Bausparkassen: Es tut sich was!

Zinsergebnis der Bausparkassen in den Szenarien in Prozent der Bilanzsumme Quelle: Deutsche Bundesbank

"Das derzeitige Niedrigzinsumfeld stellt die Geschäftsmodelle einiger Banken vor besondere Herausforderungen. In besonderem Maße sind Banken betroffen, die langfristige Zinsversprechen abgegeben haben, aber im Niedrigzinsumfeld nur schwer auskömmliche Erträge erwirtschaften können. Dies gilt insbesondere für Bausparkassen." Zu dieser grundsätzlichen Einschätzung kommt der gerade vorgelegte Finanzstabilitätsbericht der Deutschen Bundesbank.

Mittels einer Szenarioanalyse haben die Aufseher versucht, die Auswirkung anhaltend niedriger Zinsen auf das Zinsergebnis der Bausparkassen bis zum Jahr 2025 auszuloten.

Die Ergebnisse sind keineswegs erfreulich, aber auch nicht so dramatisch, wie zu befürchten gewesen wäre. Im Basisszenario fällt das Zinsniveau bis zum Jahr 2016 weiter ab, bevor es ab 2017 wieder langsam zu steigen beginnt. Hier kommt es zu einem weiteren Verfall der Zinsspanne der Institute auf bis zu 1,5 Prozent, von gegenwärtig knapp 1,6 Prozent. Ab dem Jahr 2018 steigt die Zinsspanne dann aber wieder leicht an. Das gefährlichste, wenn auch wohl wahrscheinlichste Szenario 1 unterstellt eine lange anhaltende Niedrigzinsphase. Daraus resultierend fällt die Zinsspanne auf nur noch 1,4 Prozent und verharrt auf diesem Niveau über Jahre. Szenario 2 ist das wohl günstigste, steigen hier die Zinsen nach einem weiteren Rückgang im kommenden Jahr ab 2017 linear an. Das führt zu einem kräftigen Anstieg der Zinsspanne ab 2018 auf bis zu 1,8 Prozent im Jahr 2025.

Das Fazit der Bankenaufseher lautet: Die Ergebnisse zeigen, dass ohne eine Normalisierung des Zinsniveaus die Ertragslage der Bausparkassen angespannt bleiben dürfte. Sieh da, siehe da! Nun deutet aber relativ wenig darauf hin, dass sich die geldpolitischen Tauben um EZB-Chef Mario Draghi zu einer Zinskorrektur in absehbarer Zeit durchringen könnten. Von daher bleibt den Instituten wohl nur, weiter an der Kostenschraube zu drehen. Und hier sieht die Bundesbank noch Kostensenkungspotenzial, da sich das Aufwand-Ertragsverhältnis im vergangenen Jahrzehnt kaum verbessert habe. In erste Linie werden hierbei wohl neben Maßnahmen in den einzelnen Häusern Synergiepotenziale zwischen Instituten ausgelotet werden. Warum muss jeder alles machen? Die IT-Initiative der LBS-sen ist hierfür nur ein Beispiel, auch an anderen Stellen gibt es derzeit Überlegungen, was größere Bausparkassen für die kleineren Wettbewerber anbieten können.

Daneben werden diese Perspektiven aber auch die Kündigung von teuren Altverträgen forcieren, mit all den negativen Konsequenzen für das Image und dem Aufwand für Rechtsstreitigkeiten. Dass jüngst mit dem Landgericht Karlsruhe ein Urteil gegen die Finanzdienstleister ausgefallen ist, sollte dabei aber nicht überbewertet werden. Zum einen ist es erst das dritte Urteil, das den Klägern gegen die Kündigung recht gibt, 32 Urteile fielen dagegen zugunsten der Kündiger aus. Zum anderen hat das gleiche Gericht auch schon zugunsten der Bausparkassen entscheiden, was Unstimmigkeiten unter den urteilenden Richtern nahelegt. Da die betroffene Badenia wohl in Berufung gegen dieses Urteil gehen will, könnte es aber demnächst doch zu der lang ersehnten höherinstanzlichen Einschätzung kommen.

Bleibt das gute alte Bausparkassengesetz: Der Entwurf, der bereits die zweite und dritte Lesung im Bundestag durchlaufen hat, soll am 18. Dezember verabschiedet werden und verspricht den Bausparkassen einiges an Erleichterungen. Das Pfandbriefprivileg zur Refinanzierung des außertariflichen Geschäftes gehört hier ebenso dazu wie der Wegfall der Gebäudeversicherungspflicht und die Erhöhung der Beleihungswertgrenze bei selbst genutztem Wohneigentum von 80 Prozent auf 100 Prozent. All das wird die Finanziererlandschaft nicht dramastisch verändern, aber vor allem die direkte Refinanzierung der Kreditvergabe über den Kapitalmarkt macht die Bausparkassen ein bisschen gewöhnlicher. Wie die bisherigen Vertriebspartner aus dem Banken- und Sparkassenlager diese "neue" Konkurrenz wohl empfinden? P.O.

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