Im Blickfeld

Hochwasser II: Liquidität gegen die Flut

Erst nachdem das Wasser zurückgegangen ist, lassen sich die Schäden der Flut an Donau, Elbe und Saale abschätzen. Während einige Gemeinden dank verbesserten Hochwasserschutzes diesmal glimpflicher davon kamen als 2002, waren andere Regionen deutlich stärker betroffen. Allein die Kosten für den Wiederaufbau der zerstörten Bundesinfrastruktur wird auf etwa 1,5 Milliarden Euro kalkuliert. Im Rahmen eines von Bund und Ländern gemeinsam initiierten Aufbaufonds werden acht Milliarden Euro eingeplant. Dies geht deutlich über die ursprünglich im Rahmen des Zehn-Punkte-Programms als Flutopferhilfe von der Bundesregierung angekündigten 100 Millionen Euro hinaus. Diese Mittel stellt die KfW jetzt unter der Bezeichnung "Aktionsplan Hochwasser" betroffenen Privathaushalten, Unternehmen und Kommunen in Form zinsgünstiger Hilfskredite zur Verfügung.

Doch nicht nur die öffentliche Hand, auch die private Finanzwirtschaft stellt zahlreiche Sonderkredite für Flutopfer zur Verfügung. So bietet Schwäbisch Hall seinen Kunden und Wohnungseigentümern in den Hochwassergebieten einen Sofortkredit mit einer nominalen Verzinsung ab 1,6 Prozent an. Damit ist das Darlehen um 0,3 Prozentpunkte günstiger als eine normale Finanzierung des Instituts. Als Zusagevoraussetzung genügt der Bausparkasse ein Lichtbild der vom Hochwasser beschädigten Immobilie. Für das Programm hat Schwäbisch Hall insgesamt 100 Millionen Euro eingeplant. Darüber hinaus können vom Hochwasser betroffene Kunden Zahlungsaussetzung von bis zu drei Monaten beantragen.

Mit günstigen Zinsen und unbürokratischer Auszahlung wirbt auch die BHW Bausparkasse. Aus einem Sonderkontingent können Darlehensummen zwischen 8 000 und 30 000 Euro als Blankokredit, das heißt ohne Eintrag im Grundbuch zugesagt werden. Doch nicht nur Bausparkassen, sondern auch Sparkassen und Banken halten spezielle Kreditkontingente vor. Bei der Commerzbank sind es beispielsweise 25 Millionen Euro.

Zweifellos sind die Kredite wegen ihrer günstigen Konditionen eine Möglichkeit, vom Hochwasser geschädigten Haushalten schnell und mit wenig bürokratischen Hemmnissen unter die Arme zu greifen. Tatsächlich aber dürfte die Nachfrage überschaubar bleiben. Zum Vergleich: Bereits beim Hochwasser im Jahr 2002 war von der KfW ein Sonderkreditprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro aufgelegt worden. Doch wurden nur knapp 1 200 Kredite mit einem Gesamtvolumen von rund 78 Millionen Euro zugesagt. Mit einer Kreditantragsflut ist wohl auch diesmal nicht auszugehen. So folgen die jetzt üppigen Darlehensangebote von Banken, Sparkassen und Bausparkassen wohl eher dem Motto "Tue Gutes und rede darüber". Das wiederum ist nur verständlich, bietet ein bisschen Wohltätigkeitsmarketing der Finanzwirtschaft doch die Gelegenheit, ihr lädiertes Image ein Stück weit zu verbessern. Immerhin müssen die von Überschwemmung betroffenen Haushalte keine Kreditklemme fürchten. L.H.

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