Im Blickfeld

Kapitalanlage Wohnen vor einem Nachfrageboom

Schon seit Jahren nennen die Bundesbürger bei der Frage nach der beliebtesten Form der Altersvorsorge an erster Stelle die Immobilie. Gemeint war damit jedoch ganz überwiegend stets die selbst genutzte Immobilie - also das Eigenheim oder die Wohnung zur Selbstnutzung. Doch vieles spricht dafür, dass auch die Wohnung als Kapitalanlage künftig stärker nachgefragt sein wird.

In einer aktuellen Befragung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes bei 2 000 Bundesbürgern gaben 20 Prozent an, dass sie bereits heute eine fremd genutzte Immobilie besitzen, und 37 Prozent erklärten, dass sie den Erwerb einer solchen Liegenschaft planen. Das ist eine erstaunlich hohe Zahl. Natürlich wird in den nächsten Monaten und Jahren nicht mehr als jeder dritte Bundesbürger tatsächlich auch eine vermietete Eigentumswohnung erwerben, aber selbst wenn nur ein Teil derjenigen, die diese Absicht bekundet, tatsächlich auch kauft, dann stehen wir vor einem erheblichen Nachfrageboom in diesem Segment.

Zum Vergleich: Bei der gleichen Befragung gaben nur 26 Prozent an, sie planten den Erwerb einer Lebensversicherung und nur 20 Prozent erklärten, dass sie festverzinsliche Wertpapiere kaufen wollen. Dabei waren das traditionell die beiden beliebtesten Anlageformen bei den Deutschen. Zu den 37 Prozent, die bei der Befragung antworteten, eine vermietete Immobilie erwerben zu wollen, kommen noch weitere 50 Prozent hinzu, die die Absicht bekundeten, eine Immobilie zur Selbstnutzung zu kaufen. Hier gilt wohl das Gleiche wie für die vermietete Immobilie, nämlich dass natürlich nicht jeder, der in der Befragung erklärte, er plane den Erwerb einer Immobilie, auch tatsächlich eine Wohnung oder ein Haus kaufen wird.

Unbestritten profitiert jedoch die Immobilie stärker als jede andere Anlageklasse vom Niedrigzinsumfeld. Auf die Frage, welche Anlageprodukte in der jetzigen Niedrigzinsphase besser und welche weniger geeignet wären, steht die Immobilie mit 34 Prozent "besser geeignet" mit großem Abstand an der Spitze. Erst danach folgen Aktien (zwölf Prozent der Nennungen) und Gold (vier Prozent der Angaben). Dagegen sagen 42 Prozent, dass sich das Sparbuch oder ein Sparkonto angesichts der Niedrigzinsphase heute weniger eignen.

In der Präferenzliste der Deutschen spielt die Immobilie also zunehmend eine Ausnahmerolle - gleichgültig ob man nach der selbst genutzten oder der vermieteten Immobilie fragt. Analysiert man die Gründe für diese Entwicklung, so sind vor allem fünf Faktoren zu nennen: Erstens hat sich die relative Attraktivität der Immobilie im Vergleich zu den klassischen Anlageprodukten - wie etwa der Kapitallebensversicherung - deutlich erhöht. Zweitens führen die steigenden Mieten in den deutschen Ballungsräumen dazu, dass sich immer mehr Mieter mit der Frage auseinandersetzen, ob sie nicht lieber eine Wohnung erwerben, um damit vor künftigen Mietsteigerungen gesichert zu sein.

Drittens hat sich, trotz gestiegener Immobilienpreise, die Erschwinglichkeit von Immobilien in den vergangenen Jahren aufgrund der historisch niedrigen Zinsen erhöht. Viertens, und auch dies ist nicht zu unterschätzen, gibt es ein starkes Meinungsklima "pro Immobilie", wie die Umfragezahlen belegen. Auch dies beeinflusst die Bereitschaft, eine Wohnung zur Selbstnutzung oder als Anlage zu erwerben, ganz erheblich. Fünftens gibt es trotz einer Entspannung in der Eurokrise und eher niedriger Inflationsraten immer noch sehr viele Bundesbürger, die skeptisch mit Blick auf die künftige Entwicklung sind und sich Sorgen um die langfristige Geldwertstabilität machen, insbesondere mit Blick auf die Politik der Notenbanken. Auch davon profitiert die Assetklasse Immobilie.

Jürgen Kriegisch, Geschäftsführer, Part-B Immobilien GmbH, Berlin

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