Im Blickfeld

Gereinigte Deckungsmassen

Als Standard & Poor's das langfristige Kreditrating Griechenlands am 13. Juni dieses Jahres von "B" auf "CCC" mit negativem Ausblick, also auf "Schrott", setzte, überraschten die Bonitätsanalysten damit so manchen Marktteilnehmer. Zwar hatten auch andere Agenturen ihre Urteile gesenkt und den hellenischen Staat unter negative Beobachtung gestellt, doch so dicht am Totalausfall sahen sie die Griechen bislang nicht. Begründet hat Standard & Poor's seine Entscheidung einerseits mit der zu diesem Zeitpunkt ungeklärten Hilfszusage der Troika aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und Mitgliedstaaten der Eurozone, andererseits mit der wirtschaftlichen Lage Griechenlands. So stieg die Arbeitslosenquote binnen eines Jahres von 11,6 Prozent auf 16,2 Prozent bis März 2011.

Angesichts der durch die Sparanstrengungen verstärkenden Talfahrt der Volkswirtschaft scheint klar zu sein, dass auch mit internationalem Schuldenaufschub, die hellenistische Republik ihre Schulden nicht aus eigener Kraft zur Gänze abtragen kann. Bis Ende 2013 muss der griechische Staat 95 Milliarden Euro refinanzieren, weitere 58 Milliarden Euro stehen bis Ende 2014 an. Immer mehr Beobachter halten deshalb einen Schuldenschnitt für unausweichlich. Streitpunkt ist lediglich, wer der Zahlmeister der griechischen Misere sein soll.

Während auf höchsten politischen Ebenen noch heftig darüber diskutiert wird, ob und gegebenenfalls wie private Gläubiger ihren Beitrag leisten könnten, gehen die führenden Ratingagenturen offensichtlich von einer Beteiligung der Banken aus. Moody's drohte schon mal den drei französischen Großbanken BNP Paribas, Crédit Agricole und Société Générale eine mögliche Herabstufung ihres Emittentenratings an, weil diese Institute große Bestände von Krediten an öffentliche Schuldner in Griechenland halten.

Allein BNP Paribas hat griechische Staatsanleihen in Höhe von fünf Milliarden Euro im Portfolio. Dagegen belasten den Crédit Agricole und die Société Générale vor allem Beteiligungen an griechischen Banken, die wiederum maßgebliche Gläubiger des griechischen Staats sind. Vor allem wegen ihrer hohen Griechenlandengagements möchte die französische Regierung die heimischen Banken nicht auf eine Beteiligung am Schuldenschnitt verpflichten.

Dagegen sähe es die deutsche Regierung gerne, wenn auch private Banken einen Teil der Schulden schultern. Ein Blick in die Deckungsmassen Öffentlicher Pfandbriefe (siehe Grafik) zeigt, dass deutsche Pfandbriefbanken den griechischen Staat offensichtlich in deutlich geringerem Umfang finanzierten als ihre französischen Wettbewerber. Deutlich wird auch, dass die griechischen Engagements in den letzten 15 Monaten spürbar abgebaut oder zumindest in den Deckungsmassen reduziert wurden. Mithin träfe eine Pflichtbeteiligung am Schuldenschnitt deutsche Pfandbriefbanken und Pfandbriefinvestoren weit weniger stark als französische Institute.

Auffällig ist jedoch, dass griechische Staatspapiere in Höhe von 3,7 Milliarden Euro aus dem Deckungspool der Deutschen Pfandbriefbank "verschwunden" sind. Diese Engagements wurden inzwischen auf die staatliche FMS Wertmanagement, die Auslagerungsbank der Hypo Real Estate, übertragen, werden also inzwischen von der Bundesrepublik Deutschland garantiert. L. H.

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