Deutsche Banken

Besser als ihr Ruf?

Quelle: pixabay

Bereits zum vierten Mal wertet die Unternehmensberatung Bain & Company die Bilanz- und GuV-Strukturen deutscher Kreditinstitute aus. Und wieder mal stoßen die Ergebnisse auf Widerspruch der betroffenen Banken. Vor allem Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken kommen bei der Untersuchung schlecht, zu schlecht weg. Laut der Unternehmensberatung verdient nämlich nur jedes zehnte Institut seine Eigenkapitalkosten. Diese liegen im Schnitt bei rund fünf Prozent. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern beträgt allerdings nur 1,8 Prozent. Das stimme so nicht, heißt es von den beiden großen Verbundgruppen.

In der Tat kommt es auf den Blickwinkel des Betrachters an. Bain bewertet die Ergebnisse ausschließlich aus Sicht der Shareholder. Entsprechend werden stille Reserven nach § 340 f vom Ergebnis abgezogen, was zu diesem schlechten Abschneiden führt. Es ist müßig, zu diskutieren, ob ein Shareholder mit oder ohne stille Reserven besser fährt. Einerseits fehlt dieses Geld in diesem Jahr im Ergebnis und damit eventuell auch bei der Ausschüttung. Andererseits können so Rückgänge oder Unglücke in den kommenden Jahren aus eigener Kraft von den Instituten bewältigt werden, ohne dass der Anteilseigner Mittel nachschießen muss. Die Vergangenheit in Deutschland hat die Politik der stillen Reserven zweifelsfrei bestätigt. Für die angelsächsische Betrachtung ist sie dagegen befremdlich.

Doch unabhängig von dieser kleinen Aufregung lassen sich viele positive Aspekte aus der Studie ziehen. Zum einen: Vor einem Jahr waren es erst fünf Prozent der Banken, die ihre Kapitalkosten verdient haben. Zum anderen: Die Eigenkapitalquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Bain-Analysen. Die Eigenkapitalposition summiert sich auf mittlerweile rund 474 Milliarden Euro, die überwiegend aus erwirtschafteten Ergebnissen thesauriert wurden. Nachteil: Bei unterstellten durchschnittlichen Eigenkapitalkosten von fünf Prozent müssen dafür jedes Jahr rund 23 Milliarden Euro aufgewendet werden. Und eine auskömmliche Verzinsung für das Eigenkapital am Kapitalmarkt gibt es bei Weitem nicht. Drittens: Das Teilbetriebsergebnis liegt über alle Bankengruppen hinweg betrachtet stabil auf Vorjahresniveau bei 8,1 Prozent des durchschnittlichen Eigenkapitals. Rechnet man die stillen Reserven hinzu, ist es sogar auf 8,3 Prozent gestiegen. Bei den Sparkassen ist das Teilbetriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr zwar von 9,3 Prozent auf 8,8 Prozent gesunken, allerdings haben die Institute die wirtschaftliche Lage genutzt, kräftig Vorsorge zu betreiben. Inklusive der §340f-Position ist das Teilbetriebsergebnis der öffentlich-rechtlichen Institute auf 9,4 Prozent gestiegen. Ein wenig schlechter sieht es bei den VR-Banken aus: Hier sank das Teilbetriebsergebnis bei der reinen Betrachtung nach Shareholder-Value von 10,4 auf 9,7 Prozent, und auch mit stillen Reserven steht noch ein Rückgang auf 10,0 Prozent zu Buche. Viertens: Zinsüberschüsse aller Banken sind inklusive der Reserven gegenüber dem Vorjahr gestiegen, die Provisionsüberschüsse ebenfalls und die Kosten sind gesunken.

All das zeigt: Die deutsche Kreditwirtschaft kommt mit den widrigen Umständen aus niedrigen Zinsen und hohem administrativem Aufwand für Regulatorik und Digitalisierung einigermaßen gut, wenn nicht immer besser zurecht. Das ist doch eine gute Botschaft, die es so aber natürlich nicht in die Schlagzeilen der einschlägigen Studien und berichtenden Medien schafft. Wenn nun die Zinsen noch steigen ...

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