Im Blickfeld

Sparen wieder "in"

Erstmals seit fünf Jahren stellen die Sparer wieder die Mehrheit in Deutschland. 51,1 Prozent der Bundesbürger legen Geld zurück. Damit stieg ihr Anteil im Herbst dieses Jahres um 3,3 Prozentpunkte gegenüber dem Sommer. Zu diesem Ergebnis kommt TNS Infratest, das dreimal jährlich mehr als 2000 Deutsche im Alter von über 14 Jahren im Auftrag des Verbandes der privaten Bausparkassen nach ihren Sparanstrengungen befragt. Die Fähigkeit, wieder mehr Geld auf "die hohe Kante" zu legen, ist einerseits Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs, der offensichtlich auch in den Vermögen der privaten Haushalte angekommen ist. Andererseits verunsichert die Banken- und Staatsschuldenkrise die Menschen, sodass sie zugunsten mehr finanzieller Vorsorge den Konsum vorerst zurückstellen.

Der Umfrage zufolge will fast jeder Zehnte mehr sparen. Mit 9,6 Prozent blieb dieser Anteil gegenüber dem Sommer mit 9,7 Prozent weitgehend konstant. Gleichzeitig gaben jetzt 11,4 Prozent im Vergleich zu 12,1 Prozent zur Jahresmitte 2011 an, weniger zu sparen. Die übrigen 71,2 (Sommerumfrage: 71,0) Prozent wollten ihr Sparverhalten nicht ändern. Oberstes Sparziel bleibt mit 65,9 Prozent die Altersvorsorge, deren Bedeutung sogar noch wuchs - um 3,8 Prozentpunkte.

Immerhin 51,4 Prozent der Befragten streben mit ihren Ersparnissen an, einmal Wohneigentum bilden zu können. So hält sich dieses Sparziel auf konstant hohem Niveau und wurde gegenüber der vorangegangenen Umfrage sogar noch öfter genannt. Das Plus beträgt 0,8 Prozentpunkte. Damit zeigt sich, dass die Deutschen in erster Linie Sicherheit suchen und weniger Renditejäger sind. Bemerkenswert ist, dass ihnen die Wahrung des Wohlstands auch nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben wichtiger ist als die Zukunftsvorsorge für die Familie - sei es in Form von Wohneigentum oder Bildungssparen. Offensichtlich ist das Vertrauen in das staatliche Rentensystem deutlich niedriger als in die Ausgewogenheit der lokalen Immobilienmärkte oder die Qualität der öffentlichen Bildungseinrichtungen.

Vor diesem Hintergrund bleibt Wohn-Riester für die Bausparkassen ein wichtiges Produkt. Seine Bedeutung im Neugeschäft sollte in der Zukunft sogar noch zunehmen. Aber auch das klassische Bausparen mit dem Ziel, Wohneigentum zu erwerben oder zu erhalten, ist den Deutschen wichtig. Investitionen in die eigene Bildung oder die der Kinder scheint den Antworten nach, die TNS Infratest bekommen hat, dagegen noch kein Sparziel zu sein. Wenn die Bausparkassen ihr Zwecksparsystem auch für diesen Bereich öffnen wollen, werden sie zunächst noch erhebliche Überzeugungsarbeit zu leisten haben. (Red.)

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