Homeoffice – wer gewinnt, wer verliert? TU Darmstadt befragt Beschäftigte

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Ob Menschen im Homeoffice erfolgreich arbeiten können, hängt weniger vom Job selbst als von ihrer Wohnsituation ab. Das ist ein Kernergebnis einer thematisch breit angelegten Befragung, mit die TU Darmstadt die Situation von Beschäftigten sowie Chancen und Risiken des Homeoffice untersuchte. Und: Eine breite Einführung der Arbeit von zu Hause habe das Potenzial, die Gesellschaft zu spalten.

Die Ergebnisse der Studie ergeben letztlich ein differenziertes Bild: Die Realität der Arbeit von daheim und deren Wahrnehmung in der Gesellschaft klaffen demnach weit auseinander. Bereits vor der Pandemie arbeiteten mehr Menschen im Homeoffice als angenommen. Und weiter: Wissensarbeit lasse sich weit weniger umfangreich von zu Hause erledigen als zumeist unterstellt. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten gab zudem an, zu Hause weniger produktiv zu arbeiten als im Büro.

Die Studie legt nahe, dass der wichtigste Grund dafür im Arbeitsort liegt. „Wie Leute wohnen, sagt viel darüber aus, ob sie erfolgreich von zu Hause aus arbeiten können“, sagt Professor Andreas Pfnür, der Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre. Die Studie ergab, dass die Wohnsituation der wichtigste Faktor ist, wenn Unternehmen entscheiden sollen, welche ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice erfolgreich tätig werden könnten. „Die Wohnsituation ist aussagekräftiger als die Art des Jobs oder die Zahl der Kinder“, sagt Pfnür. „Das hatten wir so nicht erwartet.“ Je zufriedener Befragungsteilnehmer mit ihrer Wohnsituation, der Lage und der Ausstattung der Wohnung waren, desto zufriedener und produktiver waren sie im Homeoffice.

Neben einer guten Wohnsituation identifizierten die Forschenden weitere Faktoren, die das Homeoffice begünstigen. Vor allem komplexe, vielseitige Aufgaben und höhere Autonomie gingen mit Arbeitserfolg im Homeoffice einher. Ältere, besserverdienende und beruflich erfahrene Beschäftigte arbeiteten erfolgreicher, ebenso Vollzeitkräfte im Vergleich zu Teilzeitkräften. Singles taten sich offensichtlich im Homeoffice besonders schwer. Hier spielten Isolation, aber auch die berufliche Entwicklung eine Rolle.

Die Studie zeigt des Weiteren, dass Büroarbeit sich nicht beliebig nach Hause outsourcen lässt und dass klassische Büros weiterhin Bestand haben werden. Richtig genutzt und unter den richtigen Voraussetzungen – etwa bessere Infrastruktur und freiwillige Entscheidung für das Homeoffice - biete Arbeit von zu Hause jedoch zahlreiche Chancen, den Arbeitserfolg von Individuen zukünftig weiter zu verbessern. Aber: „Ohne einen aktiven Change-Prozess drohen die Risiken des Work from Home, die die empirischen Daten unserer Studie offenbaren, überhand zu nehmen“, so Pfnür. Eine Homeoffice-basierte Arbeitswelt könne soziale Verwerfungen nach sich ziehen, wenn die öffentliche Hand und Arbeitgeber nicht gegensteuerten. „Homeoffice bereitet den Weg aller Bürobeschäftigten in eine Zweiklassengesellschaft“, so Pfnür. Auf der einen Seite stünden Beschäftigte, die umfangreich zu Hause arbeiten könnten, weil sie es sich dort in Komfort gut gehen lassen könnten oder weil ihre Jobs entsprechend attraktiv wären. Auf der anderen stünden Personen, die in schlechteren Verhältnissen im Homeoffice wenig erfolgreich wären oder unter den Mehrkosten der Arbeit von daheim zu leiden hätten.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

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