Im Blickfeld

Mit falschen Argumenten

Kaum ist die Frist verstrichen, in der Investoren ihre Gebote für den Erwerb der Bundesbeteiligungen TLG Immobilien und TLG Wohnen abgeben konnten, bricht der Deutsche Mieterbund in Wehklagen aus. Vor allem der anstehende Verkauf der rund 12000 ostdeutschen Wohnungen wird bejammert. Dabei ist sich Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten nicht zu schade, mit äußerst dünnen Argumenten die Privatisierung als soziales und städtebauliches Desaster auszumalen. Wird einmal davon abgesehen, dass die Unterstellung, privates oder institutionelles Wohneigentum sei per se dem Gemeinwohl abträglich, reichlich böswillig ist, geht sie im Allgemeinen und im besonderen Falle der TLG an der Realität vollkommen vorbei.

Von rund 40 Millionen Wohnungen befinden sich weniger als sieben Prozent in öffentlicher Hand. Darin enthalten ist auch das 1991 als Tochtergesellschaft der Treuhandanstalt gegründete Immobilienunternehmen. Einen sozialen Versorgungs- oder städtebaulichen Entwicklungsauftrag hatte die TLG jedoch nie. Vielmehr war sie fast zehn Jahre lang als Privatisierer unterwegs. Wenn Siebenkotten auf die TLG bezogen proklamiert "Wohnungen der öffentlichen Hand dürfen nicht an Finanzinvestoren verkauft und damit zu reinen Renditeobjekten werden", dann ignoriert er, dass das Unternehmen seit dem Jahr 2000 als

Portfoliomanager ausgerichtet vor allem die Erträge und den Portfoliowert steigern sollte.

Seitdem erwirtschaftet das Unternehmen jedes Jahr Gewinne, durch deren Thesaurierung die Eigenkapitalquote innerhalb einer Dekade von 20 auf 55 Prozent im Jahr 2010 wuchs. Für deutsche Immobilienunternehmen ist das ein exzellenter Wert. Von 2004 an stiegen die Umsatzerlöse aus der Bewirtschaftung und erhöhte sich das Immobilienvermögen, obwohl das Portfolio kontinuierlich verkleinert wurde. Insgesamt lieferte der Bestand Ende 2010 eine Immobilienrendite von 6,4 Prozent, von den Wohnungen kamen 6,2 Prozent. Seit Jahren sinkt der Leerstand in den TLG-Wohnungen, zuletzt auf 2,6 Prozent. In einem Markt, in dem die Abwanderung anhält, die Wohnungsleerstände hoch und die Haushaltseinkommen unter dem Bundesdurchschnitt sind, stellt das einen beachtlichen Managementerfolg dar. Damit wird Dreierlei bewiesen: erstens, dass attraktive Mietwohnungsangebote auch ohne öffentlichen Versorgungsauftrag möglich sind, zweitens, dass sich sogar in Märkten mit Angebotsüberhang überdurchschnittliche Renditen erzielen lassen, und drittens, dass beides einander nicht widerspricht. L. H.

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