Basel III: vdp warnt vor „Gold Plating“

Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken
Quelle: VDP 
 

Auf europäische Banken und Finanzinstitute kommt eine massive Belastung zu, falls die Reform von Basel III in der von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) präferierten Maximalumsetzung erfolgt, warnt der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Anlass zu dieser Befürchtung gibt die jüngste Auswirkungsstudie „Basel III Reforms: Updated Impact Study“ der EBA. Aus ihr geht die Empfehlung hervor, die Basel-III-Reform trotz der durch die COVID-19-Pandemie hervorgerufenen Unwägbarkeiten „weit über das sachlich gerechtfertigte Maß hinaus umzusetzen“, so der vdp.

In der von der EBA empfohlenen Umsetzung steigt das von Kreditinstituten vorzuhaltende Mindestkapital europaweit im Durchschnitt um 18,5 Prozent an, Immobilienfinanzierer müssen einen Anstieg von 23 Prozent stemmen. Für deutsche Banken bedeutet das sogenannte „Gold Plating“ der Baseler Vorgaben im Mittel gar eine Erhöhung von 35 Prozent – also eine fast doppelt so hohe Belastung wie im europäischen Mittel. „Damit ist offensichtlich, dass das selbst gesetzte Ziel der Aufsichtsbehörden, mit der Basel-III-Reform die Eigenkapitalbelastung der Kreditwirtschaft ‚nicht signifikant‘ zu erhöhen, um Längen verfehlt wird“, betont vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Um die neuen Kapitalanforderungen ohne Einwerbung neuen Eigenkapitals zu erfüllen, müsse das gesamte Kreditvolumen der deutschen Banken um überschlägig circa ein Viertel reduziert werden.

Die zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen werden dabei maßgeblich von der geplanten Umsetzung des sogenannten Output Floor in die Höhe getrieben. Sowohl bei deutschen Instituten als auch bei europäischen Immobilienfinanzierern ist rund die Hälfte der prognostizierten zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen auf den Output Floor zurückzuführen, der eine Untergrenze für das mindestens vorzuhaltende Eigenkapital darstellt. Zukünftig wird für den mittels interner Ratingmodelle ermittelten Kapitalbedarf diese Untergrenze in Höhe von 72,5 Prozent der Kapitalanforderungen aus dem Standardansatz eingezogen. Damit steigen die Kapitalanforderungen solcher Banken, die interne Risikomodelle nutzen, in der Folge massiv. Besonders stark wirkt sich dies auf vergleichsweise risikoarmes Geschäft wie etwa die Immobilienfinanzierung aus.

Eine Lösung, um die Wirkung des Output Floor abzumildern, aber dennoch dem Wortlaut der Baseler Vereinbarung gerecht zu werden, ist der sogenannte „Parallel Stacks Approach“, der laut vdp inzwischen von breiten Teilen der Kreditwirtschaft und einigen Mitgliedsstaaten der EU als sinnvoller Umsetzungsweg für den Output Floor vertreten wird. Diese Methode wirke sich weniger belastend auf die Banken aus, als dies bei der EBA-Variante der Fall sei. „Mit dem Parallel Stacks Approach bleibt der Output Floor das, als was er von den Aufsichtsbehörden selbst ursprünglich mal definiert worden war: ein Backstop, der richtigerweise die Variabilität modellbasierter Eigenkapitalanforderungen nach unten begrenzt, aber eben nicht zur alles dominierenden Steuergröße wird“, so Tolckmitt.

Des Weiteren betonte Tolckmitt noch einmal, dass die Pfandbriefbanken einen global einheitlichen Aufsichtsansatz befürworten und deshalb eine Umsetzung der Basel-III-Reform in Europa unterstützen. Sie wendeten sich auch nicht gegen den Output Floor und dessen vereinbarte Höhe von 72,5 Prozent, sondern gegen eine „Umsetzung in Europa, die völlig ohne Not weit über das in Basel geforderte Maß hinausgeht.“

Gefragt nach den Erfolgsaussichten, meinte Tolckmitt, dass es eine „realistische Chance“ dafür gäbe, von der EBA-Maximalumsetzung wegzukommen – eine Chance, die es so bis vor 1,5 Jahren noch nicht gegeben habe.

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