Im Blickfeld

Immobilienfinanzierer ersten Ranges

Bescheidenheit ist unter gewerblichen Immobilienfinanzierern eine nicht allzu weit verbreitete Tugend. Erst die Erschütterungen der Finanzmarktkrise zwangen viele der ambitionierten Institute zu demütiger Zurückhaltung - im Risikoappetit, im Neugeschäftsvolumen und nicht zuletzt in der Außendarstellung. Aber es gab ein paar wenige unter den Hypothekenkreditgebern, die ruhig, aber konsequent ohne viel Aufhebens darum zu machen, ihren Weg gingen. Das brachte ihnen unter den geneigten Beobachtern von Branche und Markt zuweilen den Ruf eines Langweilers ein. Doch sind die stillen Storys eben oft auch die besseren. Und so ist heute zu bemerken, dass die bescheiden Gebliebenen inzwischen zu den Großen ge hören - nicht weil sie mehr Geschäft als früher, sondern immer noch genauso Geschäft wie früher machen. Eine dieser Banken, die mit Prinzipientreue offensichtlich erfolgreich sind, ist die Helaba.

Von dem 2013 abgeschlossenen mittel- und langfristigen Neugeschäft dieser Landesbank in Höhe von 17,2 Milliarden Euro machten Immobilienkredite mit 8,7 Milliarden Euro fast 51 Prozent aus. Dass die Neuzusagen damit um mehr als 20 Prozent über dem Abschlussvolumen des Jahres 2012 in Höhe von 7,2 Milliarden lagen, vermeldet der Konzern - man möchte fast meinen - unter "ferner liefen". Doch soviel Erfolg verlangt bekanntlich nach ausführlicheren Erklärungen und angemessenen Würdigungen. Diese holte der Geschäftsbereich einen Tag nach der Konzernbilanz-Pressekonferenz nach und lud die Journalisten zum Immobilien-Talk ein.

Und die Zahlen, die Bereichsvorstand Jürgen Fenk dabei vorstellte, können sich sehen lassen. Demnach sind in den Neugeschäftszahlen der mittel- und langfristigen Finanzierungen originäre Neuabschlüsse von 5,4 Milliarden Euro enthalten. Die übrigen 3,3 Milliarden Euro sind Prolongationen, wobei Fenk betonte, dass dieses Geschäft kein Selbstläufer ist, sondern die Bank mit anderen Instituten im intensiven Wettbewerb steht. In Deutschland sagte die Bank im vergangenen Jahr rund 4,9 Milliarden Euro an Immobilienkrediten zu. Das ist etwa eine halbe Milliarde Euro mehr als im Jahr zuvor. In Großbritannien wurde für 776 Millionen Euro finanziert, in Frankreich für 523 Millionen Euro. Im restlichen Europa summierten sich die Darlehen auf 1,5 Milliarden Euro und in den USA erreichte das Neugeschäft ein Volumen von gut einer Milliarde Euro.

Dabei fällt auf, dass die kurzfristigen Finanzierungen von weniger als einem Jahr Laufzeit weiter gesunken sind. Waren es 2011 und 2012 noch 2,5 beziehungsweise 2,4 Milliarden Euro, so sind es 2013 nur noch 1,8 Milliarden Euro gewesen. Da sich gleichzeitig die mittel- und langfristigen Finanzierungen erhöhten, wuchs das gesamte Neugeschäftsvolumen von 9,2 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 9,6 Milliarden Euro 2012 und erreichte 2013 rund 10,5 Milliarden Euro.

Das hohe Abschlussvolumen wird allerdings auch gebraucht, um die eigenen Bestände "zu verteidigen". Zum Jahresende 2013 beliefen sich die gewerblichen Immobilienfinanzierungen auf insgesamt 33,5 Milliarden Euro, von denen allein auf deutsche Immobilien 16,7 Milliarden Euro entfielen. Nordamerika hatte einen Anteil von 19 Prozent. Großbritannien und Frankreich folgen mit etwa elf beziehungsweise acht Prozent. Die verbleibenden zwölf Prozent verteilen sich auf das übrige Europa sowie Asien.

Auch die Helaba spürt, dass Immobilienfinanzierer, die im Zuge der Krise ihr Geschäft einschränken mussten, jetzt wieder an den Markt zurückkehren und Versicherungsunternehmen, Versorgungswerke und Kreditfonds zunehmend als Wettbewerber - zuweilen auch als Partner - auftreten. Da inzwischen auch die klassische Syndizierung wieder möglich sei, nehmen Banken auch wieder größere Tickets. Zudem konstatierte Fenk, dass Fremdkapital inzwischen stärker mit Eigenkapital konkurriere. Aus diesen Gründe bleibt er hinsichtlich Neugeschäftsprognosen vorsichtig. Eine Steigerung der Abschlüsse werde jedenfalls nicht um jeden Preis angestrebt. Potenziale sieht er allerdings in einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Sparkassen in den Regionen. Aktuell betreut die Helaba mehr als 160 Sparkassen, die durchaus hohe Erwartungen an ihre Landesbank hinsichtlich des Shareholder Values haben, der sich eben auch an den Möglichkeiten gemeinsamer Immobilienfinanzierungen bemesse.

Da dieses Geschäft tendenziell kleinteiliger ist, geht es zwar mit einem relativ hohen Aufwand einher, doch bietet es gerade im aktuellen Marktumfeld auch beachtliche Chancen. Da in den A-Städten um die A-Lagen heftig gerangelt wird, weichen Investoren zunehmend auch auf andere Standorte aus. So wächst das Interesse an den A-Lagen in den B-Städten und an den B-Lagen in den A-Städten. Doch um hier als Finanzierer zum Zuge zu kommen, braucht es die Nähe zum Markt. Im Verbund bieten sich hier also durchaus noch Potenziale. Diese zu nutzen, scheint die Helaba fest entschlossen. L.H.

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