in Deutschland mit 7,1 Millionen Euro (plus 6,0 Prozent) besser aus als erwartet.

Dennoch nimmt die Bedeutung des Heimatmarkts für den Konzern immer mehr ab. Nur noch ein gutes Viertel der Gesamtvertriebsprovisionen (25,7 Prozent, im Vorjahr 26,2 Prozent) entfällt auf Deutschland, erstmals mehr als die Hälfte (50,3 Prozent) auf Mittel- und Osteuropa, wo das Wachstum in fast allen Märkten zweistellig ausfiel. Die um 2,7 Prozent rückläufige Geschäftsentwicklung in Süd- und Westeuropa konnte so mehr als ausgeglichen werden.

Mit dem Erwerb der belgischen Maklerorganisation Willemont hat die OVB 2018 erstmals seit 2007 wieder einen neuen Markt für sich erschlossen. Der belgische Markt - das 5. Land, in dem der Konzern tätig ist - scheint dem Unternehmen nicht zuletzt deshalb so attraktiv, weil dort der Anteil der Stadtbevölkerung in Europa am höchsten ist und das Nettogeldvermögen pro Kopf mit 93 580 Euro deutlich über dem in Gesamt-Westeuropa liegt (61 060 Euro). So sieht man viele geschäftliche Ansätze, auch wenn das Land mit 11,5 Millionen Einwohnern nicht allzu groß ist. Der in Gent ansässige Makler Willemot platziert sich im Ranking belgischer Maklerunternehmen auf Rang 12. Für 2019 erwartet der Konzern 15 bis 16 Millionen Euro an Erträgen aus Belgien. Das würde dann auch das Ergebnis der Region Süd- und Westeuropa, der der belgische Markt zu gerechnet wird, wieder verbessern.

Die Internationalisierung lässt freilich auch mit Blick auf die Regulierung die Kosten steigen. Da jeweils landesspezifische Besonderheiten durch die Umsetzung der EU-Gesetzgebung in nationales Recht zu berücksichtigen sind, lässt sich die Compliance nicht zentral steuern, sondern es muss jeweils vor Ort entsprechendes Know-how vorgehalten werden. Etwa eine Million Euro hat der Konzern 2018 für Beratung in Sachen Compliance aufgewendet, weitere rund 400 000 Euro an eigenem Personalaufwand kommen hinzu. Der entsprechende Aufwand für IT-Implementierung wird nicht näher beziffert.

Angesichts der ohnehin schon hohen Regulierungsdichte warnt der Vorstandsvorsitzende Mario Freis vor einem Provisionsdeckel in der Lebensversicherung, den er als einen nicht verhältnismäßigen Eingriff bezeichnet. Zum einen habe der LVRG die Provisionen bereits sinken lassen. Zum anderen verweist er darauf, dass die Regulierung den Produktmix im Vertrieb bereits verändert habe - während sie die Bedürfnisse der Kunden nicht verändert. Diese Feststellung ist sicher zutreffend. Weiter gedacht bedeutet das: Ein Übermaß an Regulierung ist den Verbraucherinteressen nicht nur nicht dienlich. Sondern sie kann sogar dazu führen, dass Produkte, die dem Kundeninteresse entsprechen, immer weniger angeboten werden.

Ob die DIN-Norm für Finanzberatung die Beratungssituation wirklich verbessern kann, dessen ist sich OVB nicht sicher - obwohl das Unternehmen am gesamten Erarbeitungsprozess beteiligt war. Das ursprüngliche Ziel, ein Online-Tool für Privatkunden zu schaffen, mit dem Verbraucher ohne Unterstützung eine Bestandsaufnahme ihrer Finanzen machen könnten, sei nicht erreicht worden, dazu ist das Ergebnis viel zu komplex. Eine Softwarelösung für die Umsetzung des Regelwerkes in die Beratungsunterstützung ist deshalb auch noch gar nicht verfügbar. Ob sich für das rein deutsche Thema der entsprechende Aufwand lohnt, prüft die OVB derzeit. "Man sollte es im Angebot haben", sagt Mario Freis. Aber er ergänzt auch: "Ob wir ausschließlich auf dieses Thema wechseln werden, kann ich noch nicht sagen." Red.

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