Homeoffice und die Stadtflucht

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

In den vergangenen Monaten hat sich vieles verändert. Auch in der Arbeitswelt war der Ausbruch der Corona-Pandemie der Auslöser eines tiefgreifenden und nachhaltigen Wandels. Laut aktuellen Zahlen von Bitcom sind derzeit rund 10,5 Millionen Berufstätige ausschließlich im Homeoffice, weitere 8,3 Millionen arbeiten zumindest teilweise von zu Hause. In Summe sind das rund 45 Prozent aller Berufstätigen, von denen aufgrund der Tätigkeit natürlich nicht alle in den Genuss der Heimarbeit kommen können. Braucht es da wirklich noch die symbolhafte "Verpflichtung" der Unternehmen durch die Bundesregierung? Vermutlich nicht. Homeoffice ist längst gelebte Realität, mit allen Vor- und Nachteilen. Daran wird sich auch nach der Krise nicht allzu viel ändern. Denn Bitkom-Berechnungen zufolge wird mehr als jeder Dritte den Arbeitsort auch dann ganz oder teilweise flexibel wählen. Das entspricht 14,7 Millionen Berufstätigen.

Und diese Heimarbeiter denken natürlich darüber nach, ob sie unter diesen neuen Umständen weiterhin die furchtbar hohen Mieten in den Städten bezahlen müssen. Denn allen Bemühungen von Kommunen und Immobilienwirtschaft zum Trotz ist Wohnraum hier immer noch knapp. Wie wunderbar klingt da das Häuschen im Grünen mit Garten, in dem die Kinder spielen können, mit netten und persönlichen Nachbarschaftsbeziehungen und frischer Luft. Viel Geld könnte gespart werden. Und das Klima schont man auch noch, da man ja viel weniger Auto fahren muss. Entsprechend euphorisch fallen auch entsprechende Umfragen derzeit aus. Jeder fünfte würde laut Bitcom gerne aufs Land ziehen, wenn er weiterhin im Homeoffice bleiben dürfte, unter den bis 30-Jährigen ist es sogar jeder Dritte. Doch was so wunderbar klingt, hat auch eine Kehrseite: Wie ist es mit dem Breitbandausbau? Wo gehen Kinder in die Kita oder die Schule? Wie lange braucht der Lieferdienst mit dem Abendessen? Nein, auch Corona wird den Druck in den Städten nicht wirklich verringern. Denn Wanderbewegungen zwischen Stadt und Land hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Es darf also, nein es muss, weiter kräftig gebaut werden. P.O.

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