Rating kurz notiert

Runter und rauf für Griechenland

Für Griechenland schlugen die Ratings in den vergangenen Tagen Kapriolen. Unmittelbar vor dem Schuldenschnitt unter Beteiligung der privaten Gläubiger stuften die großen Ratingagenturen das Länderrating weiter herab. Auf teilweise zahlungsunfähig setzte beispielsweise Standard & Poor's Hellas. Hintergrund war, dass der griechische Staat rückwirkende Umschuldungsklauseln (CAC) vorgesehen hatte, um Druck auf private Gläubiger auszuüben, damit sie sich an dem Schuldenschnitt beteiligen. Im Falle eines Scheiterns des freiwilligen Anleihetauschs, wäre der Schuldenschnitt erzwungen worden. Bereits zuvor hatte die Ratingagentur Fitch, den griechischen Staat auf "C" herabgestuft, nur ein Notch vor dem Zahlungsausfall.

Für die Freigabe des zweiten, 130 Milliarden Euro schweren Rettungspakets von EU, EZB und IWF war es erforderlich, dass Banken, Versicherungen und Hedgefonds auf 53,5 Prozent beziehungsweise 100 Milliarden Euro ihrer Forderungen verzichten und die verbliebenen Staatsanleihen freiwillig gegen neue Papiere tauschen. Am 24. Februar 2012 hatte Griechenland im Invitation Memorandum das Angebot eines Anleihetauschs gemacht. Demnach erhalten Anleger für Altanleihen im Nennwert von 1000 Euro neue Anleihen Griechenlands im Gesamtnennbetrag von nominal 315 Euro sowie PSI Payment Notes des europäischen Rettungsfonds EFSF im Nennbetrag von 150 Euro, GDP linked Securities im Nennbetrag von 315 Euro und für aufgelaufene Stückzinsen eine Nullkuponanleihe des EFSF. In diesem Falle entspricht die Umwandlung einem barwertigen Verlust von rund 75 Prozent für die privaten Gläubiger.

Insgesamt hielten Anfang März 2012 private Gläubiger griechische Staatsanleihen im Volumen von 206 Milliarden Euro, davon sind 29 Milliarden Euro nicht nach griechischem Recht begeben. Im Invitation Memorandum ist festgelegt, dass der Umtausch dann erfolgt, wenn mindestens 90 Prozent des Nominals aller betroffenen Staatsanleihen fristgerecht zum Umtausch angedient werden, das sind ausgehend von 177 Milliarden Euro folglich 159,3 Milliarden Euro. Hätten sich weniger als 75 Prozent der privaten Gläubiger dazu bereit erklärt, wäre der Anleihetausch gescheitert. Tatsächlich angedient wurden Anleihen in Höhe von 152 Milliarden Euro, also 85,8 Prozent. Daher hat Griechenland angekündigt, die nachträglich eingezogenen Collective Action Clauses (CAC) anzuwenden, um alle privaten Gläubiger zu beteiligen. Hierbei muss sich das Land mit der EU, der EZB und dem IWF abstimmen.

Dadurch ist jedoch laut International Swaps and Derivatives Association (ISDA) das Kreditereignis "Restrukturierung" für Griechenland eingetreten, sodass jetzt die Kreditversicherungen für griechische Staatsanleihen fällig werden. Über das Gesamtvolumen der entsprechenden CDS-Verträge bestehen derzeit nur Vermutungen. Die Rede ist von etwa 70 Milliarden Euro. Da jedoch viele Banken sowohl CDS-Käufer als auch -Verkäufer sind, wird von einem geringeren Effekt für die Finanzinstitute ausgegangen. Schätzungen sprechen von drei Milliarden Euro.

Standard & Poor's hatte bereits vor dem Anleihetausch angekündigt, das Rating Griechenlands im Falle eines erfolgreichen Schuldenschnitts wahrscheinlich wieder auf "CCC" anzuheben. Als erstes reagiert hat jedoch die Ratingagentur Fitch, indem es ihre Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Landes nach dem Anleihetausch auf "B minus" anhob und den Ausblick auf "stabil" setzte. L. H.

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