Von Eonia zu EuroSTR

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Mitte März beschlossen, das Akronym für ihren Tagesgeldsatz von "Ester" in "EuroSTR" zu ändern. Die technischen Vorbereitungen zur Nutzung des Zinssatzes für kurzfristige Euro-Einlagen können beginnen, so die Europäische Zentralbank. Sie hat zudem angekündigt, EuroSTR ab dem 2. Oktober 2019 zu veröffentlichen, wobei die Daten die Handelsaktivität vom 1. Oktober 2019 widerspiegeln werden. Außerdem will die EZB den privaten Sektor in seinen Bemühungen bei der Umstellung vom Euro Overnight Index Average (Eonia) weiter unterstützen. Auf Empfehlung der Arbeitsgruppe des privaten Sektors zu risikofreien Zinssätzen für das Euro-Währungsgebiet wird die EZB den Spread zwischen dem EuroSTR und dem Eonia einmalig berechnen. Die Berechnung soll gemäß der von dieser Arbeitsgruppe öffentlich empfohlenen Methodik erfolgen. Der daraus resultierende Spread soll an dem Tag, an dem die Änderung in der Methodik für den Eonia bekannt gegeben wird, kommuniziert werden. Er beruht auf den öffentlich verfügbaren Eonia- und Pre-EuroSTR-Daten.

Zuvor hatte die Arbeitsgruppe des privaten Sektors zu risikofreien Zinssätzen für das Euro-Währungsgebiet gegenüber den Marktteilnehmern Empfehlungen in Bezug auf die Umstellung des Eonia auf den Euro Short-Term Rate (EuroSTR) und die Berechnung einer EuroSTR-basierten Zinsstrukturkurve gebilligt. Die Arbeitsgruppe zu risikofreien Zinssätzen für das Euro-Währungsgebiet, deren Sekretariat von der Europäischen Zentralbank gestellt wird, ist eine von Branchenvertretern geleitete Gruppe, die 2018 von der EZB, der belgischen Finanzaufsichtsbehörde (FSMA), der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) und der EU-Kommission gegründet wurde. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, alternative risikofreie Zinssätze sowie entsprechende Umstellungsmöglichkeiten zu identifizieren und zu empfehlen. Am 13. September 2018 empfahl die Arbeitsgruppe EuroSTR als neuen risikofreien Euro-Zinssatz. EuroSTR bildet die Kosten für die unbesicherte Euro-Tagesgeldaufnahme im Großkundengeschäft von Banken im Euroraum ab. Der Fokus liegt auf der Einführung des EuroSTR und einer eingehenderen Analyse von Rückfalllösungen für den Euribor.

Zu den Empfehlungen der Arbeitsgruppe gehört, dass die Marktteilnehmer bei allen Produkten und Kontrakten den Eonia schrittweise durch EuroSTR ersetzen, indem sie EuroSTR zu ihrem gängigen Referenzzinssatz machen und bestimmte Anpassungen an ihren IT-Systemen vornehmen. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, dass der für den Eonia zuständige Administrator - das European Money Markets Institute (EMMI) - die derzeit geltende Eonia-Methodik für einen begrenzten Zeitraum auf EuroSTR plus einem Spread (Zinsaufschlag) umstellt, um den Marktteilnehmern ausreichend Zeit für den Übergang auf EuroSTR einzuräumen. Das EMMI wird zudem gebeten, sich mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen, um sicherzustellen, dass der Eonia nach der angepassten Methodik die Vorgaben der EU-Benchmark-Verordnung erfüllt. Die Arbeitsgruppe spricht außerdem Empfehlungen für eine Methodik zur Berechnung des genannten Spreads aus.

Des Weiteren empfiehlt sie eine Systematik zur Berechnung einer zukunftsgerichteten Termin-Zinsstrukturkurve, die auf EuroSTR-Derivatemärkten basiert und als Rückfalllösung für an den Euribor gekoppelte Kontrakte verwendet werden könnte. Die Arbeitsgruppe wird nun sowohl die vergangenheitsbezogenen als auch die zukunftsgerichteten Ansätze als mögliche Rückfalllösungen für den Euribor weiter analysieren. Dabei berücksichtigt sie die Arbeiten anderer Währungsräume wie auch der International Swaps and Derivatives Association (ISDA), die den Beginn einer Konsultation zur Festlegung einer Rückfalllösung für an den Euribor gekoppelte Derivatekontrakte nach dem Start der Veröffentlichung des EuroSTR angekündigt hat.

Nach Einführung des EuroSTR wird der Eonia im Rahmen einer neuen Methodik, die direkt Bezug zum EuroSTR nimmt, fortbestehen. Auf diese Weise kann der Eonia für einen begrenzten Zeitraum in bestehenden Kontrakten verwendet werden, um einen reibungslosen Übergang vom Eonia auf den EuroSTR zu gewährleisten.

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