Internationale Verwendung des Euro

Verglichen mit dem vorangegangenen Berichtszeitraum wurde der Euro im Jahr 2014 und Anfang 2015 von internationalen Kreditnehmern zunehmend als Finanzierungswährung verwendet, während sein Anteil an den Devisenreserven weitgehend unverändert blieb. Dies sind einige der wichtigsten Erkenntnisse eines Anfang Juli 2015 von der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlichten Berichts über die internationale Rolle des Euro (The international role of the euro), in dem untersucht wird, wie sich die Verwendung des Euro durch Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets im Jahr 2014 und Anfang 2015 entwickelt hat.

Eine herausragende Entwicklung war die nominale effektive Abwertung des Euro um 10 Prozent in den zwölf Monaten bis Mai 2015, die sich in verschiedenen Indikatoren zur internationalen Verwendung des Euro niederschlug. Bei Zugrundelegung konstanter Wechselkurse erholten sich die meisten Indikatoren, die zur Beurteilung der internationalen Verwendung des Euro herangezogen werden, entweder weiter von dem Rückgang, der im Gefolge der Staatsschuldenkrise im Euroraum zu beobachten war, oder blieben im Berichtszeitraum weitgehend stabil. Dies galt für die Verwendung des Euro als Reserve-, Finanzierungs- und Fakturierungswährung. Besonders deutlich wurde die Abwertung der Gemeinschaftswährung im Berichtszeitraum am Rückgang des nominalen Anteils des Euro an den weltweit offengelegten Devisenreserven (um 2,2 Prozentpunkte auf 22,2 Prozent) im Jahr 2014. Bereinigt um Wechselkursveränderungen blieb der Anteil jedoch im Großen und Ganzen unverändert (minus 0,2 Prozentpunkte), was darauf hindeutet, dass die nominale Verringerung vor allem auf Bewertungseffekte zurückzuführen war.

Angesichts des niedrigen und weiter sinkenden Zinsniveaus im Euro-Währungsgebiet wurde der Euro von internationalen Kreditnehmern verstärkt als Finanzierungswährung verwendet. Der Anteil der Gemeinschaftswährung an der internationalen Schuldtitelemission erhöhte sich im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahrsquartal um 9 Prozentpunkte auf fast 30 Prozent.

Der Bericht enthält zwei Aufsätze. Der erste beschäftigt sich damit, welche Bedeutung die bei internationalen Transaktionen eingesetzten Währungen für die Übertragung von Wechselkursveränderungen auf die Importpreise haben. Es werden nationale Unterschiede bei der langfristigen Wechselkurstransmission (das heißt der Übertragung von Wechselkursveränderungen auf die Importpreise) im Verhältnis zur Verwendung des Euro als Fakturierungswährung in den betreffenden Ländern analysiert. Dabei wird ein kausaler - und wirtschaftlich signifikanter - Zusammenhang zwischen der Wahl der Fakturierungswährung und der Wechselkurstransmission festgestellt: Wenn sich der Anteil des Euro an der Fakturierung von Einfuhren aus Ländern außerhalb des Euroraums um 10 Prozentpunkte erhöht, verringert sich die Übertragung von Wechselkursveränderungen auf die Importpreise um 7 Prozentpunkte.

Im zweiten Aufsatz wird untersucht, wie sich der Wechsel von festen zu flexiblen Wechselkursen, der sich im Gefolge des Zusammenbruchs des Bretton-Woods-Systems vollzog, auf die Verwendung verschiedener nationaler Währungen als internationale Reservewährungen auswirkte. Der Bericht ist auf der Website der EZB unter http://www.ecb.europa.eu abrufbar.

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