Bank und Technik

Was wird aus der SDV?

Es mag nicht ganz stimmen, dass die PSD-Banken vor gut zehn Jahren aus der Sparda Datenverarbeitung (SDV) "hinauskomplimentiert" wurden, der sie seit 1996 angeschlossen waren. Ganz auf eigene Initiative hin haben sie im Jahr 2008 den Wechsel zur Fiducia aber wohl auch nicht vollzogen. Denn Mandantenfähigkeit stand bei der SDV nie im Vordergrund. Vielmehr betonte die Gruppe der ehemaligen Eisenbahnerbanken stets, wie wichtig ihr eigenes Rechenzentrum doch sei. Alle Fragen danach, ob sich ein eigenes Rechenzentrum für die doch überschaubare Gruppe der Sparda-Banken überhaupt lohne, wurden bis vor kurzem unter Verweis auf die strategischen Vorteile dieses Ansatzes vom Tisch gewischt.

Im Nachhinein können sich die PSD-Banken nun aber wohl auf die Schulter klopfen, dass sie den Wechsel zur Fiducia so frühzeitig vollzogen haben. Denn die Sparda Datenverarbeitung wird für die Spardas zunehmend zur Belastung. Dass nicht zuletzt das Niedrigzinsumfeld und der steigende Regulierungsdruck - und damit von den Banken nicht zu beeinflussende Faktoren - die Kostenfrage haben dringlicher werden lassen, ändert daran nichts.

Möglicherweise hat die Gruppe ein wenig zu lange gezögert, sich des Themas anzunehmen und sich in der IT-Strategie neu aufzustellen. Nur so lässt sich erklären, dass einige Mitglieder der bislang so geschlossen agierenden Gruppe jetzt ausscheren und der Sparda Datenverarbeitung von der Fahne gehen: Die Sparda-Bank Berlin wird noch in diesem Jahr zur Fiducia migrieren, die Sparda-Banken Südwest und Hannover haben die Entscheidung dazu bereits getroffen, dürften jedoch angesichts der Auslastung des genossenschaftlichen Rechenzentrums durch die Migration der ehemaligen GAD-Banken bis Ende 2019 erst einmal auf der "Warteliste" stehen und sind somit noch eine Weile Kunde der SDV.

Die am 16. April 2018 bekannt gegebene Zusammenarbeit der Sparda Datenverarbeitung mit T-Systems wird deshalb von allen Sparda-Banken mitgetragen. Dies festzuhalten ist Florian Rentsch, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbands der Sparda-Banken, wichtig. Anders als in der Presse berichtet, gebe es somit kein Auseinanderdriften in Sachen IT.

Der Sieben-Jahresvertrag mit T-Systems, der ein Volumen im mittleren dreistelligen Millionenbereich hat und eine Verlängerungsoption um weitere drei Jahre beinhaltet, sieht folgendes vor: Die Großkundensparte der Telekom wird die komplette IT-Infrastruktur SDV, die bisher zwei eigene Rechenzentren in Nürnberg betrieb, übernehmen und alle Großrechner und Serverlandschaften in Rechenzentren von T-Systems migrieren. Daneben wird T-Systems auch die Netzwerkleistungen für die gesamte Sparda-Gruppe bereitstellen, also auch die Anbindung der rund 400 Filialen der Gruppe oder auch des Callcenters.

Die vereinbarten Leistungen umfassen den kompletten IT-Infrastruktur- und Mainframe-Service. Mitarbeiter der Sparda-Datenverarbeitung eG übernehmen weiterhin das Management der Applikationen - etwa das Kernbankensystem oder Lösungen für den Zahlungsverkehr - sowie die Weiterentwicklung der Software. Mit dem Deal ist auch die Übernahme von rund 120 Mitarbeitern verbunden.

Der IT-Outsourcing-Vertrag mit T-Systems soll den Sparda-Banken ein Kostensenkungspotenzial in dreistelliger Millionenhöhe bringen und zugleich Engpässe in Sachen Digitalisierung beseitigen. Mit dieser Vereinbarung hat sich die Gruppe somit ein wenig Luft verschafft. Das letzte Wort in Sachen IT ist damit aber noch nicht gesprochen. Die grundsätzliche Frage, ob man sich vom eigenen IT-Dienstleister verabschieden soll, dem künftig nur noch acht Institute der Gruppe angehören werden, wenn die Institute in Berlin, Mainz und Hannover zur Fiducia gewechselt sind und die Sparda-Banken West und Münster fusioniert haben, ist bislang ungeklärt. Hierzu will die Gruppe im Sommer ein Konzept vorlegen. Dabei wird es nicht zuletzt um die Frage gehen müssen, was mit dem in die Jahre gekommenen eigenen Kernbankensystem "Base" werden soll. Hier werden nach Auskunft des Verbands mehrere Angebote geprüft. Avaloq oder auch der Wechsel der gesamten Gruppe zur Fiducia seien dabei nur zwei von mehreren Optionen.

Sollte die Entscheidung zugunsten der Fiducia fallen, wäre der jetzt geschlossene Vertrag mit T-Systems dennoch nicht hinfällig. Denn dann müssten sich die Spardas erst einmal hinten anstellen und bis auf weiteres so gut es eben geht mit der SDV weiterarbeiten. Red.

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