Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Stand Alone erfolgreich

Nach der größeren DZ Bank hat mit der Düsseldorfer WGZ auch die zweite genossenschaftliche Zentralbank deutlich bessere Zahlen als noch vor einem Jahr präsentiert. Auch hier war Erleichterung zu spüren, auch hier stimmen die Bilanz- und GuV-Strukturen wieder nach einem verkorksten 2011. 167,3 Millionen Euro vor Steuern in der für die Einschätzung maßgeblichen WGZ Bank AG, sind das bisher beste Ergebnis in der Geschichte der Düsseldorfer, ein "Premiumjahrgang", wie ihn WGZ-Chef Werner Böhnke betitelte. Zwar konnte operativ der deutlich höhere Provisionsüberschuss, plus 15 Prozent auf 103 Millionen Euro, den Rückgang des Zinsüberschusses nicht ganz kompensieren, aber ein verdoppelter Nettoertrag aus Finanzgeschäften (131 Millionen Euro) und eine mehr als halbierte Risikovorsorge (23 Millionen Euro) führten zu einem Jahresüberschuss vor Steuern von 132,5 nach 50,1 Millionen Euro im Vorjahr.

Und auch nach den internationalen Bilanzierungsregeln IFRS sieht es für die gesamte WGZ-Bank-Gruppe wieder deutlich besser aus - 551,5 Millionen Euro nach einen Verlust von 430,3 Millionen Euro im Vorjahr. Aus dem guten Ergebnis fließt eine Dividende von sechs Prozent an die Anteilseigner, und rund 250 Millionen Euro stärken die Reserven. Bemerkenswert sind genau 500 Millionen Euro im Topf der 340 f-Reserven, werden diese doch nicht zum harten Kernkapital nach Basel III gezählt. Böhnke sieht in diesen stillen Reserven aber dennoch einen großen Vorteil, nämlich zukünftig Dinge ohne größere Volatilitäten bei den Eigenkapitalquoten zurechtrücken zu können, wenn Bedarf ist. Der WGZ-Chef ist und bleibt ein vorsichtiger Kaufmann und ist mit dem Rekordjahr daher auch nur "nicht unzufrieden". So verhindert man Bequemlichkeit und nachlassende Leistungsbereitschaft.

Böhnke will die guten Ergebnisse auch keineswegs als Vorbote eines neuerlichen Fusionsversuches zwischen beiden genossenschaftlichen Zentralbanken verstanden wissen. Im Gegenteil: Deutet man die Zeichen aus Frankfurt - sprich die Nachfolge zweier demnächst ausscheidender Vorstände mit jungen Kandidaten aus der eigenen Organisation, aber auch von außerhalb des Verbundes - und aus Düsseldorf richtig, so steht eine mögliche Zusammenlegung der Zentralbanken nicht vor der Tür und auch nicht ganz oben auf der Agenda. Das ist verständlich, denn zum einen besteht aufgrund der guten Zahlen beider Häuser momentan kein Druck. Zum Zweiten lösen die Synergieeffekte aus einem solchen Schritt keineswegs die Probleme der Primärstufe in einem Umfeld steigender Risiken und sinkender operativer Erträge, sondern entlasten allenfalls ein klein wenig bei manchen Kostenstrukturen.

Zum Dritten ist ein solcher Schritt vor der nach wie unsicheren Behandlung von Verbundbeteiligungen und anderen regulatorischen Fragen den Anteilseignern sicherlich nicht allzu gut vermittelbar. Und auch ganz pragmatische Fragen wie Feuerkraft im Kreditgeschäft, Zuflüsse des Einlagensicherungsfonds oder die Behandlung als größeres und damit systemisch relevanteres Institut vor einer EZB oder einer EBA mit all ihren Konsequenzen für Liquiditätszentrale des Verbundes müssten zuvor sicherlich feinstens erörtert werden - nicht immer gibt eins plus eins zwei und nur in ganz, ganz seltenen Fällen 2,5.

Nein, beide Institute können Stand Alone erfolgreich sein, wie die Zahlen zeigen, und können den eingeschlagenen Weg der Kooperation weitergehen. Konsolidierungspotenzial bietet der Verbund mit zwei Rechenzentralen und mehr als 1100 Primärbanken in einem anhaltend herausfordernden Umfeld sicherlich auch ohne DZ und WGZ oder die ebenso unwahrscheinliche Fusion von Hypothekenbanken genug.

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