Sparkassen

Eintrübung der Aussichten

Die Taunus-Sparkasse hat 2015 das dritte gute Geschäftsjahr in Folge abgeliefert. Das Ergebnis nach Steuern summierte sich auf 29,4 Millionen Euro und lag damit knapp über den Ergebnissen von 2013 und 2014. So richtig Freude über das Rekordergebnis konnte bei den Verantwortlichen aber nicht aufkommen. Denn mit Blick nach vorn nehmen die Sorgen zu. "Wir gehen in unseren Planungen davon aus, dass die Niedrigzinsphase dauerhaft anhält. Das wird sich in den Erträgen niederschlagen. Zudem steigen die Anforderungen an das Eigenkapital, Melde- und Dokumentationspflichten erhöhen die Komplexität ebenso wie neue Technologien", fasste der Vorstandsvorsitzende Oliver Klink die Rahmenbedingungen zusammen. Schon 2015 konnten die hohen Rückgänge im klassischen Zinsertrag nur durch die Auflösung von Swaps aufgefangen werden.

Der Schuldige ist schnell ausgemacht: "Die Europäische Zentralbank zielt mit ihrer Geschäftspolitik sowohl auf die deutschen Sparer als auch die Institute, die sich mit ihrem traditionellen Geschäftsmodell als Stabilitätsanker Deutschlands bewiesen haben", sagte Klink. Klar ist, die niedrigen Zinsen fressen sich mit jedem Jahr, welches die Niedrigzinsphase länger anhält, tiefer in die Bilanzen der Banken und Sparkassen hinein. Rund 35 Prozent der gesamten Kundenkredite der Taunus-Sparkasse, über eine Milliarde Euro, wurden im vergangenen Jahr neu ausgezahlt.

Allerdings stellte Klink auch fest, dass es ob der sinkenden Margen im Kreditgeschäft zunehmend unattraktiver wird, Kundenkredite über Kundeneinlagen zu refinanzieren. Es sei denn, man gibt negative Zinsen bei Einlagen an die Kunden weiter. Davon hält der Vorstandsvorsitzende aber gar nichts. Stattdessen warnte er die EZB, dass ein "Abwürgen der Kreditvergabe schnell Wirkung in der Region" und damit unmittelbar bei den Bürgern und der Realwirtschaft zeigen würde.

Insgesamt standen bei der Taunus-Sparkasse im vergangenen Jahr Kundenkredite in Höhe von 3,56 Milliarden Euro Kundeneinlagen und Pfandbriefe von 3,59 Milliarden Euro gegenüber. Berücksichtigt man noch das ausgesprochen günstige Bewertungsergebnis, trotz strengem Niederstwertprinzip beträgt es für Wertpapiere und Kredite lediglich 6,5 Millionen Euro, zeigt sich die Gefahr der weiteren Entwicklung. In Anlehnung an den Brexit betonte Klink, dass die Gefühlslage der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken bezogen auf die EZB-Politik sehr ähnlich derer der britischen Bürger mit Blick auf die gesamte EU sei. Nur kann man sich als deutsche Bank oder Sparkasse der Notenbank nicht einfach durch ein Referendum entziehen.

Mit Blick auf die kommenden vier Jahre möchte die Taunus-Sparkasse die Marktführerschaft im Immobiliengeschäft sichern, das Private-Banking-Geschäft ausbauen und Chancen im Geschäft mit Unternehmern und Unternehmen nutzen. Konkrete Chancen rechnet sich der Vorstandsvorsitzende beispielsweise im Mittelstand bei Generationswechsel oder bei der Begleitung der Digitalisierung aus. Allgemein will er die Kosten der Produktion senken, durch gezielte Verschlankung und unter Ausnutzung der Fluktuation. Das ganze Thema Digitalisierung sieht der Vorstandsvorsitzende der Taunus-Sparkasse dabei keineswegs als Bedrohung des klassischen Bankgeschäfts, sondern als Chance. Fintechs seien nicht zwanghaft Gegner. Allerdings macht der Banker Versäumnisse im Sparkassen-Marketing aus, denn gerade die öffentlich-rechtlichen Banken würden an dieser Stelle als Innovationsmuffel wahrgenommen, obwohl sie schon sehr viel vorzuweisen hätten.

Wie man gegensteuern kann, zeigt auch die Entwicklung bei den Girokonten: Obwohl die Taunus-Sparkasse vor einigen Jahren die Gebühren für Dienstleistungen rund um das Konto spürbar erhöht hat, wurde 2015 die Marke von 100 000 Girokonten geknackt. Kunden sind anscheinend doch bereit, für Leistung zu bezahlen.

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